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Rot

Rot

Titel: Rot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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Kara schließlich aufhörte zu schreiben, seinen Kuli zuschnappen ließ und müde lächelte. »Vielleicht mehr, als ich wissen wollte.«
    »Erzähl das Wichtigste«, bat Kati.
    »Ich habe die Namensliste durchgelesen, auf der alle Helfer stehen, die der KGB in Finnland angeworben hat, alle Kontakte und die sogenannten Entwicklungskader.« Karas Stimme klang gedämpft, er starrte auf die Hecke von Ukkolas Grundstück.
    »Und?«, drängte Kati.
    »Präsidenten, Ministerpräsidenten, Chefs von Großunternehmen … die Liste übertrifft selbst noch die schlimmsten Vermutungen Jussi Ketonens.«
    Etwas stimmte nicht, Kati Soisalo spürte es an seinem Verhalten. Sie nahm sich vor, zu warten, bis er noch mehr erzählte.
    »Auf der Liste stand auch der Name Molly Dalston und dahinter die Jahreszahlen 1970–1984.«
    Kati war überrascht, als sie den Namen von Karas Mutter hörte.
    »Meine Mutter hat, als sie in Finnland wohnte, dem KGB Informationen übermittelt.«
    Kati Soisalo überlegte, ob sie aussprechen sollte, was sich vermutlich auch Kara fragte. »Hat sie über die Forschungsprojekte deines Vaters Berichte geschrieben?«
    Kara zuckte die Achseln. »Mit dieser Information kann ich nun nichts mehr anfangen«, sagte er und überflog seine Notizen. »Aber ich habe etwas gefunden, das mir möglicherweise hilft weiterzukommen. Du erinnerst dich doch noch an Lilith Bellamy, dieSchizophreniekranke, die ich im August in London getroffen habe? Mit der mein Vater ein Verhältnis hatte.«
    Kati Soisalo nickte.
    »Nach Ukkolas Kopien hat Bellamy die britischen Behörden schon 1989 auf Mundus Novus hingewiesen. Und in den Unterlagen fanden sich noch ein paar andere Einträge, ich habe es nicht geschafft, sie alle zu lesen.«
    »Was bedeutet das?«, fragte Kati Soisalo.
    »Dass Bellamy etwas weiß und auf derselben Seite steht wie wir. Und dass ich nach London fliege.«
    Kati Soisalo versuchte zu lachen. »Uns tut es beiden gut, Finnland zu verlassen. Im Moment möchte ich Sakke Tirkkonen nicht begegnen.«

25
    Samstag, 8. Oktober
    Leo Kara saß im Gebäude der Generalstaatsanwaltschaft, um bereits das zweite Mal innerhalb von achtundvierzig Stunden an einer Besprechung der Koordinierungsgruppe für die Ermittlungen zum Kabinett teilzunehmen. Anni Alanko ließ ihn schon etwa zwanzig Minuten warten, daraus konnte man schließen, dass seine Beliebtheit abnahm.
    Endlich erschien die gestresste stellvertretende Generalstaatsanwältin im Foyer und runzelte die Stirn, als sie Kara erblickte. »Bei uns ist sozusagen der Teufel los. Eeva Vanhala, die Kanzleichefin der Präsidentin, ist tot, und Lukkari von der SUPO hat uns kurz über das Smirnow-Material informiert. Die KRP ist dem Kabinett nun ernsthaft auf der Spur, dank des Hinweises auf Suomen Kivijaloste und Ukkola, den du geschickt hast. Alle sind ziemlich gereizt, auch Generalstaatsanwalt Väkikorpi ist da. Wenn du nichts Dringendes hast, dann …«
    »Wegen des Smirnow-Materials bin ich hier. Ich habe Jukka Ukkola getroffen und … neue Informationen erhalten. Sagen wir mal so, er hat sie nicht ganz freiwillig rausgerückt.«
    Anni Alanko zögerte kurz, bedeutete Kara aber dann, ihr in den Beratungsraum zu folgen, in dem neben Saara Lukkari von der SUPO und Klasu Nyman von der KRP eine Menge Leute saßen, die Kara nicht kannte. Das Stimmengewirr verstummte.
    Kara kam geradewegs zur Sache. »Jukka Ukkola ist im Besitz von Dokumenten aus dem Smirnow-Material. Ich habe vorhin einen Teil davon auf seinem Computer bei ihm zu Hause gelesen.«
    Niemand sagte etwas. Der Generalstaatsanwalt starrte Anni Alanko wütend an, und die anderen wirkten überrascht.
    Kara holte seine Notizen aus der Tasche und trug in aller Ruhe vor, was er aufgeschrieben hatte: von der Liste der finnischen Helfer des KGB jene Namen, die besonders große Fassungslosigkeit auslösten, Informationen, die Mitglieder des Kabinetts an den KGB weitergegeben hatten, Lilith Bellamys Rolle … »Das ist alles, was ich mir notieren konnte. Ich suchte eigentlich etwas über meinen Vater und hatte nicht viel Zeit.«
    Wieder herrschte Schweigen. Die Zuhörer mussten Karas Bericht erst einmal verdauen.
    »Woher weißt du, dass die Unterlagen, die du gelesen hast, aus dem Smirnow-Material stammen?«, fragte Klasu Nyman schließlich.
    »Weil Ukkola es gesagt hat. Und außerdem hat er das noch in einem … Telefongespräch bestätigt.« Kara formulierte vorsichtig, weil er Paranoids illegale Abhörtricks nicht preisgeben

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