Rote Fesseln: Erotischer Roman (German Edition)
auf Rebus’ Auto zustolperte.
»Was kostet die ganze Nacht mit dir, meine Schöne? Dreihundert?« Er grinste. Ihn schien das alles unheimlich zu amüsieren.
»Fünfhundert«, erwiderte sie schnippisch und maß seinen Wagen mit einem prüfenden Blick. Mit Webdesign konnte man jedenfalls nicht so viel verdienen.
»Steig ein.«
»Ich will das Geld schon jetzt.« Sie spitzte die Lippen, hauchte einen Luftkuss zu ihm herüber und beugte sich vor, so dass ihre Brüste schwer gegen den knappen Ausschnitt ihres Seidenkleids drückten.
»Kein Problem.« Aus der Hosentasche zog er ein Bündel Hunderter und warf drei Scheine auf den Beifahrersitz. »Den Rest gibt’s erst später. Und jetzt steig schon ein.«
Die anderen Huren schrien ihr Obszönitäten nach, als sie sich auf den Beifahrersitz fallen ließ.
»Armes Mädchen«, murmelte Rebus, während er beschleunigte. »Da hast du dich auf den Strich verirrt, und keiner merkt, dass du keine Nutte bist.«
Verlegen zupfte sie ihr Kleid zurecht. »Du kannst mich zu Hause absetzen«, gab sie kühl zurück. »Oder stehst du wirklich drauf, mit einer Nutte zu schlafen? Ist es das? Willst du diese Rollenspiele machen?«
Sein Blick war beinahe mitleidig. »Und du meinst, damit es richtig schön authentisch ist, hast du dich vorher mal von einem anderen ficken lassen?« Er schüttelte den Kopf. »Manches ekelt mich sogar richtig an.«
Sie schwieg betreten.
»Ich bring dich nach Hause, und wir vergessen die ganze Sache. Einverstanden?« Als sie nickte, fuhr er fort: »Aber eins musst du mir versprechen. Nie mehr, nie wieder wirst du mit einem anderen Mann schlafen. Sonst bist du mich sofort los.«
Warum war er nur so sicher, dass diese Drohung ihr etwas ausmachte?
Sie ließ sich nichts vorschreiben, von niemandem. Sie hatte sich schon einmal von einem Mann herumkommandieren lassen, hatte seine dreckigen Spiele mitgespielt. Sie war bereit, für Rebus vieles zu tun, doch dass sie ihm bedingungslos gehorchte, konnte er vergessen!
8
Sie wachte auf. Das Erste, was sie wusste, war: Es ist mitten in der Nacht. Das Zweite: Sie bekam keine Luft mehr.
Hustend richtete Pia sich auf. Benommen tastete sie nach ihrem Morgenmantel. Schwerer Rauch hing in der Luft, und auch, wenn sie nicht wach war, kannte sie nur ein Ziel: bloß raus hier. Schleunigst verschwinden.
In diesem Moment begann das Hämmern an ihrer Wohnungstür. Jemand schrie ihren Namen, und sie stolperte in die Richtung, ohne einen klaren Gedanken fassen zu können. Bei jedem Atemzug brannte der Rauch in ihren Lungen, und ihr wurde schwindelig. Sie stolperte und kroch auf allen vieren zur Wohnungstür.
»Pia! Komm da raus!« Aus dem Hämmern wurde ein beständiges Stakkato, das sich in ihrem Kopf festsetzte.
Sie musste aufstehen. Sie musste ihm die Tür aufmachen … Aber sie konnte nicht. Der Gedanke war so flüchtig …
Schließlich gelang es Pia, sich an der Tür hochzuziehen und dabei die Klinke herunterzudrücken. Sofort sprang die Tür auf, und zwei Feuerwehrleute drängten in die Wohnung. Einer war sofort bei Pia, beugte sich zu ihr herunter und hob sie auf, als wöge sie nichts. Er trug sie in den Hausflur, während der andere Feuerwehrmann sich an ihr vorbeizwängte und nach dem Brandherd suchte.
Als sie durchs Treppenhaus nach unten getragen wurde, sah sie das Flackern von Blaulicht. Sie hörte die entsetzten Schreie der Menschen und spürte sogar den Herzschlag des Feuerwehrmanns, der sie vor dem Haus auf eine Trage legte. Ein Sanitäter setzte ihr eine Sauerstoffmaske auf, sie musste husten und spuckte schwarzen Schleim.
»Sofort in die Charité mit ihr«, hörte sie, und dann ging ihr Blick nach oben. Golden schimmerte die Hauswand, als die Flammen an ihr hochleckten.
Sie lächelte. Es sah unglaublich schön aus.
Die Trage ratterte über die Straße, und sie wurde in einen Krankenwagen geschoben. Ein Notarzt kam hinzu, er setzte sich neben sie, leuchtete ihr in die Augen, fühlte ihren Puls und überprüfte ihre anderen Vitalfunktionen. Der Krankenwagen rauschte durch die goldene Nacht.
Sie war gerettet. Sie wusste nur überhaupt nicht, was genau da passiert war.
Man behielt sie über Nacht im Krankenhaus. Sie hatte eine leichte Rauchvergiftung, ansonsten fehlte ihr nichts. Man müsse sie zur Beobachtung dabehalten, hieß es, mindestens bis morgen. Sie protestierte und zeterte. Das wenige, was ihr geblieben war, befand sich in ihrer Wohnung. Glaubten diese Leute allen Ernstes, dass sie einfach im
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