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Rot wie Schnee

Rot wie Schnee

Titel: Rot wie Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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ein Jahr im ›Gondolen‹ zusammengearbeitet.«
    »Er ist gut«, sagte Johnny. »Bei dem habe ich im ›Muskot‹ in Helsingborg gelernt.«
    »Dann kennst du auch Sigge Lång?«
    »Das war vor meiner Zeit«, sagte Johnny, »aber ich weiß, wer das ist. Er ist nach Kopenhagen gegangen.«
    »Ist der nicht in irgendeinem Fischlokal Küchenchef geworden?«
    So ging das hin und her, über Köche und Kneipen, Restaurantbesitzer und Küchenchefs. Donald bereitete Entenbrust und Kalb- und Lammfleisch vor, und Johnny stellte die Zutaten für die Garnitur zusammen, hatte ein Auge auf das Brot im Ofen und räumte auf.
    Der Mord hatte die Küche des »Dakar« hart getroffen, und beide Köche verspürten das Bedürfnis, über Alltägliches zu reden. Nicht, dass Armas sonderlich beliebt gewesen wäre, aber es hatte so viele Turbulenzen gegeben. Die Polizei hatte jeden Einzelnen verhört und Donald gebeten, die Messer der Küche durchzusehen und zu prüfen, ob eines fehlte. Donald hatte ihnen zu erklären versucht, dass jeder Koch seine eigenen Messer mitbrachte und dass es ihnen nie in den Sinn käme, eines mit Menschenblut zu beschmutzen.
    »Und die anderen sind so wertlos, die benutzen wir kaum«, erklärte er, und damit war der Gedanke, jemand vom »Dakar« könne ein Mörder sein, für ihn abgetan.
    Feo kam zurück in die Küche.
    »Die Bullen kommen noch mal her«, sagte er. »Die wollen mit Tessie und Eva reden.«
    »Zum Teufel, wir müssen doch arbeiten!«, rief Donald.
    »Das ist denen klar«, sagte Johnny ruhig.
    Die Polizisten hatten alle Winkel durchsucht und aus dem kleinen Büro hinter der Spüle einen Karton voller Papiere mitgenommen. Das Büro war Donalds Revier. Er war zwar |202| empört, hatte aber nichts gesagt. Die würden seine Einwände ja doch kaum zur Kenntnis nehmen. Den Ärger des Küchenchefs hatten stattdessen alle Mitarbeiter zu spüren bekommen, vor allem Johnny. Man konnte meinen, Donald brächte die Ankunft des neuen Kochs mit Armas’ Ermordung in Verbindung.
    Donald hasste Veränderungen und alles, was die Routine in der Küche störte. Er beklagte nicht Armas’ Tod, sondern die verlorene Ruhe am Arbeitsplatz.
    Natürlich machten wilde Spekulationen über das Mordmotiv die Runde. Feo favorisierte eine Theorie, nach der Slobodan Andersson seinen Kompagnon aus dem Weg geräumt hatte. Seine Kollegen hörten fasziniert zu, wie er eine Geschichte zusammenbastelte, die von allem etwas enthielt, einschließlich schwarz verdientem Geld, Handel mit Prostituierten aus dem Baltikum und dem dunklen Hintergrund von Armas und Slobodan.
    »Die Geschichte hat Armas am Ende eingeholt«, sagte Feo und fuchtelte mit dem Filetiermesser.
    Auf Gonzo verwendete die Polizei die meiste Aufmerksamkeit, aber nichts zeugte davon, dass er involviert war. Dabei war sein Alibi für den Tag dünn, an dem der Mord geschah. Es war sein freier Tag gewesen, und er hatte bis elf geschlafen, gegen zwei war er in die Stadt gegangen. Mit einem Kassenbon, der 14.33   Uhr ausgedruckt war, konnte er beweisen, dass er in den Saluhallen Käse gekauft hatte. Die Verkäuferin konnte sich außerdem an Gonzo erinnern, er hatte Stilton genommen.
    Aber die Zeit danach wies Löcher auf. Er sei durch die Stadt gelaufen, sei in Bergströms Uhrenladen gewesen, um sich eine Uhr anzuschauen, aber dort erinnerte sich niemand an ihn. Danach hatte er dem »Alhambra« einen Besuch abgestattet und mit Armas und Slobodan geredet. Gegen vier war er nach Hause gekommen, und dort war er auch bis kurz vor |203| neun geblieben, dann hatte er im »Svenssons« noch ein Bier getrunken.
    Er hielt daran fest, dass die Kündigung von ihm ausgegangen sei, obwohl alle wussten, dass Armas ihn rausgeworfen hatte.
     
    Als die Polizei gegangen war, kehrte Eva in die Küche zurück. Sie hatte zwei Tage frei gehabt und wollte wissen, was passiert war. Tessie hatte auf ihre Fragen nur einsilbig geantwortet.
    »Tessie steht noch immer unter Schock«, sagte Feo. »Ich glaube, sie war die Einzige, die Armas mochte. In gewisser Weise waren sie sich ähnlich. Allerdings war Armas rücksichtsloser. Tessie hat ein Herz.«
    »Was sagt die Polizei?«
    »Zu uns? Gar nichts. Und Slobbo haben wir kaum zu Gesicht bekommen. Einmal war er da und faselte nur was davon, dass alles weiterlaufen solle wie bisher. Der sitzt niedergeschlagen im ›Alhambra‹ rum.«
    »Er hat Angst«, kam es unerwartet von Donald.
    »Woher weißt du das? Hat er was zu dir gesagt?«
    »Nein, aber man sieht es ihm

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