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Rot

Rot

Titel: Rot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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öffnete, fiel sein Blick auf einen Chinesen, der seine Arbeit unterbrach, die orangefarbene Schirmmütze abnahm und sich den Schweiß von der Stirn wischte. Der hagere Mann mit kurz geschnittenen Haaren lächelte und nickte ihm zu.
    Der Motor des Wagens sprang an und Ukkola steuerte in Richtung Haimoontie. Natürlich hatte er geahnt, dass illegaler Waffenhandel und der Menschenhandel nur einen Teil der Aktivitäten des Kabinetts in Finnland darstellten. Doch als ihm bewusst wurde, wie breit das Spektrum der illegalen Geschäfte des Kabinetts war, hatte ihn das doch fast umgehauen. Das musste er sich eingestehen, obwohl ihn sonst nichts so leicht aus der Fassung bringen konnte. Beleghandel, Geldwäsche, Manipulation öffentlicher Beschaffung durch Bestechung, illegale Nutzung von Fremdarbeitern fast zum Nulltarif … Und das alles außerordentlich sorgfältig getarnt als legale Geschäftstätigkeit. Allmählich war er nun über alle Geheimnisse des Kabinetts im Bilde, nachdem er fünf Ordner voller Unterlagen gelesen und mit vier Kabinettsmitgliedern gesprochen hatte.
    Er musste lächeln. Das Beste daran war, dass man so gut wienicht erwischt werden konnte. Die Mitglieder des Kabinetts machten sich selbst keiner Straftat schuldig, sondern bezahlten einfach Kriminelle und überließen ihnen die Drecksarbeit. Sie kontrollierten lediglich den reibungslosen Ablauf der Geschäfte, nahmen die Gewinne entgegen und reichten sie weiter. Man brauchte nur einen kompetenten Mann, der all das im Auftrag des Kabinetts überwachte, und dieser Mann war er – Jukka Johannes Ukkola.
    Ukkola bog auf die Vanha Porintie ein und fragte sich, was wohl dahintersteckte. Warum wurden alle Einnahmen des Kabinetts an den AEM-Konzern abgerechnet? Betrieb dieses Unternehmen das Geschäft mit der Sklavenarbeit weltweit? Wenn ja, dann musste die Firma im Geld schwimmen. Doch wofür, zum Teufel noch mal, verwendeten sie die ganzen Millionen? Und wer war imstande, das in diesem großen Maßstab zu organisieren?
    Auf seinem Telefon erklang Robert Palmers Bad Case of Loving You , Ukkola meldete sich, als er sah, dass der Anrufer ein Mitglied des Kabinetts war. Eeva Vanhala hörte sich nervös und ängstlich an.
    »Erinnerst du dich an die Unterlagen, die du für mich in den Räumen der KRP versteckt hast?«, fragte sie.
    »Ja, natürlich.«
    »Ich brauche sie jetzt.«
    Ukkola lachte. »Deine Bitte kommt zu einem ziemlich ungünstigen Zeitpunkt. Diese Idioten haben mich vom Dienst suspendiert, wie du weißt. Ich werde noch längere Zeit nicht in das KRP-Gebäude hineinkommen.«
    Keine Antwort. Ukkola glaubte zu hören, wie am anderen Ende der Leitung geflüstert wurde, aber durch das Geräusch seines Wagens konnte er kein Wort verstehen.«
    »Wo genau liegt das Material? Bist du der einzige, der es holen kann?«, fragte Eeva Vanhala.
    »Das ist ja gerade das Geniale an dem Versteck – im Prinzipkann jeder beliebige Mitarbeiter der KRP in den Besitz dieser Ordner gelangen, wenn er weiß, wo er sie suchen muss«, erwiderte Ukkola und lachte spöttisch. »Ich habe sie in einen Archivschrank mit Unterlagen eines noch nicht abgeschlossenen Falles der Abteilung für Wirtschaftskriminalität geschoben, der auf dem Flur in der dritten Etage der KRP steht. Die Mitarbeiter, die diesen Fall untersuchen, und der Leiter der Ermittlungen kommen jederzeit an deine Dokumente heran, dasselbe gilt, falls sie es wollen, für die Chefs der KRP.«
    »Ist der Schrank verschlossen?«, erkundigte sich Eeva Vanhala.
    »Er müsste es jedenfalls sein. Aber in jeder Abteilung gibt es einen Generalschlüssel. In der Regel hat den die Sekretärin, und die leiht ihn natürlich auch aus, vorausgesetzt man lässt sich eine überzeugende Begründung einfallen.«
    In der Leitung wurde es wieder still, und Ukkola spitzte die Ohren, jetzt war er sich ganz sicher, dass Eeva Vanhala mit jemandem flüsterte.
    »Was für Ermittlungsunterlagen befinden sich in dem Schrank, in dem auch meine Dokumente liegen?«, fragte Eeva Vanhala schließlich.
    Nun schwieg Ukkola und überlegte. Er hatte keine Ahnung, was Vanhalas Unterlagen enthielten, aber auch ohne die jahrelange Erfahrung als Polizist hätte er gewusst, dass hier irgendetwas nicht stimmte. Der Vorsitzende hatte am Vortag gesagt, dass man Eeva Vanhala nicht trauen konnte. Sie war Mitglied des Kabinetts, und dessen Unterlagen durften nicht in die falschen Hände gelangen. Das würde auch ihm selbst schaden. »Deine Dokumente befinden sich

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