Rot wie Schnee
bekannteste Kriminalbeamtin der Stadt war; Ola Haver, gleichaltrig, ein Zweifler, zeitweise glücklich verheiratet mit Rebecca, dann wieder gelähmt von der Frage, wie er sein Leben organisieren solle; Berglund, dessen Vorname vor langer Zeit abhandengekommen war, der Veteran, den alle stillschweigend bewunderten, weil er so klug war; Allan Fredriksson, der Spieler und Vogelbeobachter, ein fähiger Ermittler, aber etwas zu desorganisiert, um zur Spitze zu gehören; Beatrice Andersson, wahrscheinlich die beste Psychologin von ihnen allen und knallhart, das war jedenfalls die Meinung der Männer im Haus; und schließlich Ottosson, den manche vom Kommissariat für Rauschgiftkriminalität »Liljeholmen« nannten, weil er Kerzen so gemütlich fand.
Ottosson schenkte Kaffee ein, und Beatrice schüttete Mandeltörtchen auf einen Teller. Lindell lachte.
|158| »Otto, du bist unmöglich«, sagte sie.
Ottosson klopfte sich auf den Bauch.
»Eins schadet nie«, sagte er.
Berglund lehnte sich vor und nahm sich ein Törtchen.
»Wollen wir anfangen?« Fredriksson war ausnahmsweise einmal derjenige, der die Initiative ergriff.
»Na klar, na klar«, sagte Ottosson, »legt los. Allan, fang du doch an und berichte von der Wohnung.«
»Fast klinisch sauber, könnte man zusammenfassend sagen. Es gab drei Sätze Fingerabdrücke. Außer denen von Armas noch die von Slobodan Andersson und von einer dritten Person. Die von Slobodan waren überall, in der Küche, im Bad und auf einer der marmornen Fensterbänke. Die des Unbekannten wurden auf einer Videokassette gefunden, die auf dem Fernseher lag.«
»Was war auf dem Band?«
»Porno.«
»Armas sah sich also Pornos mit irgendwelchen Damen an?«, fragte Ottosson.
»Ich glaube, das war ein Mann«, sagte Allan. »Das war ein Homofilm.«
Lindell schmunzelte. Sie konnte förmlich hören, wie abstoßend Allan das fand.
»Ach, zum Teufel«, sagte Haver, »dann ist Armas …«
»Wenn ich fortfahren dürfte? Wir können anschließend spekulieren«, unterbrach Fredriksson den Kollegen. »Ansonsten war die Wohnung, wie gesagt, sauber. Nichts Aufsehenerregendes, nichts Verstecktes. Kein Bargeld, keine Waffen, Papiere oder was ihr wollt. Ich bin ein Telefonverzeichnis durchgegangen, das wir gefunden haben, und das enthält keine Sensationen, soweit ich es sehe. Zirka dreißig Namen, die meisten haben mit der Restaurantbranche zu tun. Die Prüfung ist noch nicht abgeschlossen, aber ich glaube nicht, dass wir dort etwas Bemerkenswertes finden werden.«
|159| Fredriksson wendete ein Blatt seines Notizblocks um, dann fuhr er fort.
»Was das Video angeht. Davon gab es gut hundert. Schönell prüft sie gerade. Es ist ja vorstellbar, dass in einer gewöhnlichen Kassette Privataufnahmen versteckt sind. Er wird heute Abend damit wohl fertig. Leider ist ihm heute Nacht ein Zahn abgebrochen, und er musste zum Zahnarzt. Er träumte wohl …«
»Okay Allan«, sagte Ottosson, »dann ist die Homo-Spur das einzig Interessante, das in der Wohnung zu finden war?«
Fredriksson nickte.
»Berglund?«
»Wir haben inzwischen die meisten vom Personal der beiden Restaurants einmal verhört. Es handelt sich im ›Dakar‹ und im ›Alhambra‹ um insgesamt siebzehn Personen. Ein halbes Dutzend fehlte. Einige sind verreist, einer war zu einer Beerdigung, einen Dritten erwischen wir nicht, und eine Vierte wurde heute im Rahmen einer anderen Ermittlung verhört, aber ich glaube, das war Zufall. Sie heißt Eva Willman, und ihr halbwüchsiger Sohn ist eventuell in die Messerattacke auf einen unserer alten Kunden verwickelt. Das war dieser Tage in Sävja. Barbro Liljendahl sitzt dran.«
»Überprüf das«, sagte Ottosson, und Berglund schaute ihn lange an, ehe er fortfuhr.
»Es ist die übliche Gesellschaft«, sagte er. »Ein Teil hat schon lange in Kneipen gearbeitet, andere sind eher zufällig dabei, vor allem auf Seiten der Kellner. Wenn wir es auf ehemalige Mitarbeiter der letzten Jahre ausdehnen, kommen noch zehn, fünfzehn Personen dazu. Falls wir den Medizinern glauben und davon ausgehen, dass Armas gestern am Spätnachmittag oder am frühen Abend starb, haben die meisten ein Alibi. Sie haben gearbeitet. Die anderen werden überprüft.«
Berglund referierte, was die Verhöre ergeben hatten. Alle |160| waren sie natürlich schockiert gewesen. Niemand vom Personal konnte sich ein bestimmtes Motiv für den Mord vorstellen.
»Was haben sie zu seinem Charakter gesagt? Was für ein Mensch war er?«,
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