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Rote Gruetze mit Schuss

Rote Gruetze mit Schuss

Titel: Rote Gruetze mit Schuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krischan Koch
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sagt Antje, die sich hinterm Tresen jetzt bei einer gelben Brause vom Frittieren erholt.
    »Bleibt ja nix anderes. Jetzt, wo der alte Krog nich mehr is«, sagt Detlefsen.Der Hof von Brodersen ist verdächtig ruhig. Auf der mit alten Steinen gepflasterten Einfahrt steht außer Brodersens olivgrünem Landrover kein einziges Auto. Die Tafel mit den Worten »Dinkelkissen: Hier!« lehnt verloren vor dem akkurat gestrichenen alten Scheunentor. Die große Kastanie vor dem stolzen Reetdachhof hat die ersten Blütenkerzen.
    »Lara!«, ruft Thies und drückt die Klinke an der Tennentür des Wohnhauses. Die Tür ist verschlossen. Aber der Hofladen hat geöffnet.
    »Lara, hier spricht die Polizei!« Wieder nichts.
    »Lara, wir sind das, Thies und Klaas!«, ruft der Postbote, nachdem die beiden den Laden betreten haben. »Komisch, keiner da. Dat Gespenst is ausgeflogen«, flüstert er.
    Die beiden sondieren die Lage und sehen sich im Laden um. Der ganze Raum ist von einem Gemisch verschiedener Düfte erfüllt. »Puh«, macht Klaas und wedelt mit der Hand vor seinem Gesicht. Dabei fällt sein Blick unweigerlich auf ein Schriftstück, das auf dem Ladentisch neben einem Karton mit Duftölen der Note »Wintermärchen« liegt. Klaas meint, den Briefkopf von Laras Bruder, Versicherungsmakler Leif Ketels, entdeckt zu haben und fett gedruckt das Wort LEBENSVERSICHERUNG. Gerade als er Thies darauf aufmerksam machen will, schwebt Lara Ketels im weißen Gewand aus dem benachbarten Büro in den Laden.
    »Ach, Lara, bist ja doch da«, sagt Thies unsicher. »Wir sind sozusagen ...« Er blickt hilfesuchend zu Klaas. »Wir sind dienstlich hier.«
    Lara sieht erst Thies, dann Klaas an.
    »Nee, keine Post, Thies ist dienstlich hier«, sagt Klaas.
    »Ja«, beginnt Thies zögernd. »Also, Lara, es ist so, wir haben keine guten Nachrichten.« Thies bekommt seinen Kuhblick.
    Lara Brodersen starrt ihn entgeistert an. Ihr Gesicht hängt bleich im Raum wie eine Energiesparbirne.
    »Lara, mit Jörn ist was passiert. Wir haben ihn ...«
    »Herzliches Beileid auch«, platzt es da aus dem kleinen Postboten heraus. »Dein Mann liegt tot in seinem Mähdrescher.«
    Lara Brodersen wirkt plötzlich noch blutleerer und zerrupfter als sonst. Jetzt sieht sie wirklich aus wie ein Gespenst.
    »Was? Was soll mit Jörn passiert sein?« Laras Stimme kommt wie aus einer fernen, anderen Welt.
    »Thies ermittelt noch«, antwortet Klaas eifrig.
    »Aber wie es aussieht, müssen wir von einem Tötungsdelikt ausgehen«, sagt Thies.
    Lara atmet laut ein und verdreht kurz die Augen. Für einen Moment sieht es aus, als wolle sie hier im Hofladen umkippen. Aber dann hat sie gleich wieder ihren gewohnten Schwebezustand erreicht.
    »Lara, brauchst du ’n Arzt? Hast du begriffen, was wir dir eben mitgeteilt haben?«, fragt Thies.
    »Kann ich zu ihm?«, flüstert sie.
    »Ja, na ja ... also, ich würd dir davon abraten.« druckst Thies herum.
    Klaas kommt ihm zu Hilfe. »Es ist nicht mehr der Jörn, den du kennst.«
    »Ich werde Jörn mit Kräutern schmücken und für ihn tanzen.«
    Polizist und Postbote sehen sich kurz an.
    »Aber erst mal muss da die Spusi ran«, murmelt Thies und tritt verlegen von einem Bein aufs andere. Klaas lässt seinen Blick über das Holzregal mit den Duftlampen und Klangschalen schweifen. Lara lächelt abwesend vor sich hin.
    »Lara, wann hast du Jörn das letzte Mal lebend gesehen?«
    »Er ist gestern am frühen Abend mit seinem Wagen weggefahren.«
    »Aber jetzt steht der Landrover wieder da.«
    »Schon den ganzen Morgen«, haucht sie mit müder Stimme.
    »Aber wie ist der Wagen da hingekommen? Jörn hat ihn vermutlich nicht mehr gefahren.«
    »Jörn war immer ein Reisender.« Während Lara das sagt, stellt sie wie beiläufig den Karton mit den »Wintermärchen«-Duftölen auf das daneben liegende Schreiben. Ganz so weggetreten ist sie wohl doch nicht, denkt Klaas und wirft Thies einen Blick zu. Doch der ist vollends mit der Formulierung der nächsten Frage beschäftigt.
    »Lara, ich muss dir die Frage stellen: Wo warst du in der letzten Nacht zwischen ... Todeszeitpunkt wissen wir noch nicht so genau ... also, die Nacht über?«
    »Im Zustand der Stille«, raunt sie.
    »Geschlafen, oder wie?«
    »Ganz im Gegenteil, im Zustand äußerster Konzentration.«
    »Dann müsstest du doch was mitgekriegt haben«, drängt Thies.
    »Ja«, sagt sie deutlich bestimmter, »den Bewusstseinszustand absoluter Stille und Leere.«
    »Lara, so kommen wir mit den Ermittlungen

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