Rot wie Schnee
Ferienreise mit ein paar Besuchen in spanischen Restaurants, wie Slobodan Andersson es darstellte?«
»Wie sollen wir das wissen«, entgegnete Lindell.
Sie ging wieder zur Tür, drehte sich aber noch einmal um.
»Hast du irgendwelche Erfahrungen mit Barbro Liljendahl?«
»Ja, schon. Ehe ich zu euch kam, haben wir eine Zeit lang zusammengearbeitet. Da war sie ein bisschen, wie soll ich sagen, pedantisch, irgendwie. Warum fragst du?«
»Sie arbeitet an einer Sache, einer Messerstecherei in Sävja, und hatte die Idee, ob ein Zusammenhang bestehen könnte, weil in beiden Fällen ein Messer zum Einsatz kam. Kennst du im Übrigen einen Konrad Rosenberg?«
Haver schüttelte den Kopf. Er klappte eine Akte zu und schob die Papiere auf dem Schreibtisch zusammen.
»Ich auch nicht. Der Berglund fehlt«, sagte Lindell und ging in ihr Büro. Sie loggte sich in den Zentralcomputer ein und suchte Konrad Rosenberg im Register.
Es war fast so, als arbeiteten Haver und sie an zwei verschiedenen Fällen. Ob seine Überraschungsnummer eben ein Protest gegen ihre Art war, die Untersuchung zu leiten?
Sie musste lächeln, als Konrad Rosenbergs gesammelte Meriten auf dem Bildschirm erschienen. Ehe sie sich weiter damit befasste, wählte sie Fälths Nummer. Als sie dem Techniker gratulierte, empfand sie sich als unerhört großmütig.
»Für die Feinarbeit braucht es offenbar einen Småländer!«, sagte sie und fragte sich, ob er die Ironie verstand.
|199| 31
E ine gut funktionierende Restaurantküche ist ein sonderbares Gebilde, aber auch höchst anfällig für Störungen.
»Wir haben keine Zeit für Gerede«, fauchte Donald.
Um nicht im Weg zu stehen, trat Gunnar Björk schnell einen Schritt zurück.
»Das hier ist ein Arbeitsplatz und kein Debattierclub«, fuhr der Koch fort.
Feo lächelte, blinzelte dem Gewerkschafter zu und ließ sich demonstrativ auf einem Hocker nieder.
»Außerdem ist der Zeitpunkt verdammt schlecht gewählt«, schob Donald ungewöhnlich freimütig nach, ohne den Grund zu erklären.
»Eva, was sagst du?«, fragte Feo.
»Ich bin in einer anderen Gewerkschaft«, erklärte sie vorsichtig. Sie konnte die Stimmung in der Küche nicht einschätzen.
Ermuntert von ihren Worten, nahm Gunnar Björk einen neuen Anlauf. »Dann machen wir doch eine Überführung zu Hotel und Gaststätten«, sagte er und begann sofort, in seiner Tasche nach dem Formular zu kramen.
»Ich mache da nie mit«, sagte Donald.
»Und warum nicht?«
Donald blieb stehen, drehte sich zu Feo um und starrte ihn an.
»Ich hasse alle Organisationen, diesen ganzen kollektiven Zwang, bei dem alle im selben verdammten Chor dasselbe verdammte Lied singen müssen.«
»Du kannst singen, wie du willst«, sagte der Gewerkschafter.
»Jetzt hör mal, wenn du agitieren willst, dann mach das außerhalb der Arbeitszeit und nicht hier!«
|200| »Du agitierst doch bei der Arbeit!«, wandte Feo ein und suchte Johnnys Blick. Der hatte eine Stange Porree in der Hand und stand genau in der Schusslinie.
Donald fuhr herum und sah Feo an.
»Hör auf! Fang an mit dem, was du zu tun hast!«
Johnny begann, Porree aufzuschneiden. Das Geräusch des Messers auf dem Brett milderte Donalds Ausbruch etwas.
»Ich kann ein andermal wiederkommen«, sagte Gunnar Björk versöhnlich.
Donald ging dazu über, das Fleisch zu putzen.
»In diesem Land gibt es wohl Freiheit«, sagte Feo.
Donald schüttelte den Kopf und seufzte.
Johnny schüttete den in feine Ringe geschnittenen Porree in eine Schale. Eva stand an der Tür zum Restaurant.
»Ich sollte Tessie helfen«, sagte sie.
Feo betrachtete Donald einen Augenblick, dann verschwand er ebenfalls.
Johnny nahm sich mehr Porreestangen. Er könnte immer so weiter den Lauch in feine Ringe schneiden.
»Wunderbar«, murmelte er. Zum ersten Mal, seit er im »Dakar« arbeitete, erlebte er etwas von dem, wonach er suchte: die Freude, ein scharfes Messer in der Hand zu halten und etwas blitzschnell feinzuhacken. Er war ausgeruht und nüchtern. Zwei Meter weiter pfiff Donald, als sei der Ärger schon vergessen. Der Geruch des rohen Rindfleischs mischte sich mit dem scharfen Porreegeruch. Der Fischfond begann zu sieden, und Donald drehte die Gasflamme kleiner.
»Zehn Stangen reichen?«
»Ja, das ist erst mal genug«, sagte Donald.
Johnny war, als wärmte ihn der Blick des Kollegen.
»Kennst du einen Koch namens Per-Olof, er wird Perro genannt?«
»Der in die Staaten gegangen ist?«
Johnny nickte.
|201| »Ja. Wir haben
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