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Rote Fesseln: Erotischer Roman (German Edition)

Rote Fesseln: Erotischer Roman (German Edition)

Titel: Rote Fesseln: Erotischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jule Winter
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gesehen. Sie hatte sich immer wieder dabei ertappt, wie sie an ihn dachte, doch hatte sie diese Gedanken jedes Mal schnell beiseitegeschoben, weil es ihr unangenehm war.
    Herrje, sie verhielt sich wie ein verliebter Teenager. Und wieso?
    Weil sie in Berlin einsam war.
    Sie beschloss, Rebus später anzurufen. Falls er sich vorher noch einmal meldete, stellte sie das Telefon laut, um seinen Anruf nicht wieder zu verpassen. Dann nahm sie die Tasche mit Puperl und folgte Rita, die inzwischen ein Dutzend T-Shirts ausgewählt hatte und frohgemut zur Kasse schritt.
    Modisch war das nicht, was sie da kaufte, aber Pia beschloss, in diesem Fall mal Nachsicht zu zeigen.
    Nach einem Abstecher über eine berühmte Currywurstbude und eine Buchhandlung, in der Rita allerdings nichts kaufte, brachte Pia ihre Kundin am frühen Abend in ihr Hotel. Für den morgigen Tag hatte sie etwas Ruhigeres geplant – weniger Boutiquen, dafür einen Besuch bei einem Starfriseur mit anschließendem Mittagessen, ehe sie Rita wieder zum Zug brachte.
    Fürs Erste war Pia erleichtert, dem ständigen Schnattern ihrer Kundin für eine Weile entfliehen zu können. Zum gefühlt hundertsten Mal schaute sie auf ihr Handy. Rebus hatte sich nicht mehr gemeldet.
    Sie rief ihn an. Sie war begierig, seine Stimme zu hören.
    Er ging nach dem zweiten Klingeln dran, klang jedoch abwesend.
    »Sie hatten mich angerufen.«
    »Ah ja, genau. Ihre Webseite ist fertig. Ich würde sie Ihnen gerne zeigen, ehe wir sie online stellen. Am besten noch heute Abend.«
    »Heute?« Sie zögerte. Ihre Füße schmerzten, sie war müde und vermutlich auch etwas zerzaust nach diesem Tag. »Können wir das nicht morgen Nachmittag machen?«, versuchte sie es.
    »Nein. Heute.«
    Er duldete keinen Widerspruch. Irgendwie gefiel ihr das, doch zugleich regte sich auch ihr Widerstand. »Na gut«, sagte sie schließlich. »Aber ich kann nicht lange bleiben. Ich muss morgen früh raus, ich hab zu tun.«
    »Natürlich.« Seine geschmeidige Stimme sandte ihr einen Schauer über den Rücken. »Nehmen Sie ein Taxi, ich zahle.«
    So weit kommt’s noch, dass er mir das Taxi bezahlt, dachte Pia erbost. Aber ein Taxi war tatsächlich keine schlechte Idee. Sie trat an den Bordstein, und der Portier vom Hotel war sogleich zur Stelle, um den nächsten Wagen in der Reihe für sie heranzuwinken und ihr die Tür aufzuhalten.
    Nach zwanzig Minuten hielt das Taxi vor dem alten Fabrikgebäude. Im selben Moment trat Rebus aus der Tür. Er war schneller als sie und bezahlte den Taxifahrer, während Pia noch nach ihrem Geldbeutel kramte.
    Sie stieg aus und funkelte ihn wütend an. »Ich kann ganz gut selbst für mich sorgen«, erklärte sie ihm.
    »Ich weiß«, erwiderte er sanft und ging wieder ins Gebäude.
    Ihr blieb nichts anderes übrig, als ihm zu folgen.
    Inzwischen hatte wieder leichter Schneefall eingesetzt, und es war dunkel. Während sie sich aus dem dicken Mantel schälte und ihn aufhängte, verschwand Rebus in den unendlichen Weiten seines Lofts.
    »Rotwein?«, rief er von irgendwo, vermutlich aus der Küche.
    Sie wollte sich von ihm auf keinen Fall einlullen lassen. Er war dreist und benahm sich einfach unmöglich! Sobald ihre Webseite hochgeladen und freigeschaltet war, würde sie ihren Kontakt mit ihm auf ein Minimum reduzieren müssen.
    Eigentlich schade.
    Sie wusste später selbst nicht mehr so genau, wie es dazu kam, aber als sie sich zu ihm in die Küche gesellte, sich neben ihn an die Anrichte lehnte und er Rotwein in zwei Gläser goss, legte sie die Hand auf seine, damit er ihr Glas nicht so voll goss. Er quittierte diese irritierend intime Berührung lediglich mit hochgezogenen Augenbrauen, stellte die Flasche aber erst weg, nachdem ihr Glas genauso voll war wie seins. Dann gab er es ihr und spazierte teilnahmslos zu seinem Schreibtisch, als wäre sie ihm nicht gerade unangemessen nah gekommen. Der riesige Monitor erwachte zum Leben, und er präsentierte ihr die finalen Entwürfe ihrer Webseite.
    Später dachte sie oft darüber nach, ob ihr seine Arbeit auch dann gefallen hätte, wenn sie nicht auch ihm hätte gefallen wollen. So nickte sie beifällig, rang sich ein paar kritische Bemerkungen ab – hier etwas zu hell, dort die Schrift zu schnörkelig –, woraufhin er ihr lapidar antwortete, er habe sich schon was dabei gedacht, sie solle ihm doch einfach vertrauen.
    Sie trank zu schnell zu viel vom Wein. Er nahm ihr das Glas ab, als fürchtete er, der Alkohol könnte ihr Urteilsvermögen

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