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Rot

Rot

Titel: Rot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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Kara und stand auf.
    »Warum hat man das gerade dir übergeben?«
    »Sie wissen, dass ich schon mehrmals versucht habe, etwas über das Kabinett herauszufinden«, antwortete Kara.
    »Du darfst mit niemandem über diese Dinge sprechen. Ist dir klar, wie wichtig das ist? Gibst du mir dein Wort?«, erklärte Anni Alanko und sah ihn mit strengem Gesichtsausdruck an.
    Sie nahm Leo Karas ausgestreckte Hand und kam nicht mehr dazu, die restlichen Fragen zu stellen, die ihr durch den Kopf schwirrten. Der Mann verließ schon ihr Zimmer. Über diese unerwartete Wendung müsste sie den Generalstaatsanwalt unverzüglich unterrichten.

5
    Mittwoch, 5. Oktober
    Leo Kara drückte mit dem Ellenbogen auf den Klingelknopf von Kati Soisalos Wohnung, in der einen Hand hielt er eine Rotweinflasche und in der anderen seine vollgepackte, abgewetzte Ledertasche. Er war fix und fertig, wollte Kati aber trotzdem schon an diesem Abend sehen.
    Die Tür ging auf, und Kati küsste Kara auf die Wange, noch bevor einer von beiden den Mund aufmachen konnte.
    Kara vermochte seine Verblüffung nicht zu verbergen. Kati Soisalo war blass und abgemagert und nur noch ein Schatten ihrer selbst. Auch von ihren blonden Haaren war nicht viel übrig, ihre Brüste zeichneten sich allerdings immer noch sehr sexy unter dem etwas zu eng anliegenden Hemd ab. Und in ihren Augen brannte dasselbe vertraute Feuer wie früher. Kara vermutete, dass sie weiter genauso vehement und resolut wie bisher nach ihrer Tochter suchte. »Schön zu sehen, dass du wieder auf dem Damm bist«, sagte er und griff dann etwas daneben: »Oder zumindest am Leben.«
    »Immer noch der alte Schmeichler. Und du siehst offen gesagt selbst wie ein Assi aus«, erwiderte Kati Soisalo, lächelte kaum merklich und bedeutete Kara hereinzukommen. Sie holte Gläser aus der Küche, öffnete seine Weinflasche und ging ins Wohnzimmer.
    »Du hast dich wirklich verdammt gut erholt.« Kara wollte seine unfreundliche Bemerkung wiedergutmachen. »Es ist immerhin erst zwei Monate her, dass du im Krankenhaus von Töölö im Koma gelegen hast. Du kannst froh sein, dass du noch am Lebenbist, die Kugel hat deinen Hirnstamm nur um Millimeter verfehlt.«
    »Die Operation hat sechs Stunden gedauert«, erklärte Kati Soisalo nachdenklich.
    »Jetzt ist uns beiden in den Kopf geschossen worden«, versuchte Kara zu scherzen. »Hoffentlich hast du keine … bleibenden Verletzungen zurückbehalten, so wie ich.«
    »Nichts Ernsthaftes«, antwortete Kati Soisalo, obwohl sie gern von der ständigen Müdigkeit und ihren anderen Beschwerden erzählt hätte.
    »Ich habe Neuigkeiten von Vilma«, verkündete Kara und sah, wie Kati Soisalo sofort angespannt wirkte. »Gestern habe ich in Wien mit der Chefin der UNODC-Gruppe zur Untersuchung des Menschenhandels gesprochen. Es sieht so aus, als hätte man Vilma gleich im Anschluss an die Entführung nach Finnland gebracht.«
    »Das kann nicht stimmen!«, widersprach sie heftig, schaute ihn aber trotzdem hoffnungsvoll an.
    Kara leerte sein Weinglas, holte seine Tasche und nahm das Notizbuch heraus. » Bestellung – Vilma. Beschafft 13.9.2007 Dubrovnik. Übergeben 14.9. Lubljana. Eingetroffen 16.9. Helsinki. Ein Zettel mit diesem Text wurde in Belgrad gefunden.«
    Kati Soisalo schüttelte ungläubig den Kopf. »Jukka Ukkola hat gesagt, dass Vilma nach Italien gebracht wurde. Und die Leute in Vittorio Veneto haben Vilma auf dem Foto erkannt.«
    Kara zuckte die Achseln. »Vielleicht war das Mädchen auf dem Foto doch nicht Vilma.«
    Kati Soisalo fluchte so heftig, dass Speichelspritzer sprühten, und vergrub schließlich ihr Gesicht in beide Hände. »Das bringt die Karten ja völlig durcheinander, das ändert alles, was ich über Vilmas Verschwinden wusste. Oder zu wissen glaubte. Jetzt kann ich mir nicht mal mehr sicher sein, dass Vilma noch am Leben ist!« Sie fuhr sich mit den Fingern durch die Haare und schluchzte, dass ihr ganzer Körper zuckte.
    Kara hätte sie gern irgendwie getröstet, doch er wartete nur ab, bis sie sich wieder etwas gefangen hatte. »Und Ukkola, hat er dich in Ruhe gelassen?«
    Kati Soisalo schnaufte verärgert. »Der Verrückte hat sich etwas beruhigt, er hat ja alle Hände voll zu tun, weil gegen ihn selbst Anklage erhoben wird wegen Dienstvergehen. Er war auch einen Monat in Untersuchungshaft. Aber um die von ihm inszenierte Anklage gegen mich und Paranoid hat er sich gekümmert, unsere Prozesse beginnen vielleicht noch vor Weihnachten.«
    Kati Soisalo stand

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