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Rot wie Schnee

Rot wie Schnee

Titel: Rot wie Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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und lachte, »das reicht.«
    Wie auf Kommando standen alle auf und verließen den Raum. Sechs Kaffeebecher, sechs Teller und ein paar Kuchenkrümel, das war alles, was zurückblieb.

|163| 25
    M anuel Alavez betrachtete die vorbeigehenden Menschen. Vom Parkplatz hatte er das Haus im Blick, in dem Slobodan Andersson wohnte. Eigentlich wusste Manuel nicht, warum er hier saß. Zehntausend Dollar könnten Grund genug sein, auch wenn Patricio nicht sonderlich interessiert zu sein schien. Dessen Gleichgültigkeit dem Schicksal gegenüber hatte Manuel überrascht und verwirrt. Patricio behauptete, das Geld würde die Bedingungen im Gefängnis nicht verändern. Dollars hatten doch hier sicher dieselbe Macht wie überall auf der Welt?
    Und selbst wenn Patricio nicht persönlich daran interessiert war, so hätte er doch an Maria denken können. Manuel glaubte, dass sich das schlechte Gewissen des Bruders bemerkbar machte. Von Blutgeld wollte er nichts wissen.
    Elftausend hatten sie als Kompensation für Angels Tod geschickt. Elftausend Pesos. Für die Familie Alavez war das der Wert einer halben Kaffeeernte. Also ein halbes Jahr Arbeit war sein Bruder in den Augen des Dicken wert.
    Wollte er den Tod des Dicken? Manuel prüfte sich selbst, während er untätig im Auto saß. Er hatte Armas getötet, aber würde er Slobodan Andersson vorsätzlich töten können?
    Er glaubte es nicht. Patricio würde es nicht besser gehen, und Angel bekämen sie dadurch auch nicht zurück. Einzig Geld würde Patricios Situation verbessern, und das wollte Manuel beschaffen. Doch wenn sich der Dicke nun weigerte?
    Um sich zu zerstreuen, schaltete er das Autoradio ein, aber sofort wieder aus. Die Musik mochte er nicht, und die Sprache verstand er nicht.
    Wird die Welt besser, wenn Slobodan Andersson stirbt? Wie oft schon hatte er sich diese Frage gestellt, und nicht vermocht, sie zu beantworten.
    |164| Er schaltete noch einmal das Radio ein. Jetzt brachten sie eine amerikanische Melodie, die er aus der Zeit in Kalifornien kannte. Er hörte zu.
    Er war ein Mörder geworden, aber er bereute nichts. Nur in seinen Träumen kam die Angst.
    Plötzlich sah er, wie der Dicke aus der Tür trat und mit kurzen schnellen Schritten zu einem Taxi ging und einstieg. Manuel startete das Auto und fuhr hinterher.
    Um den Weg des Taxis nachvollziehen zu können, breitete er auf dem Beifahrersitz die Karte aus. Es fuhr Richtung Norden. Manuel war erstaunt und beeindruckt, wie diszipliniert die Schweden Auto fuhren. Am sonderbarsten fand er, wie sie sich Fußgängern gegenüber verhielten. Kürzlich hätte er beinahe eine Gruppe Jugendlicher überfahren, die direkt vor ihm die Straße überquerten. Er hatte erschrocken und wütend gehupt, aber ziemlich schnell eingesehen, dass der Verkehr hier so organisiert war. Die Langsamen hatten den Vortritt.
    Die Fahrt dauerte nicht lange. Vor einem vierstöckigen Haus hielt das Taxi an, und der Dicke stieg aus. Manuel parkte im Schutz eines Lieferwagens. Sobald der Dicke durch die Haustür verschwunden war, rannte Manuel hin und erreichte die Tür gerade noch, ehe sie wieder zugefallen war. Er hörte Slobodan im Treppenhaus schnaufen, stieg lautlos die Treppe hinter ihm hoch, hielt auf jedem Treppenabsatz an, horchte.
    Fast ganz oben angekommen, blieb der Dicke schwer atmend stehen. Manuel sah nach oben. Slobodan Anderssons Hand lag auf dem Geländer. Dann ging er weiter, und Manuel folgte ihm. Er konnte spüren, wie der Hass in ihm wuchs, wie sich die Muskeln anspannten und wie im Gesicht der Schweiß ausbrach. Trotz seines Entschlusses, Andersson nicht zu schaden, wuchs die Verbitterung über den Mann, der seine Familie zerstört hatte. Warum sollte der Dicke leben, wenn Angel wegen dessen Gier hatte sterben müssen?
    Manuel wusste, dass er geschmeidiger und schneller war. |165| Das Messer hatte er verloren, aber wenn er wollte, konnte er Slobodan Andersson mit seinen bloßen Händen umbringen. Stark genug war er und auch wütend genug. Er bekreuzigte sich und schlich lautlos weiter.
    Im obersten Stockwerk blieb Slobodan Andersson stehen. Manuel zählte die Treppenstufen, zweimal sechs Stufen, also insgesamt sechs, sieben Schritte. Es könnte binnen weniger Sekunden vorbei sein.
    Da ertönte eine Türklingel. Manuel machte sich unwillkürlich klein. Es war die Wohnung rechts. Nach zehn, fünfzehn Sekunden ging eine Tür auf, und ein Mann sagte etwas. Nach einem kurzen geflüsterten Gespräch in der fremden Sprache fiel die Tür

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