Rot wie Schnee
Wohnung in der Stadt mit allem, was darin war, und verteilten das Geld unter sich. Das Sommerhäuschen nahm Bertil für sich in Anspruch, aber in einem Anfall schlechten Gewissens bot er dem kleinen Bruder Konrad an, darüber zu verfügen.
In schwierigen Phasen seines Lebens hatte Konrad Rosenberg dort zwar gewohnt, sich aber nie richtig zu Hause gefühlt. Es lag zu weit außerhalb der Stadt, und außerdem erinnerte ihn dort alles an seine Kindheit. Die war gar nicht unglücklich gewesen, und vielleicht war das die Ursache seines Unbehagens. Das Sommerhäuschen weckte in Konrad dunkel eine Erinnerung, dass es eine andere Art von Leben gab als das, wofür er sich entschieden hatte.
Die Nachbarn waren alle arbeitsam und ehrgeizig. Konrad spürte ihre Verachtung. Er hatte das Haus instand gesetzt, |136| hatte es neu streichen lassen, das Dach erneuert, aber das half alles nichts. Die Nachbarn waren und blieben feindselig. Was sie nicht wussten, war, dass dieses Sommerhäuschen den Grund für sein persönliches Comeback bildete. Es lag ausreichend isoliert, um als Umschlagzentrale zu fungieren. In der polizeilichen Liste der heißen Lokalitäten tauchte es nicht auf. Konrad hatte keinerlei Anteil an den Planungen, war aber schlau genug, um einzusehen, dass sein bescheidenes Häuschen einen gewissen Wert darstellte. Er glaubte, er sei rein zufällig rekrutiert worden, aber in Wahrheit war nur das Sommerhäuschen interessant. Konrad gab es als Beigabe.
Er schleppte die Propangasflasche, die Wasserkanister und die Tasche zum Haus. Drinnen schlug ihm der typische Ferienhausgeruch entgegen, ein Gemisch aus Gas, Schimmel und Kindheit. Unwillkürlich grinste er.
Nachdem er die neue Gasflasche angeschlossen und die alte auf die Veranda getragen hatte, machte Konrad Wasser heiß für eine Tasse Pulverkaffee. Während er den Kaffee in kleinen Schlucken trank, überlegte er, wann die nächste Lieferung eintreffen würde. Es ärgerte ihn, dass man ihn in Unkenntnis ließ. Er fand sich ziemlich wichtig und wollte nicht nur als Laufbursche behandelt werden. Nächstes Mal würde er das deutlich sagen.
»Was zum Teufel hab ich hier verloren?«, rief er in einem Anfall von Hellsichtigkeit.
Er schob den Kaffeebecher weg, sodass der Kaffee überschwappte und auf dem Wachstuch eine kleine Pfütze hinterließ. Mit dem Zeigefinger fuhr er durch die Kaffeepfütze und spürte auf einmal den Wunsch, mit einer Frau zu schlafen. Einfach nur mit einer Frau neben sich schlafen.
»Ja, was Vater«, sagte er laut und war erstaunt über die Energie in seiner Stimme.
Er sah sich um, ließ den Blick über den alten Kamin wandern, |137| das nachlässig gemachte Bett, zur Kommode, auf der Nippes lag und die vom Leben der Familie Rosenberg zeugte.
Er schüttelte den Kopf, als wolle er damit ein unangenehmes Gefühl loswerden, stand auf, wusste nicht, woher das flaue Gefühl rührte.
Sein Reichtum hatte ihn berauscht. Noch nie war er so erfolgreich gewesen, und das bei so geringem Einsatz. Er meinte, man begegnete ihm mit mehr Achtung als je zuvor, nicht nur auf der Bank, sondern überhaupt. Wie er fand, fast so, als hätte er eine richtige Arbeit.
Wehmütig verpackte er die Ware in Päckchen. Als die Tasche voll war, verließ er das Sommerhaus, schloss sorgfältig hinter sich ab und fuhr zurück in die Stadt. Bei Bärby stand ein junger Mann am Straßenrand und trampte.
»Besorg dir doch selbst ein Auto«, murmelte Konrad und gab Gas.
20
I ch weiß, wer das ist.«
Thommy Lissvall konnte ein triumphierendes Lächeln nicht zurückhalten. Ann Lindell kannte den Kollegen nur flüchtig.
»Gut«, sagte sie und schlug ihren Notizblock auf.
»Ein Promi ist der nicht, aber natürlich weiß ich, wer das ist. Komisch, dass ihn bisher keiner identifiziert hat.«
»Und was hast du selbst in den letzten drei Tagen gemacht?«
»Lehrgang.«
Er sah Ann Lindell an.
»War ein guter Lehrgang«, fügte er hinzu.
Einer aus Dalarna, dachte Lindell. Müssen die denn so verdammt hochnäsig sein?
|138| »Aha. Vielleicht bist du dann jetzt so freundlich, uns zu sagen, wer das ist.«
»Er ist schon lange in der Stadt, aber wie gesagt …«
»Welche Kneipe?«
Lissvall geriet für einen Moment aus der Fassung, blinzelte und grinste Haver an, der an der Schmalseite des Tisches saß.
Lindell hatte blind getippt. Die Stadtpolizei, der Lissvall angehörte, bearbeitete auch Verbrechen, die im Zusammenhang mit Lokalen standen.
»Mehrere«, sagte
Weitere Kostenlose Bücher