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Rot wie Schnee

Rot wie Schnee

Titel: Rot wie Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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wollen Sie damit sagen? Und schalten Sie den verdammten Kasten ab!«
    Liljendahl lächelte. Lindell stellte sich ans Fenster, schräg hinter Sidström.
    »Wir haben wenig Zeit«, sagte Liljendahl, und Lindell musste lächeln. »Ein bisschen Zusammenarbeit würden wir zu schätzen wissen.«
    »Was zum Teufel meinen Sie damit?«
    »Wir wissen, dass Sie Kokain verkaufen, wir wissen im Übrigen etliches über Ihr Geschäft.«
    »Ich sag kein Wort zu Ihnen und Ihrer   …«
    »Aber andere reden«, sagte Liljendahl müde, und Lindell ahnte, wie sie vorgehen wollte.
    »Konrad Rosenberg, den Namen schon mal gehört?«
    Lindell hatte die Gelegenheit genutzt und eingegriffen. Der Mann zuckte zusammen, dabei verzog er wieder das Gesicht. Er drehte sich zu ihr um und sah sie erschrocken an. Volltreffer. Ihr Vorstoß hatte gewirkt, und Lindell tauschte einen Blick mit der Kollegin.
    »Jetzt können Sie genauso gut loslegen und reden«, sagte Lindell. Sie meinte, fast sehen zu können, wie bei dem Dealer die Luft raus war. Seine Züge veränderten sich schlagartig. Resigniert schüttelte er den Kopf. Plötzlich sah er sehr müde aus.
    |223| Manchmal ist es fast zu leicht, dachte Lindell und lehnte sich ans Fensterbrett.
     
    Als sie eine halbe Stunde später in der Cafeteria den Ausflug zusammenfassten, hätte Lindell beinahe losgelacht, so temperamentvoll redete Liljendahl.
    »Das hast du richtig gut gemacht«, sagte sie.
    »Danke für die Unterstützung«, entgegnete Liljendahl. »Das passte echt perfekt!«
    »Was wird dein Kollege sagen?«
    Liljendahls Miene verdüsterte sich augenblicklich, und Lindell bereute, dass sie ihr nicht ein paar Minuten länger die Freude gelassen hatte.
    »Der wird sauer sein«, sagte Liljendahl. »Aber das ist mir egal. Wenn du wüsstest, wie ich seine Kommentare leid bin!«
    Lindell nickte.
    »Sollen wir uns Rosenberg sofort vorknöpfen?«
    »Vielleicht steige ich am besten hier aus«, sagte Lindell. »Ich meine, wenn Harry über das hier sauer wird, dann ist es vielleicht besser, wenn wir es nicht noch weitertreiben. Wir haben schließlich nicht so viel gegen Rosenberg in der Hand. Sidström sagte nicht ausdrücklich, dass Rosenberg der Lieferant war, nur, dass sie Kontakt haben.«
    »Aber du hast ja gesehen, wie er reagierte! Die Körpersprache sagt doch alles.«
    Ann Lindell hatte überhaupt keine Lust, an dieser Stelle auszusteigen. Aber wenn sie Konrad Rosenberg mit aufsuchte, und wenn es dann weiterging, dann war sie zu tief verwickelt in eine Ermittlung, mit der sie streng genommen nichts zu tun hatte.
    »Knöpf du dir den Rosenberg vor und meld dich dann«, sagte sie.
    Die Enttäuschung der Kollegin war nicht zu übersehen. Sie |224| fuhren schweigend zurück ins Präsidium. Als sie sich trennten, verabredeten sie, sich am nächsten Tag zu treffen.
    »Ich brauche den Rat und die Unterstützung einer erfahrenen Kollegin«, sagte Liljendahl, was Lindell sowohl schmeichelte als auch verstimmte. Sie vermutete hinter Liljendahls Worten einen Hintergedanken. Aber vielleicht wollte sie einfach nur Harry Andersson ärgern, indem sie mit Ann Lindell eine informelle Zusammenarbeit anfing?

35
    E va Willman lachte. Sie bereute bereits, dass sie Helen versprochen hatte, die Aushänge zu verteilen. Vor ihr lagen zirka hundert davon. Der Text ist zu aggressiv, dachte sie. Fast schon klagend. Sentimentales lag Eva nicht, ganz im Gegensatz zu Helen.
    »Aber es geht doch um unsere Kinder!«, sagte Helen, als Eva einige Formulierungen bemängelte.
    »Na, aber Helen«, sagte Eva und las laut: »…   Drogendealer sind Raubtiere, die unsere Kinder zerstören, sie in einen finsteren Waldsee ziehen.«
    »Ja«, sagte Helen, »wenn solche Teufel hierherkommen und unsere Kinder in den Stordammen werfen, sodass sie ertrinken, dann sollten wir sie doch wohl aufhalten! Oder?«
    Der Stordammen war ein Waldsee mit sumpfigen Ufern und umgeben von einem schmalen Schilfgürtel im Süden des Wohnviertels.
    »Wir haben doch noch gar nicht begriffen, was da wirklich los ist«, fuhr Helen fort. »Die sind doch auf unsere Kinder aus. Man müsste diese Teufel an eine Wand stellen, nein, das ist zu mild, man müsste   …«
    |225| »Das darfst du bei dem Treffen aber nicht sagen«, unterbrach sie Eva.
    Helen lachte.
    »Glaubst du, ich bin blöd? Ich werde ganz ruhig und dezent sein. Du kannst ja das Reden übernehmen, wenn du willst.«
    Aus Helens Stimme war Spott herauszuhören, aber auch, dass sie gekränkt war.
     
    Helen

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