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Rot wie Schnee

Rot wie Schnee

Titel: Rot wie Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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liest er wie ein Indianer.«
    »Wie sehen die aus?«
    Haver reichte ihr einige Fotos. Lindell erkannte allerdings nicht viel darauf. Schwache Abdrücke, die von Autoreifen stammen konnten.
    »Viel ist das nicht«, sagte sie enttäuscht.
    »Sag das nicht. Wir können darauf die Reifenmarke ablesen und wie breit das Auto ist, vielleicht sogar eine Automarke. Klar ist schon jetzt, dass es ein kleines, schmales Auto war.«
    »Warum zeltet man?« Sie war unsicher, wohin die Überlegungen führen könnten. »Man ist in einer Stadt zu Besuch und will nicht im Hotel in Erscheinung treten. Wie kommt man nach Uppsala? Mit dem eigenen Wagen?«
    »Zweifelhaft«, warf Haver ein, der merkte, worauf sie hinauswollte. »Warum das eigene Auto exponieren?«
    »Also Leihwagen.«
    »Einer der zeltet, ist nicht gerade einer, der den feinen Max rauskehrt«, sagte Haver, »ich meine   …«
    »Handelte es sich um einen isolierten Auftrag, Armas zu töten, müsste man vielleicht gar nicht zelten? Würde man dann nicht einfach in die Stadt fahren, den Job erledigen und wieder verschwinden?«
    |196| »Vielleicht musste er ihn erst auskundschaften«, wandte Haver ein. »Dafür kann er ein paar Tage gebraucht haben. Oder der Auftrag ist noch komplexer?«
    Schließlich waren Lindell und Haver mit ihrem Gedankenspiel beim Motiv angelangt, und da konnten sie nur spekulieren.
    »Slobodan Andersson kam richtig aus der Reserve, als ich die Schwulengeschichte brachte«, sagte Lindell nach einer Weile. »Ob wir da suchen sollten?«
    »Ein Eifersuchtsdrama?«
    »Ich weiß es nicht.« Lindell zuckte die Achseln.
    Sie schwiegen. Beiden war bewusst, dass freies Assoziieren, wenn man es zu lange betrieb, selten etwas brachte.
    »Wir sehen mal, was die Spurensicherung herausbekommen hat«, sagte Lindell abschließend. »Hast du was von Berglund gehört?«
    »Null. Bist du beunruhigt?«
    »Nicht sonderlich, aber wir brauchen ihn.«
    Haver machte eine Bewegung mit der Maus, und der Computer brummte in einer anderen Tonlage, dann war er abgeschaltet.
    »Da war noch etwas«, sagte Haver, als Lindell gehen wollte.
    »Und das wäre?« Lindell blieb in der Tür stehen.
    »Fälth von der Spurensicherung hat es entdeckt.«
    »Was denn?« Lindell merkte, dass sie das Zögerliche des Kollegen leid war. Gleichzeitig war sie sauer auf sich, dass sie nicht abwarten konnte.
    »Er sah beim Zeltplatz einen Zweig auf der Erde, und er fand, der sähe irgendwie sonderbar aus. Der war wie abgerissen und stammte von einem Ast in drei Metern Höhe.«
    »Wie reißt man einen Zweig in der Höhe ab?« Sie sah, wie Haver die Situation genoss.
    »Eine Kugel«, sagte er, »und wir hatten so ein verdammtes Glück, dass wir sie in einem Baumstamm fanden.«
    |197| »Du meinst, am Zeltplatz wurde geschossen?«
    Haver nickte.
    »Neun Millimeter. Fälth hat sie freigelegt.«
    Lindell starrte den Kollegen an.
    »Ich glaube, Armas war bewaffnet. Er schoss, traf daneben, und zur Strafe wurde ihm die Kehle durchgeschnitten«, sagte er.
    »Erst jetzt? Hätten sie den Zweig nicht früher sehen müssen?«
    »Könnte man ja meinen«, kam es lakonisch von Haver.
    »Da nehmen die Ermittlungen doch eine ganz andere Richtung«, sagte Lindell. »Aber genauso gut könnte doch der Mörder geschossen haben?«
    »Morgansson glaubt das nicht. Schau, hier.« Haver holte einen Block.
    Lindell kam näher. Sie ärgerte sich immer mehr über den Kollegen.
    »Wir glauben, dass es folgendermaßen passierte. Armas stand da, dem Baum zugewandt, den die Kugel traf, er schoss, dabei wurde er aufgeschlitzt und fiel nach hinten. Die Blutspuren lassen das vermuten.«
    »Er hatte keine Schmauchspuren an den Händen«, sagte Lindell.
    »Er lag im Wasser«, entgegnete Haver.
    Seine zufriedene Miene war verschwunden, und er sah Ann wieder in der alten einvernehmlichen Weise an.
    »Armas hatte keinen Waffenschein.«
    »Wie viele Gangster haben einen?«
    »Wir wissen nichts über ihn.«
    »Er war ein Gauner, da bin ich mir völlig sicher. Das war eine Abrechnung zwischen dem Camper und ihm.«
    »Slobodan Andersson«, sagte Ann Lindell nachdenklich. Sie registrierte, dass Haver fast unmerklich lächelte.
    »Sollen wir ihn überwachen lassen?«
    |198| »Hat keinen Zweck«, sagte sie. »Wenn der Dreck am Stecken hat, ist er jetzt vorsichtig. Armas sollte nach Spanien fahren. Er packte, tauschte Geld ein und war abfahrbereit. Die Frage ist, ob das Treffen am Fluss eingeplant war, oder nicht.«
    »Glauben wir die Mär von der

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