Rot
Unterlagen und Mappen, die sich sowohl in den Regalen und auf den Tischen als auch auf dem Fußboden stapelten. Es roch nach Staub und Pfeifentabak.
»Ich habe überhaupt noch nichts beschlossen«, erwiderte Kara und setzte sich. Er betrachtete die Zimmerdecke, an der die Farbe abblätterte, die gewellten Tapeten und die blinde Ecke des großen Spiegels. Das vergilbte Plakat des Vergnügungsparks Tivoli Seiterä musste aus den Achtzigerjahren stammen. In dieser Kanzlei wurden wahrlich keine hochkarätigen Fälle betreut.
Kärävä setzte sich an seinen von Papierstapeln gesäumten Schreibtisch und schaute kurz erst zum Besprechungstisch, dann zum Couchtisch und schließlich zu dem kleinen Kühlschrank, derin der Ecke vor sich hin surrte. »Ich fürchte, ich habe jetzt nichts hier, was ich anbieten könnte, nicht mal Kaffee, ich wollte eigentlich …«
Kara unterbrach ihn: »Lass uns einfach gleich zur Sache kommen. Als erstes würde ich die Unterlagen lesen wollen, die meinen Vater und das Kabinett betreffen.«
Kärävä fuchtelte nervös mit der Pfeife herum. »Wie ich erwähnt habe, ist die Situation kompliziert. Mein Mandant möchte nicht, dass jemand die in seinem Besitz befindlichen Dokumente sieht.«
Kara verstand nicht, was der Anwalt meinte. »Was soll dieser verdammte Blödsinn? Du hast angerufen und gesagt, dass dein Mandant äußerst wichtige Unterlagen zum Kabinett besitzt, und du hast mich gebeten, sie der Polizei zu übergeben.«
»Ich habe dich gebeten, den Behörden die in diesen Unterlagen enthaltenen Informationen zu übermitteln. Ich habe eine Zusammenfassung der Fakten angefertigt, die mein Mandant aufdecken will.« Kärävä zog heftig an seiner Pfeife, deren Glut erloschen war.
Kara wäre am liebsten sofort aufgestanden und gegangen, aber die Neugier behielt die Oberhand. »Wer ist dein Mandant?«
»Das weiß ich nicht«, erwiderte Kärävä und vermied es, seinen Gast anzusehen.
»Du wirst doch wohl deinen Mandanten getroffen haben?« Karas Stimme wurde lauter.
Kärävä schüttelte den Kopf. »Wir haben nur am Telefon miteinander gesprochen.«
Kara lachte kurz auf. »Du bittest mich, den Behörden Informationen aus Dokumenten zu übermitteln, deren Existenz nicht bestätigt werden kann und deren Besitzer nicht bekannt ist. Die Polizisten würden mich auslachen.«
»Vielleicht solltest du erst einmal lesen, was mein Mandant aufdecken will«, schlug Kärävä vor. »Die Behörden werden natürlichschnell herausfinden, dass die Informationen zutreffend sind«, fügte er hinzu und reichte Kara die dicke Zusammenfassung.
Ich möchte der KRP und der SUPO bei den Ermittlungen helfen, die das sogenannte Kabinett betreffen. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt werde ich die Namen von drei Mitgliedern des Kabinetts preisgeben und Beweise vorlegen, die ausreichen, um sie strafrechtlich für ihre Taten zur Verantwortung zu ziehen. Meine Wahl fiel auf Personen, die über ein umfangreiches Wissen in Bezug auf die Tätigkeit des Kabinetts, seine Mitglieder und seine Aufgabe verfügen.
1. Erno Laamanen (geb. 1952), der Präsident von Suomen Pankki, der Finnischen Zentralbank
Laamanen wurde 1970 Mitglied der Kommunistischen Partei Finnlands. In die Führung der Schülerorganisation Teiniliitto rückte Laamanen, der beim Richtungsstreit in der KP zu den sog. Jungtaistolaiset zählte, im Jahre 1971 auf. Sein Studium an der Universität Helsinki schloss er 1977 als Diplom-Staatswissenschaftler ab. Nach dem Übertritt zur Sozialdemokratischen Partei war er von 1979–91 drei Wahlperioden lang Parlamentsabgeordneter und wirkte vier Jahre als Finanzminister. Zum Parteivorstand der SPFi gehörte Laamanen von 1979–93. Nach seiner politischen Laufbahn arbeitete Laamanen zunächst als Direktor in der Neste AG (1991–97) und dann in der Europäischen Investitionsbank (1997–2005). 2006 wurde Laamanen zum Präsidenten von Suomen Pankki ernannt.
Als Entwicklungskader des KGB wurde Erno Laamanen 1971 von Major Albert Akulow angeworben, der bis 1973 Laamanens Verbindungsoffizier war, sein »Betreuer«. Anbei Gesprächsprotokolle von Treffen Erno Laamanens (Deckname beim KGB: Armas) mit Albert Akulow (Anhänge M/1747 – M/1804). 1973 änderte sich Laamanens Status beim KGB, er galt jetzt als verlässliche Kontaktperson, undsein Betreuer wurde nun Albert Koslow (Anhänge M/1811 – M/2004). In den Jahren 1975–1991 fungierte als Laamanens Betreuer der jeweilige Chef der Aufklärungsfiliale des KGB in Helsinki,
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