Rot
kann dir den Kontoauszug zeigen und das Geld auf ein Sperrkonto überweisen, wo es bereitliegen wird«, antwortete Kati Soisalo.
Kara bemerkte, dass Kati in ihrem Element war.
Ukkola überlegte kurz, wie er das Duo mit irgendeiner giftigen Bemerkung reizen könnte, aber ihm fiel nichts Bissiges ein. Kati Soisalos Angebot war gut, schon fast zu gut. In Brasilien bekam man Häuser zu einem Spottpreis, sogar am Meer, dafür würde sein eigenes Geld reichen, und mit einer halben Million Euro könnte er für den Rest seiner Tage ein angenehmes Leben führen. »Gib mireine Million, dann bekommst du, was du willst«, erwiderte er und dachte an den Spruch, wonach nicht der verrückt ist, der etwas verlangt, sondern derjenige, der es bezahlt.
»Fünfhunderttausend. Die oder gar nichts«, entgegnete Kati Soisalo.
Ukkola und Soisalo starrten sich an, Kara schaute Kati unverwandt ins Gesicht. Der grellrote Samuraihelm aus Metall und die Maske überwachten lautlos das ganze Zimmer. Die Sekunden vergingen.
»Gut«, sagte Ukkola. »Die Hälfte jetzt und die andere Hälfte, wenn du Vilma gefunden hast.«
»Du bekommst heute hunderttausend, sagen wir mal für den Fall, dass du unvorhersehbare Ausgaben hast. Den Rest gibt es dann, wenn ich Vilma gefunden habe. Darüber verhandele ich nicht.«
Ukkola stand auf und hätte um ein Haar die Hand ausgestreckt, ehe ihm klar wurde, wer er war. Er verschwand für einige Minuten im Keller seines Hauses und gab Kara dann einen Memorystick kaum größer als eine Münze. »Der Computer ist hier in der Küche, den Internetzugang schalte ich aus. Du kannst es lesen, mach aber keine Notizen.« Er zog den Webstick aus seinem Laptop und ließ Kara allein.
Kati Soisalo saß auf dem Sofa im Wohnzimmer und wirkte ganz ruhig, obwohl ihr Herz lautstark pochte. Sie hatte keine Eile, auf ein paar Sekunden mehr oder weniger kam es jetzt nicht an, auf diesen Augenblick hatte sie drei Jahre gewartet. Sie würde erfahren, wo Vilma war.
»Joakim und Helena Poulsen wohnen in Frankfurt am Main, schon seit etwa fünf Jahren. Die Frau hat einen Job bei der Europäischen Zentralbank und der Mann ist meines Erachtens Hausfrau, so ein …« Es fehlte nicht viel, und ihm wäre das Wort Gipsei herausgerutscht, gerade noch rechtzeitig fiel ihm jedoch ein, dass Kati sein Geheimnis kannte.
Im Wohnzimmer herrschte Schweigen, und Ukkola begann sich Sorgen zu machen. Warum saß Kati nur stumm da und wartete? »Das ist eine gute Familie, alles vom Besten. Sie hatten viele Jahre vergeblich versucht, ein eigenes Kind zu bekommen. Es sollte unbedingt ein finnisches sein. Aber es ist fast unmöglich eines zu finden, jedes Jahr werden wirklich nur wenige zur Adoption freigegeben. Da der Mann noch dazu schon über fünfzig war, mussten sie … sagen wir mal … private Adoptionshilfe in Anspruch nehmen. Alle Papiere wurden streng nach den Gesetzen ausgefertigt …«
»Gibst du mir noch die Adresse«, sagte Kati Soisalo ausdruckslos.
»Da muss ich kurz in mein Arbeitszimmer gehen«, erwiderte Ukkola, der nun noch besorgter wirkte. Er lief mit großen Schritten ins Obergeschoss, warf vorher aber noch kurz einen Blick in die Küche zu Kara.
Kati Soisalo wurde schwindlig, als sie aufstand. Sie ging zur Küchentür. Kara saß über den Computer gebeugt mit offenem Mund da, seine Augen jagten über den Bildschirm, als fürchteten sie, der könnte jeden Moment verschwinden. War das wirklich der entscheidende Augenblick, fragte sie sich, würde jetzt all ihr Suchen ein Ende nehmen?
Sie hörte Schritte auf der Treppe, drehte sich um, nahm den Zettel, den Ukkola ihr gab, und las ihn – Staufenstraße 36, Frankfurt am Main .
Kati Soisalo zog die Schuhe an und verließ das Haus, Kara folgte ihr auf den Fersen. Sie setzten sich in den Smart. Kara holte hastig einen Stift und Papier aus der Manteltasche und begann wie ein Besessener zu schreiben.
»Diese Ratte hat die ganze Zeit gewusst, wo Vilma ist. Ukkola hätte alles verhindern können, was Vilma und mir in den letzten drei Jahren passiert ist. Die ganze Trauer und den ganzen Schmerz.«
»Wie ich schon sagte, eines Tages wird ihm das heimgezahlt werden«, versicherte Kara, während sein Stift weiter übers Papier flitzte.
Kati Soisalo schaute Kara so an, als wüsste sie sehr genau, wer die Rechnung begleichen würde. »Ich fliege nach Frankfurt. Kommst du mit? Oder hast du in Ukkolas Informationen etwas Neues gefunden?«
Im Smart trat für einige Minuten Schweigen ein, bis
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