Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rot wie Schnee

Rot wie Schnee

Titel: Rot wie Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
Vom Netzwerk:
wollte Lindell wissen.
    »Still. Er machte kein Gewese von sich, aber soweit ich verstanden habe, hatte er eine Menge zu sagen. Einer von den Typen an der Bar im ›Alhambra‹ sagte, Armas’ Nähe hätte ihn immer verunsichert. Er passte auf, sagte aber selten etwas. Das überließ er Slobodan Andersson.«
    »Hat er viel getrunken?«
    »Im Gegenteil, so gut wie nichts«, sagte Berglund.
    »Etwas über die Schwulen-Schiene?«
    Berglund schüttelte den Kopf.
    »Keiner konnte eine Freundin nennen. Und wäre er ein bekannter Schwuler gewesen, hätten sie das sicher mitbekommen.«
    »Kann man Homo-Videos anschauen, ohne schwul zu sein?«, warf Beatrice ein.
    Die anderen sahen sich an, und Haver lachte.
    »Na, raus damit, Jungs«, sagte Beatrice.
    »Nein«, entschied Haver, »das kann ich kaum glauben, oder was meinst du, Allan?«
    »Das weißt du besser.« Fredriksson schnitt eine Grimasse.
    »Ein stiller Typ, aber knallhart, wie ein Koch es ausdrückte, trank unglaublich selten, pflichtbewusst, sagte ein anderer, mit niemandem befreundet außer mit Slobodan«, zählte Berglund auf.
    »Heimlicher Homo«, ergänzte Haver.
    »Die schwule Seite, die gefällt dir, wie?«, sagte Allan Fredriksson.
    »Genau, das ist mein Ding«, sagte Haver und grinste den Kollegen an.
    |161| »Es gibt dort einen Typ«, nahm Berglund den Faden wieder auf, »der heißt Olaf González, wird aber Gonzo genannt.«
    »Was für ein verdammter Name ist das denn?«, sagte Fredriksson.
    »Norwegische Mutter und spanischer Vater«, erklärte Berglund, der es hasste, wenn man ihn unterbrach. »Er hat zwei Jahre im ›Dakar‹ gearbeitet, bekam aber vor zwei Wochen die Kündigung. Den anderen zufolge gab es einen Konflikt zwischen ihm und Armas, deshalb wurde ihm gekündigt. Worum es ging, wusste keiner. González behauptet, er habe selbst gekündigt, er sei diesen Faschisten Slobodan Andersson leid gewesen. Über Armas hat er nichts Negatives geäußert.«
    »Wir werden das mit Slobodan Andersson klären«, sagte Ottosson. »Aber jemandem die Kehle durchzuschneiden, weil er einem gekündigt hat, das ist doch etwas zu stark.«
    »Wir wissen nicht, was dahintersteckte«, sagte Berglund.
    »Schwarzgeld?«, schlug Beatrice vor.
    »Ich habe das im Kommissariat für Geldwäsche gecheckt. Die Kollegen sagen, Slobodan Andersson habe sich in den letzten Jahren geradezu mustergültig verhalten.«
    »Die Tätowierung«, sagte Lindell.
    »Die hatte nur einer gesehen, und er konnte nicht erklären, was sie darstellte. Er glaubte, das sei eine Art Tier gewesen.«
    »Hat Armas die Tätowierung kommentiert?«
    »Der Typ hat nicht gefragt, er hat das nur zufällig gesehen, als Armas einmal das T-Shirt wechselte.«
    »Verdammt mystisch, das alles«, sagte Ottosson.
    Sie diskutierten noch eine halbe Stunde. War Slobodan Andersson als Täter vorstellbar? Oder konnte er den Mord angeregt haben? Lindell glaubte das nicht. Seine Reaktion, als sie und Ola ihm die Nachricht überbracht hatten, sprach dagegen. Außerdem hatte sie den Eindruck gewonnen, als seien Armas und Slobodan Andersson tatsächlich richtig gute Freunde und Anderssons Schock und Trauer echt gewesen.
    |162| Könnte es einfach ein Raubmord gewesen sein?, dachte sie. Slobodan Andersson zufolge trug Armas immer eine goldene Armbanduhr und am linken Mittelfinger einen goldenen Ring. Er konnte beim Geldwechseln beobachtet worden sein, dann hatte ihn der Täter verfolgt und ermordet. Sie verwarf die Theorie, kaum dass sie sie laut geäußert hatte. Die Entfernung der Tätowierung sprach dagegen.
    »Haben wir irgendwelche Beobachtungen bei der Wechselstube?«, fragte Ottosson.
    »Die Überwachungskamera hat ihn eingefangen. Um 16.56   Uhr, und wir wissen, dass er fünftausend Kronen in Euro umgetauscht hat.«
    »Man wird für weniger umgebracht«, sagte Fredriksson.
    »Wie gehen wir weiter vor?«, fragte Ottosson und gähnte.
    »Ich übernehme Slobodan Andersson«, sagte Lindell. »Berglund macht mit den Verhören weiter. Ola, du könntest doch mal die Homo-Spur übernehmen und dich umhören, und wenn du es schaffst, Berglund beim Zusammenstellen der Verhörprotokolle helfen. Allan gräbt zusammen mit Lugn vom Kommissariat für Geldwäsche weiter. Ich habe heute früh mit ihm gesprochen, und er hat grünes Licht gegeben.«
    »Und ich?«, fragte Beatrice.
    »Du wirst Armas’ Leben rekonstruieren«, sagte Lindell.
    »Okay, aber ich kann ihm das Leben nicht wiedergeben.«
    »Schreib seine Biografie«, sagte Lindell

Weitere Kostenlose Bücher