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Rot wie Schnee

Rot wie Schnee

Titel: Rot wie Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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eigenen Viertel anzugehen war etwas anderes, als die Politik der Kommune zu ändern und gegen Drogen zu kämpfen.

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    B arbro Liljendahl parkte, und als Erstes fiel ihr der Mercedes auf. Lindell hatte von Rosenbergs Autokauf erzählt. Natürlich sah sie sofort den Kratzer, der fast wie eine Zierleiste wirkte.
    Deshalb überraschte sie Rosenbergs Bemerkung eingangs nicht so sehr, als sie sich als Polizistin vorstellte.
    »Super, dass Sie so schnell kommen konnten. Sie haben das Auto gesehen?«
    »Darum muss sich ein Kollege kümmern«, sagte Liljendahl. »Wir müssen über etwas anderes reden.«
    Die Luft war verbraucht, und es roch nach Rauch. Er lüftete wohl eher selten. Aber es war in der Wohnung viel aufgeräumter, als sie erwartet hatte. Sie setzten sich in die Küche. Konrad Rosenberg hatte den Blick eines alten Kunden der Polizei. Er tat unbeschwert, vermied aber, ihr in die Augen zu sehen.
    »Vielleicht können wir ja trotzdem ein bisschen über den Mercedes reden«, meinte Liljendahl.
    Konrad blickte auf, und sie bemerkte einen Anflug von Hoffnung in seinem ausgezehrten Gesicht. Für einen Moment konnte sie sich mit ihm identifizieren.
    »Das müssen so ein paar Jugendliche gewesen sein«, sagte er und zündete sich eine Zigarette an.
    »Darf ich fragen, woher Sie das Geld für so ein teures Auto hatten?«
    »Ich hab in Solvalla gewonnen. Und weil ich immer solche Schrottlauben gefahren habe, dachte ich   …«
    »Wie viel haben Sie gewonnen?«
    »Einige Hunderttausend«, sagte Konrad und hustete dabei, als bliebe ihm der Betrag im Hals stecken.
    »Wetten Sie?«
    |229| »Jede Woche. Ich bin der beste Kunde bei denen im Wettbüro. Manchmal fahre ich auch nach Valla oder bis nach Gävle. Setzen Sie auf Pferde?«
    Liljendahl schüttelte den Kopf und lächelte Rosenberg an.
    »Kennen Sie Olle Sidström?«
    Hier zeigte Konrad Rosenberg eine Probe seines großen Geschicks. Er zog ein letztes Mal an der Zigarette, dann drückte er sie sorgfältig im übervollen Aschenbecher aus.
    »Ja, der war ein paar Mal mit dabei, aber das war früher. Der wird so laut, wenn er mal gewinnt. Wenn man wettet, muss man diskret sein.«
    »Gerade wettet er nicht«, sagte Liljendahl. »Er liegt im Krankenhaus.«
    »Ach?«
    »Stichwunde.«
    Da brach Rosenbergs Verteidigung in sich zusammen. Liljendahl konnte buchstäblich zusehen, wie die Mauer barst, wie ihm die Kinnlade herunterklappte und die Angst Rosenberg einholte.
    Attacke, dachte Liljendahl. Aber sie wartete ab und ließ Rosenbergs Verwirrung wachsen und von ihm Besitz ergreifen. Erst dann berichtete sie ihm von Sidströms Zustand. Umständlich beschrieb sie, wie sein Bauch aussah, welches Ausmaß seine Angst angenommen hatte und wie groß sein Bedürfnis war, mit der Polizei zu reden.
    Rosenberg nahm Anlauf: »Und was hat das mit mir zu tun?«, sagte er und zündete sich eine neue Zigarette an. Liljendahl, die diese Frage zigmal gehört hatte, lächelte, sagte aber nichts.
    »Falls er behauptet, ich schulde ihm Geld, dann blufft er«, versuchte Rosenberg sich zu verteidigen. »Der hat schon immer viel Mist geredet.«
    »Ich bin nicht als Geldeintreiber für Sidström hier«, sagte Liljendahl. »Ich ermittle in einer Messerstecherei und in |230| Drogengeschäften. Ich dachte, Sie als alter Kunde hätten vielleicht etwas zu erzählen.«
    Rosenberg schüttelte den Kopf.
    »Ich bin ein gesetzestreuer Bürger«, sagte er.
    Liljendahl konnte ein Lächeln nicht unterdrücken.
    »Und Sie haben nichts zu berichten?«
    »Nein, nichts.«
     
    Ehe Barbro Liljendahl wieder aus Tunabackar abfuhr, stattete sie dem Wettbüro am Torbjörns Platz einen Besuch ab. Dort bestätigte man ihr, dass Rosenberg ein ausgemachter Spieler war und jede Woche »einige Tausend« auf Pferde und Fußball verwettete.
    Dem Ladenbesitzer zufolge war Rosenberg »nicht übel«, er gewann zwischendurch immer mal kleinere und »ganz anständige« Summen im Spiel.
    Liljendahl wurde klar, dass sie etwas Konkretes haben musste, um Sidström zu knacken und um einen möglichen Zusammenhang mit Rosenberg zu finden. Dass Rosenberg etwas verbarg, das spürte sie. Seine offenkundige Nervosität war nicht nur der übliche Stress aller Kriminellen, wenn sie der Ordnungsmacht gegenüberstanden. Sie hatte ihn jetzt aufgeschreckt. Sie würde Rosenberg in ein oder zwei Tagen noch einmal besuchen und den Druck konstant hoch halten. Das würde ihn vielleicht einen Fehler machen lassen. Freiwillig würde der nie anfangen zu

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