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Rot

Rot

Titel: Rot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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Beratungsraum, auf dem Getränke und Speisen standen. »Ich musste unseren einzigenrussischen Koch auf den Knien anflehen, damit er deine Lieblingsspeisen zubereitet: Rassolnik-Suppe, Pelmeni, Kulebjaka-Pastete, Bliny …«
    Als Teller und Gläser gefüllt waren, setzten sich die beiden an den Tisch. »Es ist jetzt über dreißig Jahre her, dass der KGB Illegale aus uns gemacht hat«, sagte Rostow.
    »Und dafür«, Moser zeigte auf die riesigen, hell erleuchteten Hallen, die durch die Fenster zu sehen waren, »wird schon seit über zwanzig Jahren hart gearbeitet.« Dann wurde sein Gesichtsausdruck ernst: »Ehrlich gesagt hatte ich Angst, wie man mich hier empfangen würde. Ich musste den AEM-Konzern zu früh verlassen, in den letzten Tagen jagte eine Katastrophe die andere. Die Behörden sind German Danilow und den Immobiliengeschäften auf die Spur gekommen, haben die Rolle der Pegas-Bank ermittelt und einen Teil unserer Mittel eingefroren …«
    »Du weißt also noch nicht, dass die Unterlagen von AEM bei der österreichischen Polizei und beim SIS gelandet sind?«, fragte Rostow. »Unsere ganze Kette für den Transport der Sklaven sowohl in Afrika und China als auch anderswo ist aufgedeckt worden.«
    Moser schaute ihn fassungslos an. »Wie soll das möglich sein? Vor meiner Abreise aus Wien habe ich Vorkehrungen für den schlimmsten Fall getroffen. Ich bin alle Unterlagen durchgegangen, jeder einzelne belastende Beweis wurde im Garten der Dornbacher Villa verbrannt.«
    Außer denen, die deine Hausnegerin zu Nadine Egger geschleppt hat. Und dann fliehst du Idiot auch noch ausgerechnet hierher, dachte Rostow, sagte aber: »Es konnte dir doch niemand von Österreich hierher folgen.«
    Moser wirkte beleidigt. »Ich habe vielleicht in den letzten Monaten Fehler gemacht, aber dumm bin ich nicht. Niemand ist imstande gewesen, mir zu folgen oder herauszufinden, wohin ich gefahren bin.«
    Rostow lächelte und bedeckte seine Bliny mit gehackter Zwiebel. »Wie geht es übrigens deiner Tochter, hieß sie nicht Nadine?«
    »Sie hat sich letzte Woche das erste Mal seit Jahren bei mir gemeldet. Und wollte natürlich Geld. Sie möchte ihrem Sohn helfen, einem Junkie, den ich nie gesehen habe.«
    »Wir mussten beide in Hinsicht auf unser Familienleben harte Entscheidungen treffen«, sagte Rostow.
    Moser nickte. »Trotzdem ist es ein ziemlicher Zufall, dass Nadine und Leo Kara zusammengekommen sind.«
    Das war kein Zufall, dachte Rostow, griff zum Wodkaglas und stand auf. »Wir haben den Toast vergessen. Trinken wir auf deine Rentnertage.« Oder eigentlich Stunden, fügte Rostow für sich hinzu und kippte den Wodka hinunter.
    * * *
    Kurz vor Mitternacht stieg Manas am riesigen Verwaltungsgebäude des Forschungszentrums aus dem Taxi und bezahlte. Er war müde wie nach einem langen Fußmarsch, das wurde ihm immerhin klar, obwohl er nichts fühlen konnte. Über achtundvierzig Stunden war er jetzt auf den Beinen, seit die Polizei ihm am Samstagabend auf dem Bahnhof in Helsinki ganz dicht auf den Fersen gewesen war. Nun ließ man ihm endlich in Bezug auf Leo Kara freie Hand, davon wurde ihm warm ums Herz. Doch er verstand nicht, warum man ihm befohlen hatte, nach Liechtenstein zurückzukehren. Für diese Entscheidung war ihm jemand eine Erklärung schuldig.
    Manas trat in den Windfang, hielt seinen Ausweis auf das rote Auge des Kartenlesers, ging zum Aufzug und erschien kurz darauf in Doktor Andrej Rostows Beratungsraum. Dort erblickte er zu seiner Überraschung Anton Moser, der betrunken wirkte.
    »Es ist dir also nicht gelungen, Kara zu töten?« Rostow standam Fenster, betrachtete die Lichter der nächtlichen Stadt und stellte seine Frage, ohne sich zu Manas umzudrehen.
    »Am Bahnhof in Helsinki tauchte plötzlich ein Streifenwagen auf, ich weiß nicht warum. Sofort nach dem Betreten des Bahnhofsgebäudes habe ich eine Kehrtwendung gemacht und bin durch den Kiosk wieder hinausgegangen. Ich war schon weit genug weg, als Verstärkung eintraf. Hat man mich deshalb aus Finnland abgezogen? Ich will Kara erledigen …«
    Rostow unterbrach ihn: »Ich habe gehört, dass du unseren Mann in der Helsinkier Botschaft um Hilfe bitten musstest.«
    »Ich war gezwungen, mir ein Auto mit einem normalen Kennzeichen auszuleihen, ich konnte nicht über die Grenzstation Nuijamaa ausreisen wie im August. Diese Regelung funktioniert nicht mehr. Sie haben mich zuerst mit dem Boot an den Straßensperren der Polizei vorbei nach Kirkkonummi in die Villa des FSB

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