Rote Fesseln: Erotischer Roman (German Edition)
ihn. Er hatte zu tun, und ihr erging es ähnlich. Ihre Webseite hatte eingeschlagen wie eine Bombe, und ihr Telefon stand kaum mehr still. Schon bald hatte sie bis Mai alle Termine vergeben. Sie wälzte Kataloge und stellte für ihre Kundinnen entsprechende Programme zusammen. Sie absolvierte anstrengende Shoppingtouren mit ihren Kundinnen, die ihr am Ende jedoch jedes Mal das zufriedene Gefühl gaben, dass sie ihre Arbeit gut machte. Alle versprachen begeistert, sie weiterzuempfehlen.
Langsam fand sie sich in ihr neues Leben ein. Abends kochte Rebus wieder für sie, und sie saßen beisammen und redeten oder schauten einen Film. Oder sie lasen, jeder für sich an seinem Ende des Sofas, ehe sie irgendwann ins Bett gingen – in seins oder ihres –, miteinander Sex hatten und dann glücklich einschliefen. In den Armen des anderen.
Sie hätte beinahe vergessen können, dass ihre Zeit in Berlin so holprig begonnen hatte.
Bis die Vergangenheit sie schließlich einholte.
Zwei Wochen waren vergangen. Sie hatte keinen Gedanken mehr an den Feuerteufel verschwendet, bis Rebus eines Morgens die Zeitung auf ihren Frühstücksteller legte.
»Kommt dir diese Person bekannt vor?«
Unter der Überschrift Phantombild des Feuerteufels – Ist er jetzt bald gefasst? war das Gesicht eines Mannes abgebildet. Sie runzelte die Stirn.
»Aber das ist unmöglich«, brachte sie nur hervor.
Ihr erster Impuls war, die Zeitung einfach wegzulegen. Doch das Bild nahm sie gefangen, diese stechenden Augen. Er trug eine schwarze Kapuze tief in die Stirn gezogen, und trotzdem gab es keinen Zweifel.
»Also erkennst du ihn auch. Vielleicht solltest du noch mal mit der Polizei reden.«
Sie zögerte. Ihre letzte Erfahrung mit der Polizei – die Befragung nach dem Brand im Club – war ihr plötzlich wieder allzu lebhaft in Erinnerung. Die Beamten hatten jede noch so kleine Einzelheit wissen wollen. Sie hatten nicht danach gefragt, warum Pia da oben in den Privaträumen gewesen war, sondern nach den Details, die niemanden etwas angingen: was genau sie dort gemacht habe, welcher von den Männern sie gefesselt habe, was dann passiert sei und so weiter.
Danach hatte sie das Gefühl gehabt, schmutzig zu sein und sich waschen zu müssen.
»Ich gehe nicht zur Polizei«, widersprach sie heftig. »Mach du das doch. Du bist ihm schließlich auch begegnet.«
»Du willst nicht zur Polizei gehen?« Er hob erstaunt die Augenbrauen. »Warum nicht?«
Sie schwieg lange. »Die waren eklig zu mir.« Sie haben mich behandelt wie ein Stück Fleisch, als wollten sie selbst auch mal ran.
Aber das sprach sie nicht laut aus, weil sie Rebus’ Reaktion fürchtete. Ihm traute sie durchaus zu, zur Polizei zu marschieren, die Namen der Beamten zu erfragen, die damals mit Pia geredet hatten, und diese Männer mit ihrem Fehlverhalten zu konfrontieren.
»Ach, hm. Dann ist es dir lieber, wenn ich hingehe?«
Sie nickte, dankbar und erleichtert. Als er ging, küsste er sie auf den Mund. Sie schmeckte die Himbeermarmelade, die er zum Croissant gefrühstückt hatte, auf seinen Lippen.
Erst nachdem er weg war, zog sie die Zeitung wieder zu sich heran und las den Artikel.
Phantombild des Feuerteufels – Ist er jetzt bald gefasst?
Beim Brand in der Kilianstraße fiel einem Hausbewohner ein Fremder auf, der sich kurz vor dem Brand im Hausflur des Vierparteienhauses aufhielt. Er sei, so der Zeuge, hastig verschwunden, nachdem dieser ihn angesprochen habe. Nur wenige Minuten später wurde in der leeren Erdgeschosswohnung, die seit zwei Monaten unbewohnt war, ein Feuer entdeckt, das ebenfalls dem Feuerteufel zugeschrieben wird. Bei dem Wohnungsbrand wurde niemand verletzt.
Die Polizei bittet die Berliner Bevölkerung um ihre Mithilfe. Wer kennt diesen Mann? Sachdienliche Hinweise …
Und so weiter und so fort. Sie hatte genug gelesen.
Warum tat er das?
Sie wollte es wissen.
Er schien nicht erstaunt zu sein, dass sie vor seiner Tür stand.
»Hallo, Pia«, sagte er.
»Darf ich reinkommen?«, fragte sie.
Er machte ihr Platz. Sie trat in den Flur und wartete, bis er die Wohnungstür geschlossen hatte. Dann deutete er einladend zur Küche.
»Ich würde dir gerne was anbieten, aber es ist gerade nicht so gemütlich, wie ich mir das wünsche.«
Sie folgte ihm in die Küche. Mitten im Raum stand eine Leiter, darauf ein Eimer mit einer Farbrolle. Die Decke war makellos weiß, ebenso die Wände. Die Schränke hatte er sorgfältig abgeklebt.
»Einen Kaffee könnte ich
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