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Rot

Rot

Titel: Rot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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wollte.
    Generalstaatsanwalt Väkikorpi verzog den Mund und suchte etwas in seinen Unterlagen. »Was ist dieser Kara eigentlich für einer? Was zum Teufel macht er überhaupt hier, als Mitarbeiter des UN-Büros für Drogen- und Verbrechensbekämpfung ? Hat wenigstens irgendjemand von euch seine Vergangenheit überprüft? Ich jedenfalls habe Probleme mit seiner Vertrauenswürdigkeit.« Väkikorpi redete so, als wäre Kara nicht anwesend. Er hielt ein Dokument hoch. »1994 wurde in England für Kara die Unterbringung in einer psychiatrischen Klinik angeordnet, gegen seinen Willen. Also eine Zwangseinweisung, in die Gummizelle. Worum ging es denn da?«
    In Kara erwachte die Wut. »Um Gewalttätigkeit. Sie wollten eine Untersuchung meines Geisteszustands vornehmen.« Er war immer noch nicht bereit, sich an diese dreimonatige Hölle zu erinnern, geschweige denn, sie zu kommentieren. Kara machte auf dem Absatz kehrt, murmelte, er habe seine Informationen jedenfallsweitergegeben, und verließ den Besprechungsraum. Draußen wurde ihm klar, dass er mit sich selbst zufrieden war: Seit der Rückkehr seiner Erinnerungen hatte er kein einziges Mal die Selbstbeherrschung verloren und ihm war keine wirklich blöde Bemerkung herausgerutscht. Was würden die Psychiater dazu sagen?
    Kara war schon im Treppenhaus, als ihn Anni Alankos Stimme zum Stehen brachte.
    »Warte. Ich habe dich ja vorgewarnt, Väkikorpi steht zu sehr unter Spannung. Wir anderen sind der Auffassung, dass du uns eine verdammt große Hilfe bist.«
    Kara brachte ein schwaches Lächeln zustande.
    »Was willst du als Nächstes tun? Mensch, Kara, du solltest dich jetzt wirklich damit einverstanden erklären, dass die Polizei dich beschützt.«
    »Das ist nicht nötig. Ich gehe von hier in die Bibliothek 10, kaufe im Internet ein Flugticket nach London und fahre sofort los«, entgegnete Kara, winkte und verschwand auf der Treppe. Anni Alanko schüttelte den Kopf, wandte sich um und erblickte das wütende Gesicht des Generalstaatsanwalts, der auf dem Treppenabsatz aufgetaucht war.
    * * *
    Betha Gilmartin hatte das Lagezentrum in der siebten Etage von Legoland seit sechzehn Stunden nicht verlassen. Sie funktionierte mit Hilfe von Koffein und Energydrinks und war so müde, dass ihr manchmal buchstäblich schwarz vor Augen wurde, aber trotzdem fühlte sie sich ruhig und gelassen. Wahrscheinlich, weil eine derartige Belastung sie vor ein paar Monaten noch umgebracht hätte. Jetzt zeigte das Herz keinerlei Symptome und ihr Puls war weit entfernt vom kritischen Bereich. Und das, obwohl sie Mundus Novus endlich im Würgegriff hatten. Ihr roter Haarschopf war längst von allen Bändern befreit, und wenn sie in diesem Hexenkesselnoch lange durchhalten müsste, würde sie sich auch das verdammte Stützkorsett vom Leibe reißen. Und es wäre ihr scheißegal, was die jungen Kerle um sie herum von ihrem Bauch dachten.
    Plötzlich blieb Colleen Carter, die sich mehr oder weniger aus eigener Initiative zu Betha Gilmartins persönlicher Assistentin aufgeschwungen hatte, einen Meter vor ihrer Chefin stehen. Sie sah so aus wie jemand, der unbefugt auf das Siegerpodest gesprungen ist und nun eine Medaille in Empfang nehmen wollte.
    »Die Bank von Mundus Novus wurde gefunden«, verkündete sie. »Es konnte allerdings nur noch ein Teil des Geldes der Pegas-Bank eingefroren werden. Dennoch war das eine tolle Zusammenarbeit von Behörden etwa zwanzig verschiedener Staaten und Dutzender Geschäftsbanken.«
    Betha Gilmartin seufzte erleichtert. »Über welche Summen reden wir hier?«
    Colleen Carter grinste: »Über Milliarden.«
    »Und die Überprüfung der Industrieimmobilien des AEM-Konzerns, wie geht es da voran?«, erkundigte sich Betha Gilmartin und Colleen Carter verschwand, um bei ihren Kollegen eine Antwort zu holen.
    In dem Moment vibrierte Betha Gilmartins Privathandy in der Tasche ihres Blazers, sie holte es heraus und freute sich noch mehr als sonst, als sie Karas Namen las. Statt ihren Namen zu sagen, ging sie gleich in medias res: »Die Gelder der Zentralbank von Mundus Novus wurden gefunden, und ein Teil davon konnte eingefroren werden. Es sieht so aus, als könntest auch du bald Antworten auf deine Fragen bekommen, endlich.«
    »Und die Forschungszentren?«, fragte Kara.
    »Auch denen kommen wir in Kürze auf die Spur, da wir jetzt wissen, wer sich um die Immobilienangelegenheiten von Mundus Novus gekümmert hat und wie die Finanzen von Mundus verwaltet wurden«, versicherte

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