Rot
dem Kabinett im Krieg liegen.«
»Mit wem hat er geredet?«, wollte Kati Soisalo wissen.
»Das konnte ich nicht mehr klären, ich war doch etwas in Eile. Ihr wolltet mich ja sogar davon abhalten, überhaupt noch mal in meine Bude zu gehen.«
»Ukkola steckt tief im Schlamassel. Das ändert alles«, verkündete Kati Soisalo voller Eifer.
»Wirklich?«, erwiderte Kara. »Du hast aus diesem Arschloch drei Jahre lang keine einzige nützliche Information herausgekriegt. Jedenfalls keine, die gestimmt hätte.«
Kati Soisalo fuhr sich durchs kurze Haar und dachte fieberhaft nach. Ihr ehemaliger Arbeitgeber, das Rüstungsunternehmen Fennica, hatte auf einer Schweizer Bank ein Bestechungskonto geführt, von dem an Broker ein Schmiergeld in Höhe von einem oder zwei Prozent für jedes mit deren Hilfe zustande gekommene Waffengeschäft gezahlt wurde. Und da sich die Vertragssummen von Fennica auf hunderte Millionen Euro beliefen, lagen auf dem Bestechungskonto immer mehrere Millionen Euro. Seit einem reichlichen Jahr, seit dem Tod Otto Mettäläs, des ehemaligen Direktors von Fennica, war Kati Soisalo die einzige, die an dieses Konto herankam. Aus irgendeinem Grund hatte Mettälä seinen Nachfolger nicht über die gesetzwidrige Nutzung des Bestechungskontos unterrichtet. »Du erinnerst dich sicher an das Züricher Fennica-Konto mit dem Geld für Bestechungen, von dem ich im August etwas auf mein Konto überwiesen hatte?«
Paranoid nickte. »4,7 Millionen Euro.«
»Wenn uns nichts einfällt, womit wir Ukkola erpressen könnten, vielleicht sollten wir es dann zur Abwechslung mal mit Bestechung versuchen. Möglicherweise ist Ukkola jetzt bereit zu sprechen, da er das Kabinett nicht mehr zu schützen braucht.«
»Hm«, entgegnete Kara. »Wohl kaum.«
* * *
Ungefähr eine Stunde später standen Kati Soisalo und Leo Kara an der Tür des Kriegsveteranenhauses in Pitäjänmäki, zu einem Treffen an einem anderen Ort war Ukkola nicht bereit gewesen. Kati Soisalo vermied es, länger zu Vilmas Sandkasten, der unterm nassen Laub hervorschaute, oder zur vom Rost zerfressenen Schaukel hinüberzuschauen. Sie fürchtete die Fassung zu verlieren, wenn sie die Wohnung sah, in der sie so viel Schlimmes erlebt hatte.
Kara war froh, dass der Tatendrang, den er nach den Schnäpsen verspürt hatte, allmählich nachließ. Noch vor einer Stunde hätte er Ukkola krankenhausreif geschlagen.
Es herrschte eine eisige Atmosphäre, als Ukkola die Tür öffnete. Keiner sagte etwas, bis die Besucher im Wohnzimmer Platz genommen hatten.
»Von wie vielen Kerlen lässt du dich eigentlich besteigen? Erst von diesem halbstarken Nerd und nun von diesem mentalen Wrack.« Damit eröffnete Ukkola das Gespräch.
Kara saß da, als wollte er jeden Moment aufspringen, aber Kati Soisalo drückte die Hand fest auf seinen Oberschenkel.
»Wir kennen drei wichtige Fakten«, sagte sie. »Erstens: Du hast vor drei Jahren ProTurva und Jose Sinko dafür bezahlt, Vilma aus Slowenien zu holen. Zweitens: Das Kabinett will dich vernichten. Drittens: Du versuchst dich mit deinen Kopien von Eeva Vanhalas Unterlagen zu schützen.«
Ukkola wirkte kurz überrascht, obwohl sich sein Gesichtsausdrucknicht im geringsten änderte. »Man kann immer jemanden beschuldigen. Allerdings sollte man annehmen, dass du mittlerweile kapiert hast, wie wenig Nutzen das bringt.«
Kati Soisalo setzte ihren Angriff fort. »Meines Erachtens wäre selbst das Kabinett nicht imstande, alle Beweise zu entkräften, die bei den Behörden schon jetzt gegen dich vorliegen. Du wirst in den Knast müssen, das ist sicher. Ich weiß nicht, wo du dein Geld überall versteckt hast und ob die Behörden es finden. Aber im August hat Jonny Karlsson dein Bankkonto ausfindig gemacht und darauf gerade einmal hunderttausend Euro gefunden. Für den ganzen Rest des Lebens ist das ein bisschen wenig. Wenn du jetzt dein Haus verkaufst, bekommst du mit ziemlicher Sicherheit ein Reiseverbot.«
Ukkola brauchte nicht lange über ihre Worte nachzudenken, er wusste, dass sie recht hatte.
»Ich biete dir eine halbe Million Euro bar auf die Hand. Die bekommst du unverzüglich, sobald ich Vilma finde«, sagte Kati Soisalo. »Und für das Geld solltest du auch etwas gegen meinen und Jonnys Prozess tun.«
Kara räusperte sich. »Und ich will Smirnows … Eeva Vanhalas Unterlagen lesen.«
Ukkola lachte allzu heftig, es klang aufgesetzt. »Woher zum Teufel wollt ihr solche Summen bekommen?«
»Das spielt hier keine Rolle. Ich
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