Rote Fesseln: Erotischer Roman (German Edition)
Krankenhausbett hockte, fade Suppe löffelte und wartete, bis man sie gnädig entließ?
Keine Chance.
Sie versuchte, Frederick zu erreichen. Er versprach, sofort zu kommen. Und keine halbe Stunde später stand er in ihrem Krankenzimmer: übernächtigt, erstaunlich zerzaust und ehrlich um sie besorgt.
»Kannst wenigstens du mir sagen, was passiert ist?«, fragte Pia.
Sie wurde noch verrückt, wenn man sie weiterhin so im Dunkeln tappen ließ!
»Es hat einen Brand gegeben. Das Feuer ist wohl in deiner Wohnung ausgebrochen.« Frederick zog einen Stuhl heran, der über das Linoleum quietschte. »Es sieht wohl schlimmer aus, als es ist. Die Küche war betroffen, sonst sind die meisten Räume wohl unversehrt.«
»Um die Küche ist’s nicht schade, ich hab ohnehin nie gekocht. Aber wie konnte das passieren?«
Fieberhaft überlegte sie. Hatte sie nach ihrer Heimkehr vielleicht noch einen Tee gekocht? Hatte sie irgendwas nicht ausgeschaltet, bevor sie zu der Vernissage gegangen war?
Frederick zuckte mit den Schultern. »Die Feuerwehr ermittelt wohl, und sie werden dich vermutlich auch befragen wollen.«
Pia nickte.
»Man vermutet, dass es der Feuerteufel war«, fügte Frederick hinzu.
»Der Feuerteufel?«
»Liest du keine Zeitungen? In Berlin geht seit Monaten ein Feuerteufel um. Er zündet immer wieder Häuser an, teilweise alte Gebäude, manchmal aber auch Wohnhäuser. Zuletzt kam ein kleines Mädchen in den Flammen um.«
Pia erschauderte. »Gott, das ist ja schrecklich.«
Und erst da begriff sie, wie viel Glück sie gehabt hatte, dass sie gerettet worden war …
»Deine Wohnung wird fürs Erste unbewohnbar sein. Du kannst gerne vorübergehend bei mir unterschlüpfen«, schlug Frederick vor.
Für längere Zeit zusammen mit ihm in einer Wohnung? Das kam ihr ganz und gar unmöglich vor.
Sie schüttelte heftig den Kopf. »Nein, das kann ich nicht. Nichts gegen dich, aber …«
»Schon okay. Ich muss ja auch erst mal schauen, ob meine Wohnung unbeschadet geblieben ist und ob man den Brandgeruch überhaupt ertragen kann.«
Sie nickte abwesend. So sehr hatte sie sich auf ihr Leben in Berlin gefreut. Sie hatte ganz von vorne anfangen wollen, und was war ihr davon geblieben? Eine zerstörte Küche und eine unbewohnbare Wohnung.
Sie erinnerte sich jetzt wieder an den gestrigen Abend. An Rebus, der sie auf dem Straßenstrich aufgegabelt und nach Hause gebracht hatte. Der ihr zum Abschied sogar einen Kuss verweigert hatte, weil sie nach einem anderen Schwanz stank, wie er’s ausdrückte. Sie hatte den Rücklichtern seines Wagens nachgeblickt, und dann war sie ins Haus gegangen. Dort hatte sie etwas gehört …
Sie kniff konzentriert die Augen zusammen und versuchte, sich zu erinnern.
Ein Geräusch? Schritte im Treppenhaus vielleicht und das Klappern eines Schlüssels … Nein, das war’s nicht. Jemand zog eine Wohnungstür zu, genau. Und auf ihrem Stockwerk gab es nur zwei Wohnungen. Ihr war niemand entgegengekommen, als sie die letzte Treppe nach oben kam …
Sehr mysteriös. Aber auch irgendwie beängstigend. War der Mieter von gegenüber etwa nach oben gegangen statt nach unten? Oder – und der Gedanke war viel erschreckender – war jemand in ihrer Wohnung gewesen?
Pia wollte nur noch nach Hause. Aber sie hatte kein Zuhause.
Komisch, der Ort, der ihrem Zuhause am nächsten kam, lag im Westen der Stadt in einem alten Fabrikgebäude. Aber sie grollte Rebus, weil er sie behandelte, als wäre sie sein Eigentum.
In Ermangelung einer Alternative ließ Pia sich schließlich von Frederick überzeugen, vorerst im Krankenhaus zu bleiben und wenigstens das Urteil ihres Arztes abzuwarten.
Gegen Mittag kamen zwei Polizeibeamte und befragten Pia. Sie waren sehr freundlich, und als sie ihnen von ihrer Beobachtung erzählte, dass sie jemanden gehört, aber nicht auf ihrem Stockwerk gesehen habe, blickten die beiden einander an. Dann fragte der Jüngere behutsam nach. »Kann es sein, dass Sie sich verhört haben?«
Darüber hatte Pia auch schon nachgedacht. »Nein, ganz bestimmt nicht«, erklärte sie.
»Gut.« Der Ältere schrieb etwas auf. Er wirkte ehrlich besorgt.
»Was ist denn los?«, fragte Pia. Die beiden sahen nicht gerade so aus, als wäre das, was sie ihnen erzählte, in irgendeiner Weise gut.
Die beiden wechselten erneut einen Blick. Dann sagte der Jüngere: »Wir vermuten, der Feuerteufel könnte dahinterstecken.«
»Das Feuer brach in der Küche aus, wie bei vielen bisherigen Bränden«, fügte der
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