Rote Fesseln: Erotischer Roman (German Edition)
brauchen wir nicht so lange und sind rechtzeitig bei der Vernissage.«
Schon war er aus der Tür.
Pia trank den zweiten Kaffee, checkte noch mal ihr Handy (keine SMS, kein Anruf, keine Mail von Rebus, nichts), dann ging sie ins Bad. Sie duschte und machte sich ausgehfein. Die längste Zeit verbrachte sie vor ihrem Kleiderschrank und fragte sich, wo sie das eine dunkelblaue Seidenkleid verstaut hatte, das sie der Kälte zum Trotz anziehen wollte.
Es fand sich schließlich, ebenso die braunen Schuhe und ein leichter silberner Schal, den sie sich um die Schultern legte. Der Mantel musste sie wärmen – oder Frederick.
Er war ein Gentleman, durch und durch. Als Pia vorschlug, sie könnten mit ihrem Wagen fahren, protestierte er und bestellte ein Taxi, das sie zunächst zum Vietnamesen in die Oranienburger Straße brachte. Dort angelangt, mussten sie etwa eine Viertelstunde warten, ehe sie eingelassen wurden, und Pia bereute zum ersten Mal an diesem Abend, dass sie nicht nur auf ihr Höschen verzichtet, sondern auch nur halterlose Strümpfe angezogen hatte. Mit Slip und Strumpfhose wäre sie jedenfalls nicht so durchgefroren gewesen, als sie endlich reingehen durften und ein flinker, freundlicher Kellner ihnen einen winzigen Tisch mit minimalistischen Hockern als Platz anbot.
Keine zwei Minuten später hatten sie die Getränke bestellt, die fast augenblicklich serviert wurden, und es dauerte danach nicht mal zehn Minuten, ehe jeweils eine Schüssel mit dampfend heißem Curry vor ihnen stand.
»Stäbchen?«, fragte Frederick.
Sie schüttelte den Kopf. Ihr war eine Gabel lieber, weil sie um ihr Seidenkleid fürchtete.
Auch das Abkassieren ging schnell, kaum dass sie ihre Schüsseln geleert hatten. Draußen wurde die Schlange immer länger, und irgendwie verstand Pia, warum all die Leute in dieses kleine, beengte und spartanische Restaurant wollten: Das Essen war nämlich wirklich ausgezeichnet.
Sie verließen das Restaurant und machten für zwei neue Nachtschwärmer Platz, die sich stärken wollten, bevor sie die Stadt eroberten.
Zur Galerie war es nur noch ein Katzensprung, und obwohl Frederick ihr wiederholt versicherte, sie könnten auch ein Taxi nehmen, genoss Pia es, ein bisschen zu Fuß zu laufen. Ihr wurde schnell warm, und sie freute sich schon, mit vom eisigen Wind geröteten Wangen in die Galerie zu kommen und Walter wiederzusehen.
Die Galerie lag in einem Hinterhof. Schon als sie den Torbogen durchschritten, hörten sie das Lachen und ein Scheppern. Jemand hatte ein Tablett mit Champagnergläsern runtergeworfen, und in diese allgemeine Aufregung hinein betrat Pia die Bühne. Sie spürte Fredericks Hände, der ihr, kaum dass sie den überhitzten Hauptraum der Galerie betraten, den Mantel von den Schultern nahm. Schwerer Zigarettenrauch hing in der Luft, und durch die Rauchschwaden wandten sich die Gesichter neugierig zu ihr um. Manche lächelten, andere staunten, doch die meisten wichen unwillkürlich einen Schritt zurück und machten ihr Platz.
Pia durchschritt die Galerie auf der Suche nach Walter. Sie fand ihn bald. Er stand in einer Ecke mit einem älteren Mann. Glatze, Schildpattbrille, ein teurer Anzug – vermutlich der Galerist.
Als Walter sie bemerkte, erhellte ein Lächeln seine Züge. Er sagte etwas zu seinem Gesprächspartner und kam ihr entgegen. Sie blieben voreinander stehen.
»Du hast es geschafft«, sagte er, beugte sich vor und küsste sie auf die Wange.
»Hast du etwas anderes geglaubt?«, fragte sie, und er schüttelte den Kopf. »Danke für die Blumen. Sie kamen … zum rechten Zeitpunkt.«
»Das freut mich.« Er grinste, doch dann ging sein Blick an ihr vorbei und blieb an Frederick hängen. »Soll ich dich ein bisschen herumführen?«
Pia zögerte. Da Walters Gesprächspartner unruhig wurde und sie ja mit Frederick hier war, kam es ihr unhöflich vor, Walter jetzt in Beschlag zu nehmen.
»Vielleicht später«, meinte sie.
»Ja, vielleicht später.« Seine Hand berührte ihr Handgelenk, und diese winzige Berührung durchzuckte sie wie ein Stromstoß. Doch der Moment war schnell vorbei, und sie ließ sich von Frederick zu den Bildern führen.
In diesem Moment spürte sie in ihrer Clutch das Vibrieren ihres Handys, und sie wusste, es war Rebus.
***
Ich will dich. Ganz und gar. Ich will, dass du dich nicht mehr mit anderen Männern triffst, sondern heute Nacht zu mir kommst.
Er schickte die Nachricht ab und tauchte wieder im Gedränge unter. Zeit, zu verschwinden.
Es war
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