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Rot

Rot

Titel: Rot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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zunächst Anatoli F. Gluschtschenko (1975–77), dann von 1977–1984 Viktor Wladimirow (Gesprächsprotokolle in den Anhängen M/2019 – M/2322) und später Feliks Karasew von 1984–1991 (Anhänge M/2324 – M/2621). Dank seines Ministerpostens wurde Laamanen schließlich als einflussreicher Agent eingestuft.
    Erno Laamanen hat dem KGB in den Jahren 1971–1991 Informationen zu folgenden Angelegenheiten übergeben:
Zur Arbeit und zu den Mitgliedern von Teiniliitto (Anhänge 1–38)
Zur Lage der Sozialdemokratischen Partei (Anhänge 39–64)
Zur Tätigkeit des Außenpolitischen Ausschusses des Parlaments (Anhänge 65–110)
Zur Tätigkeit der Regierung und zu von ihr vorbereiteten Beschlüssen sowie außenpolitischen Leitlinien (Anhänge 111–223)
Zu Entscheidungen der Europäischen Investitionsbank und zu ihrer Politik (Anhänge 224–295)

    Belege über die Entgelte, die Laamanen vom KGB erhielt, sind in den Anhängen A/221 – A/621 aufgeführt. Laamanen hat vom KGB insgesamt Geldleistungen in Höhe von 480 000 Euro entgegengenommen (Finnmark umgerechnet in Euro).
    Kara überflog die restlichen Seiten der Zusammenfassung. Der anonyme Mandant von Anwalt Kärävä verriet auch zwei andere Namen: Risto Kankare, Geschäftsführender Direktor des Energiekonzerns Fortum, und Kirsti Saurivaara, Dekanin der School of Science der Aalto-Universität. Kara begriff schlagartig, wie brisant Käräväs Zusammenfassung auch ohne die Originaldokumente war. Der Bericht enthielt mehr als genug Fakten, um das entlarvte Trio wegen Spionage und aller möglicher Vergehen zu verurteilen.
    »Diese Zusammenfassung soll nachweisen, dass mein Mandant bestimmte Straftaten, deren man ihn zur Zeit verdächtigt, nicht begangen haben kann«, sagte Kärävä, als Kara zu Ende gelesen hatte.
    »Und gleichzeitig zerstört sie das Leben von drei Menschen«, konstatierte Kara.
    »Das lässt sich leider nicht vermeiden.«
    »Hat dein Mandant erklärt, warum er gerade mich als Kurier will?«, fragte Kara.
    »Du hast schon früher versucht, dem Kabinett auf die Spur zu kommen, du hattest im August mit den Behörden zu tun, die zum Kabinett ermitteln, du hast einen anspruchsvollen Job im UN--Büro für Drogen- und Verbrechensbekämpfung, du kannst Russisch und bist bereit … fragwürdige Methoden einzusetzen, um Ergebnisse zu erzielen.«
    »Woher hat dein Mandant etwas über meine Methoden erfahren?«
    Kärävä zuckte die Achseln. »Diese Zusammenfassung nimmt keiner ernst, wenn sie nur auf dem Schreibtisch eines einfachen Polizisten landet. Wie ich bereits erwähnt habe, will mein Mandant dem Text keine Originaldokumente beifügen. Doch dich werden die Behörden anhören.«
    Kara betrachtete das dringend renovierungsbedürftige Büro und die abgewetzten Ellenbogen von Käräväs grauer Jacke und fragte sich, warum jemand die ungeheuer gefährlichen Dokumente diesem Juristen anvertraut hatte, der höchstens Regionalliganiveau besaß. »Du hast behauptet, dein Mandant habe Informationen über meinen Vater.«
    Kärävä paffte eine dicke Wolke aus seiner Pfeife. »Anscheinend hast du die Zusammenfassung nicht sehr genau gelesen. Kirsti Saurivaara hat jahrelang mit deinem Vater zusammengearbeitet, sowohl im Forschungsinstitut für Physik als auch im Tieftemperaturlabor der Technischen Hochschule. Aus den Anhängen gehthervor, dass mehrere Male versucht wurde, Aleksi Kara anzuwerben. Saurivaara weiß davon.«
    Kara überlegte einen Augenblick, was er antworten sollte. »Gut. Aber unter einer Bedingung. Ich will die Originaldokumente sehen, mich vergewissern, dass sie existieren.«
    Kärävä erkannte, dass Kara es ernst meinte. Er ging zum Telefonieren ins Treppenhaus und kehrte ein paar Minuten später mit hochrotem Gesicht zurück. »Ich verfüge nur über ein paar der Originaldokumente, die mit der Zusammenfassung in Verbindung stehen, aber ich habe die Erlaubnis erhalten, sie dir zu zeigen.«
    Kara nahm das russischsprachige Schriftstück, das Kärävä ihm reichte. Es war mit einem roten Stempel versehen – unitschtoschit , zu vernichten. Er verglich den Inhalt des Dokuments mit dem entsprechenden finnischsprachigen Anhang in Käräväs Zusammenfassung und fand nicht den geringsten Unterschied. Jedes Dokument trug das Kennzeichen EK/S/476/1992.
    »Wie lauten meine Instruktionen?«, fragte Kara, noch bevor ihm selbst klar wurde, dass er seine Entscheidung getroffen hatte.
    Kärävä wirkte sowohl überrascht als auch erleichtert. »Übermittle die

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