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Rot wie Schnee

Rot wie Schnee

Titel: Rot wie Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Aber Sie müssen verstehen, dass wir allem nachgehen müssen, was im Zusammenhang mit einer Misshandlung von Bedeutung ist. Außerdem war ein Messer involviert.«
    »Patrik besitzt kein Messer.«
    »Erzählen Sie von gestern«, mahnte Barbro Liljendahl.
    Eva spürte Hugos Hand an ihrer Taille.
    »Hugo ging gegen zehn Uhr schlafen. Ich blieb auf und wartete auf Patrik, er hatte spätestens um halb elf hier sein sollen. Aber ich bin auf dem Sofa eingeschlafen, ich war hundemüde. Als ich nachts wach wurde, war Patrik nach Hause gekommen. Er lag in seinem Bett. Da habe ich mich auch schlafen gelegt.«
    »Sie wissen also nicht, wann Patrik nach Hause kam?«
    »Ich war hundemüde. Ich habe in einem neuen Job angefangen.«
    »Wann sind Sie eingeschlafen?«
    Eva zuckte die Achseln.
    Barbro Liljendahl notierte etwas auf ihrem Block.
    »Wir haben versucht, Patrik auf seinem Handy anzurufen. Die Nummer haben wir von seinem Bruder bekommen. Aber er geht nicht ran. Sie wissen nicht, wo er ist?«
    »Nein. Aber es ist wohl besser, wenn Sie jetzt meine Küche verlassen und ihn suchen, statt hier rumzusitzen.«
    »Es erleichtert uns die Suche, wenn wir wissen, wo wir suchen sollen«, sagte Harry Andersson.
    »Hugo, du gehst am besten jetzt schnell schlafen.« Eva drehte sich um und scheuchte Hugo hinaus in die Diele.
    Er folgte ihr gehorsam in sein Zimmer. Eva machte die Tür hinter sich zu.
    |120| »Was hast du gesagt?«
    »Dass ich geschlafen habe.«
    Hugo war kurz davor, in Tränen auszubrechen.
    »Gut. Bleib hier. Du kannst Computerspiele machen oder sonst was. Wenn die Polizisten weg sind, reden wir weiter. Hast du eine Ahnung, wo Patrik ist?«
    Hugo schüttelte den Kopf.
    »Ist er mit Zero zusammen?«
    »Glaub ich nicht.«
    Sie nahm Hugo in den Arm und drückte ihn. Dann kehrte sie in die Küche zurück, nahm sich ein Glas, drehte den Wasserhahn auf und ließ das Wasser laufen, bis es kalt wurde. Sie trank durstig und grübelte, wo Patrik sein könnte.
    Hinter ihr saßen die beiden Polizisten. In der Tür zur Diele stand Johnny.
    »Ich weiß nicht, wo er ist«, sagte sie schließlich und stellte das Glas so heftig ab, dass Harry Andersson zusammenzuckte.
    »Wenn er nach Hause kommt, rufen Sie bitte sofort diese Nummer an.« Barbro Liljendahl gab ihr eine Karte.
    Ohne einen Blick darauf zu werfen, legte Eva die Karte auf die Spüle.
    »Aber sicher«, sagte sie.
     
    Als die Polizisten gegangen waren, wandte sich Eva an Johnny.
    »Danke«, sagte sie, »du hast mir sehr geholfen.«
    »Gern geschehen«, sagte er. »Was willst du machen?«
    »Wenn du kannst, dachte ich, könntest du noch einen Moment bleiben. Ginge das? Dann müsste Hugo nicht allein zu Hause sein. Ich wollte Patrik suchen.«
    Johnny nickte und zog seine Jacke aus.
    »Ich will mit«, sagte Hugo.
    Er stand in der Tür zu seinem Zimmer.
    |121| »Es ist besser, du bist zu Hause, falls Patrik anruft. Ruf doch Ahmed an und Giorgio, Anton, Emil und   …«
    »Mossa«, warf Hugo ein.
    »Gut, Mossa auch. Aber sag nichts von der Polizei. Falls sie fragen, sagst du nur, du wolltest Patrik erreichen. Und wenn Patrik anruft, sag ihm, er soll mich auf dem Handy anrufen. Okay?«
     
    Schmale Durchgangswege verbanden die einzelnen Teile des Wohnviertels miteinander. Eva mochte diese Wege nicht. Sie waren schlecht beleuchtet und führten teilweise durch dichten Wald. So spät abends war kaum noch jemand unterwegs, manchmal ein paar Jugendliche und vielleicht Hundebesitzer.
    Sie ging mit schnellen Schritten zur Schule. In der Ferne sah sie einen Streifenwagen. Natürlich schlichen die hier rum und suchten. Aber wenn sie meinten, Patrik auf diese Weise finden zu können, waren sie naiv. Er war schlau genug, sich verborgen zu halten. Die Buschtrommel funktionierte in Sävja, und bestimmt wusste er, dass sie nach ihm suchten.
    Ihre Unruhe wich der Wut. Was hatte er dort draußen zu suchen? Er hatte ihr hoch und heilig versprochen, zu Hause zu bleiben. Aber sie hätte es besser wissen müssen. Patrik war ein Ruheloser, der es hasste, zu Hause rumzusitzen. Dann und wann gelang es ihr, ihn mit einem Videofilm zu locken, häufig verschwand er gleich nach dem Essen.
    Und jetzt würde es noch schwerer sein, ihn unter Kontrolle zu halten. An mehreren Abenden in der Woche und an jedem zweiten Wochenende musste sie arbeiten. Sie blieb an einer Kreuzung stehen.
    Soll ich im »Dakar« wieder aufhören? Ist es in Ordnung, so viel weg zu sein? Sie ging nach rechts.
    Die Gegend hier war noch

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