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Rot wie Schnee

Rot wie Schnee

Titel: Rot wie Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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verlassener und dunkler, denn die Abstände zwischen den Straßenlaternen waren größer. Laub raschelte, eine Amsel flog auf.
    |122| Eine Stunde lang lief sie herum, zur Schule, mehr Richtung Süden, wieder zurück, bog zum Supermarkt ab und kam wieder zurück. Zwischendurch rief sie mehrfach Patrik auf seinem Handy an, und einmal auch bei Hugo zu Hause.
    An die zehn nächtlichen Wanderern begegnete sie, fünf davon Hundebesitzer und drei junge Mädchen. Eines davon kannte Eva flüchtig von der Vorschule her. Das lag zehn Jahre zurück, aber das Mädchen schien irgendwie unverändert. Sie nickte Eva zu, die daraufhin ihre Schritte verlangsamte. Sie wusste nicht, ob sie die drei nach Patrik fragen sollte, entschied sich aber dagegen und ging schnell in Richtung der ehemaligen Post.
    Sie hörte die Mädchen hinter sich lachen. Bestimmt wussten sie, dass die Polizei auf der Suche war. Morgen würde ganz Sävja und halb Bergsbrunna Bescheid wissen.
    Gleich war sie zu Hause. Sie blieb unter einer Straßenlaterne stehen. Hatte es Sinn, herumzulaufen und zu suchen? Sie war überzeugt, dass Hugo sich um das Herumtelefonieren bei allen Kumpels kümmerte.
    Nach Patrik fahndete die Polizei. Er wusste das bestimmt auch. Weiß Gott, was der Junge tun mochte.
    Sie rannte das letzte Stück zu ihrem Haus. Die Gruppe auf dem Hof war weg. Bei Helen war noch Licht, sonst war es ganz dunkel. Sie hörte das Käuzchen am Waldrand rufen.
    Im selben Augenblick klingelte ihr Handy.
    »Hallo, ich bin das.«
    »Wo bist du?«
    »Spielt keine Rolle.«
    »Was hast du angestellt?«
    »Nichts. Das sind nur die Bullen, die   …«
    »Was war mit der Misshandlung!«
    Sie konnte Patrik atmen hören.
    »Bist du okay?«
    »Klar. Was haben die Bullen gesagt?«
    |123| »Du sollst mir sagen, was passiert ist«, sagte Eva. »Die haben gesagt, ein Mann sei mit einem Messer verletzt worden.«
    »Das ist Zero.«
    »Hat Zero das getan? Warst du dabei?«
    »Ich muss Schluss machen. Ich komme später nach Hause.«
    »Komm sofort nach Hause! Auf der Stelle!«
    »Ich glaub, die Bullen bewachen das Haus.«
    Eva sah sich um. Nichts deutete darauf hin, dass die Polizei in der Nähe war, aber es war ihr schon klar, dass sie kaum auf dem Hof parken würden.
    »Ich will dich treffen. Denk an Hugo. Der ist auch total beunruhigt.«
    Patrik war einen Moment still, und Eva war sich darüber im Klaren, dass er mit sich rang.
    »Die Gartenkolonie, du weißt schon. Komm dahin.«
    »Wie soll ich   …«
    »Ich sehe dich, wenn du kommst.«
    Patrik legte auf. Eva blieb einen Moment stehen, dann rief sie Hugo an.

17
    A n der Bar des »Alhambra« hielt sich Slobodan Andersson am liebsten auf. Das »Dakar« war okay, dorthin ging er jeden Abend um acht Uhr und trank einen Grappa. Aber im »Alhambra« hatte es angefangen, war alles so richtig in Schwung gekommen. Hier hatte er mit Armas geplant und diskutiert. Slobodan erinnerte sich, wie sich zu der gespannten Unruhe das triumphierende Gefühl gesellte, auf dem richtigen Weg zu sein, wie sie ihre Pläne und jedes Detail dabei immer wieder durchgingen. Armas hatte das richtige Feeling für diese |124| Kleinigkeiten, die den Unterschied zwischen Katastrophe und Erfolg ausmachen konnten. Er überließ nie etwas dem Zufall. Wortkarg lenkte er Slobodan, wohin er ihn haben wollte. Slobodan Andersson hatte manchmal den Verdacht, dass er Armas unterlegen war, und er wusste ganz genau, dass er mehr als einmal seinen Erfolg Armas verdankte.
    Es war sonderbar, aber Slobodan Andersson war beunruhigt. Oft kam das nicht vor. Vielleicht lag es an Armas’ Kommentar zum Computer, dass die Polizei auch Gelöschtes ohne Weiteres lesen konnte? Slobodan überlegte, ob das tatsächlich stimmte, aber jetzt war der PC ja auseinandergenommen und weggeworfen. Armas hatte einen neuen gekauft, ein Notebook, und ehe er nach Spanien aufgebrochen war, hatte er alles installiert.
    Slobodan saß an der Schmalseite der Bar, rauchte eine Zigarette und beobachtete, wer kam und wer ging, begrüßte jemanden mit einem kurzen Nicken oder einen alten Kunden mit einem Handschlag, wechselte auch mal einige Worte, aber ließ sich nie auf ein längeres Gespräch ein.
    Das »Alhambra« lief gut. Er registrierte jede Eingabe von Jonas und Frances in die Kasse, nicht die Beträge, aber das Geräusch der Finger auf den Tasten und den Knall, wenn sich die Schublade der Kasse öffnete.
    Er wusste noch gut, wie er zu Anfang seiner Laufbahn als Wirt jeden Abend auf die Zahlen

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