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Rot

Rot

Titel: Rot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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FSB Nikolai Mironow hat Kontakt zu mehreren Firmen gehabt, die mit Mundus Novus in Verbindung gebracht werden. Es konnte zurückverfolgt werden, wo Mironow in den letzten Monaten gewesen ist: Er war fünfmal in Zürich.«
    Betha Gilmartins Interesse hielt sich in Grenzen. »Wo ist Mironow jetzt?«
    »Das weiß man noch nicht«, antwortete Colleen Carter wie aus der Pistole geschossen und fuhr im selben Atemzug fort: »Es steht nur noch die Überprüfung von achtundsechzig Industrieimmobilien aus, die mit dem AEM-Konzern in Zusammenhang stehen. Die wird man bis morgen schaffen. Dann gibt es noch eine äußerst erfreuliche Nachricht. Von diesem kirgisischen Killer wurde ein Foto gemacht. Oder eigentlich eine Videoaufnahme, sogar in relativ guter Qualität. Überwachungskameras auf dem Helsinkier Bahnhof haben ihn aufgezeichnet.«
    »Na, das jedenfalls wird uns weiterhelfen. Wenn nicht jetzt, dann hoffentlich irgendwann in der Zukunft«, mutmaßte Betha Gilmartin. »Du hast gesagt, dass es auch schlechte Nachrichten gibt.«
    »Der Generaldirektor des AEM-Konzerns Anton Moser hat sich aus Wien abgesetzt.«
    Betha Gilmartin fluchte und dachte nach. »Haben die Amerikaner schon die Daten dieser … Mondsonden übergeben?«
    »Der Prozess ist im Gange, wird aber noch mehrere Tage dauern. Es sind so enorm viele Daten, dass …«
    Betha Gilmartin unterbrach sie: »Weißt du, was mir am meisten Angst macht?« Sie schwieg eine Weile. »Dass wir keine Ahnung haben, wofür Mundus Novus Alan Beckley und die Daten der Sonden braucht.«

34
    Dienstag, 11. Oktober
    Leo Kara wusste nicht, ob es Nacht war oder früh am Morgen. Ein Wächter, der aussah wie ein Beamter, hatte ihn soeben aus der Zelle abgeholt und über fensterlose Flure und Treppen in diesen Beratungsraum geführt. Von der Außenwelt hatte er nicht einmal einen Schimmer gesehen. Daraus konnte man nur ableiten, dass dieses Gebäude riesig sein musste, sie waren etwa zehn Minuten unterwegs gewesen, und in den Treppenhäusern sah man, dass es sowohl darüber als auch darunter weitere Etagen gab.
    Das alles kam ihm unwirklich vor. Er hatte seinen Vater gefunden und erfahren, dass Emma lebte. Warum hatte er trotzdem das Gefühl, dass es noch längst nicht vorüber und überstanden war? Vielleicht sollte er wirklich seinem Vater glauben und versuchen in diesem Forschungszentrum durchzuhalten, bis man ihn wieder gehen ließ. Wenn er sich gut benehmen würde, bekäme er vielleicht ein anständiges Zimmer und Medikamente, mit denen er das halbe Jahr Gefangenschaft überstehen könnte.
    Die Tür ging auf und herein traten ein etwa sechzig jähriger Mann mit gerader Haltung und wettergegerbtem Gesicht und Manas, der müde aussah. Kara folgte dem Kirgisen mit dem Blick und versuchte auszurechnen, das wievielte Mal er diesem geistesgestörten Sadisten nun von Angesicht zu Angesicht gegenüberstand.
    »Mein Name ist Nikolai Mironow und ich beabsichtige herauszufinden, was du alles von unseren … Aktivitäten weißt. Nötigenfalls mit seiner Hilfe«, sagte der General auf Russisch und fuhr mit der Hand in Richtung Manas, als wollte er eine Fliege wegscheuchen.
    »Was ist im Oktober 1989 passiert?«, begann Mironow.
    Kara lachte und wirkte amüsiert. »Die Frage müsste ich ja wohl stellen.«
    Mironow und Manas saßen da und warteten.
    Kara entschloss sich, zu gehorchen und erzählte bis ins Detail alles, woran er sich erinnerte. Besonders genau beschrieb er, wie Manas seinen Vater gequält hatte und in welchem Zustand seine Mutter nach den Misshandlungen durch Manas gewesen war. »Vermutlich hättest du meine Mutter auch dann umgebracht, wenn ich das Versteck von Vaters Unterlagen verraten hätte«, stellte Kara schließlich an Manas gewandt in ganz normalem Tonfall fest, so normal, wie es unter diesen Umständen möglich war. Er brannte darauf, dass ihm Absolution erteilt wurde.
    »Es gab keine Unterlagen. Und deine Mutter war schon tot, als ich sie dir gezeigt habe«, antwortete Manas.
    Eine Welle der Erleichterung durchflutete Kara mit solcher Wucht, dass er auf seinem Stuhl nach vorn sank.
    Mironow und Manas schauten sich kurz an.
    »Ich stelle hier die Fragen und du antwortest«, sagte Mironow schließlich und befragte dann Kara detailliert zu allem, was er in den letzten zwei Monaten gemacht hatte. Von welchen Personen wusste er, dass sie Mitglied des Kabinetts waren, hatte Nadine Egger alle in ihrem Besitz befindlichen Unterlagen des AEM-Konzerns den Behörden übermittelt, was

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