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Rot

Rot

Titel: Rot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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auf, um Kara Wein nachzugießen. »Wir beide sind übrigens nicht mehr zusammen.«
    »Ach, sind wir das nicht mehr?«, fragte Kara.
    »Ich rede von Paranoid und mir. Er ist wütend geworden, als ich ihm meine Entscheidung mitgeteilt habe. Das ist verdammt schade, ich brauche seine Hilfe und er meine, wenn wir Ukkola aufs Kreuz legen wollen. Und an dem Kerl, diesem Stück Dreck, werde ich mich rächen, da kannst du sicher sein. Aber vorher muss man herausfinden, was er wirklich über Vilma weiß.«
    Kara hatte nicht die geringsten Zweifel, dass sie ihre Worte in die Tat umsetzen würde. Er zögerte immer noch, über seine eigene Lage zu sprechen, obwohl die Last der Vergangenheit erdrückend war. Rasch leerte er wieder sein Glas. »Ich erinnere mich jetzt an alles.«
    Als der Damm geöffnet war, brachen die Sätze aus ihm heraus wie eine Flutwelle. Er schilderte die Ereignisse vom Oktober 1989 und erzählte alles, woran er sich erinnerte, das dauerte fast zwanzig Minuten. »Wenn ich geredet hätte, würde meine Mutter vielleicht noch leben. Man wollte nur Informationen von uns«, sagte er zum Schluss.
    Kati Soisalo sah, wie sehr ihm das zu schaffen machte. Sie setzte sich neben Kara aufs Sofa und legte den Arm um ihn. »Du trägst keine Verantwortung für den Tod von irgendjemandem. Du hast niemanden umgebracht.«
    »So fühle ich mich aber. Ich will wissen, was tatsächlich geschehen ist und warum, ich will die drückende Last der Schuld loswerden, saubere Hände haben.«
    »Du willst die Wahrheit wissen. Du weißt, dass du kein schlechter Mensch bist, und willst das beweisen. Seit wir uns kennen, hast du an der Grenze zwischen Richtig und Falsch immer auf derselben Seite gestanden. Ich wette, aus dir wäre ein wirklich netter Kerl geworden, ohne … all das, was passiert ist.«
    Kara schloss die Augen und dachte über ihre Worte nach.
    Nach einer Weile brach Kati Soisalo das Schweigen: »Du hast gesagt, dass die Killer nur Informationen wollten. Man sollte eigentlich annehmen, dass euer Zuhause und das Arbeitszimmer deines Vaters sehr genau durchwühlt wurden. Ein altes Radio ist nicht unbedingt das, was man sich unter einem guten Versteck vorstellt.«
    »Vater hat darin nicht ständig etwas aufbewahrt. Manchmal brachte er Unterlagen abends mit nach Hause und nahm sie früh wieder mit.«
    »Lebt dein Vater deswegen noch? Weil die Killer die Informationen nicht fanden, die sie finden wollten? Wurde seine Hinrichtung nur inszeniert, um deine Mutter oder dich zum Reden zu bringen?«
    Kara richtete den Oberkörper auf. Die Anspannung kehrte in seine Gesichtszüge zurück. »Das möchte ich auch wissen. Jedenfalls brauchten sie Vater für irgendetwas, sie haben ihn gezwungen, in ihren Forschungszentren zu arbeiten. Das hat Vater im August geschrieben.«
    »Und du weißt nicht, wofür man ihn braucht?«, fragte Kati Soisalo, obwohl sie die Antwort wusste.
    Kara schüttelte den Kopf.
    »Und was ist mit deiner Schwester?«
    »Das weiß niemand. Die DNA von Emma, Vater und Mutter wurde im Koksofen jener Fabrikhalle gefunden, aber das beweistnicht unbedingt etwas. Schließlich ist Vater ja trotzdem am Leben.« Kara beschloss, das Thema zu wechseln. »Willst du hören, warum ich nach Finnland gekommen bin?«
    »Natürlich meinetwegen«, antwortete Kati Soisalo und lächelte.
    Kara berichtete rasch, was er von Kärävä erfahren hatte.
    » I rest my case . Du setzt dich wieder für eine gute Sache ein. Du willst deinen Vater finden und ihm helfen«, sagte Kati Soisalo.
    »Ich will herausfinden, was im Oktober 1989 geschehen ist, weil ich mich schuldig fühle.«
    Kati Soisalo wirkte nachdenklich. »Die Entlarvung des Kabinetts würde auch mir helfen – Ukkola ist Mitglied des Kabinetts und der einzige Mensch, von dem ich etwas über Vilma erfahren kann. Wollen wir wieder zusammenarbeiten?«
    Kara verzog den Mund. »Zu zweit könnte das etwas zu schwierig werden. Wie sehr hast du Paranoid verärgert?«
    Kati Soisalo zuckte die Achseln. »Wo wolltest du übrigens übernachten? Du kannst gern hier schlafen, du bekommst meinen Zweitschlüssel. Ich fahre jetzt zu Ukkola.«
    * * *
    Abends um halb acht stieg Kati Soisalo auf dem Hof von Jukka Ukkolas Kriegsveteranenhaus in Pitäjänmäki aus ihrem Zwergen-Smart. Sie wollte herausbekommen, ob Karas neue Informationen über Vilma zutrafen. Am liebsten wäre sie hingegangen und hätte diesen Scheißkerl mit vorgehaltener Waffe gezwungen zu reden, aber das kam leider nicht in Frage.

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