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Rote Gruetze mit Schuss

Rote Gruetze mit Schuss

Titel: Rote Gruetze mit Schuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krischan Koch
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Konzerten und Lesungen im Gut bei Laune. Und dann gibt es ja auch noch die heimlichen Treffen mit Brodersen.
    Auf den ersten Blick wirkt Huberta von Rissen immer etwas streng. Ihr dunkler Typ, die strengen grauen Haare und die Perlenkette aus Familienbesitz, die sie auch zur Gartenarbeit trägt, lassen sie etwas unnahbar erscheinen. Aber bei ihren Kulturveranstaltungen kann die Dame aufdrehen. Nach einem Boccherini-Abend waren sie und Brodersen sich spontan nähergekommen. Die Musiker waren gerade dabei, ihre Instrumente zusammenzupacken, und ein paar letzte Konzertgäste saßen noch beim Wein zusammen, da hatte der Biobauer die adlige Veranstalterin des Abends kurz entschlossen in die geräumige Speisekammer gezogen, oder hatte sie ihn gezogen? So genau wussten das nachher beide nicht mehr. Auf jeden Fall standen in null Komma nichts der schöne Brodersen mit heruntergelassenen Hosen und die vornehme Huberta mit hochgerutschtem Tweedrock zwischen den Einmachgläsern und brachten die eingelegten Gurken und Sauerkirschen auf den Borden für einen Moment zum Tanzen.
    Sie fühlte sich von seinen antibürgerlichen Machogestenangezogen und er von ihrem Adelstitel und der Tatsache, dass sich hinter aller Etikette eine ganz erstaunliche erotische Direktheit verbarg.
    Huberta räumt die Weinflaschen und das Glas in die Küche. Sie macht sich noch einmal auf die Suche nach dem Vorvertrag über den Verkauf der Wiese, den Onno angeblich neu aufgesetzt hatte. Sie weiß nicht, was drinsteht. Sie weiß nur, dass ihr Mann mit Dossmann im Gespräch war, während sie Brodersen die Wiese versprochen hatte. Onno hatte von Bargeld in einem Briefumschlag gemurmelt. Konkretes wusste sie nicht, auch nichts über das angebliche Schriftstück. Sie hatte schon das gesamte Haus durchkämmt, das Schreiben war nirgendwo aufzutreiben.
    Huberta macht Tee und genehmigt sich auch einen Sherry. Sie wählt die Telefonnummer ihrer Freunde auf dem Gut in der Holsteinischen Schweiz. Dort erreicht sie nur das Hausmädchen, das angeblich von nichts weiß. Sie versucht noch einmal, Onno auf seinem Handy zu erreichen. Doch es kommt nur immer wieder die Mailbox.

10
    »Und, Herr Detlefsen, haben Sie den BS Dossmann schon verhört?«
    Das darf doch nicht wahr sein, denkt Thies. Aber es ist tatsächlich die erste Frage, die KHK Stappenbek ihm stellt, Kriminalhauptkommissarin Stappenbek. »BS« heißt Beschuldigter, das war für Thies Detlefsen auch neu. Die Kieler Kommissarin redet gern in solchen Abkürzungen.
    Dass er Dossmann noch nicht verhört hat, ist ihm allerdings richtig peinlich. Dossmann ist sein Hauptverdächtiger, ihn hätte er sofort aufsuchen müssen. Aber irgendetwas in ihm hatte ihn daran gehindert. Dossmann hat was zu sagen in Fredenbüll. Er ist hier der größte Arbeitgeber. Seine Beziehungen reichen auch in die Politik, schließlich hat er lange Zeit selbst im Kreistag gesessen. Vor allem ist er ziemlich dicke mit Horst Behrendsen, dem langjährigen Kreistagsabgeordneten, der auch den Fahrradweg nach Neutönningersiel durchgeboxt hat. Und er hat den besten Draht zur Presse. Wenn Dossmann Petersen anruft, dann ist der Mann vom ›Nordfriesland-Boten‹ sofort zur Stelle, anders als bei Thies heute Morgen. Außerdem ist der Hühnerbaron dafür bekannt, dass er immer mal wieder ausfallend wird. Nein, es war kein Zufall, dass Thies noch nicht bei Dossmann war. Thies hatte einfach Manschetten.
    Mit der Ankunft der Kriminalhauptkommissarin kommt deutlich mehr Fahrt in die ganze Sache, das muss Thies zugeben. Und KHK Stappenbek ist vom ersten Augenblick an kollegial, man könnte sogar sagen, sie ist richtig nett.
    »Moin, Herr Detlefsen«, ruft sie Thies aus dem Auto zu, als sie am Samstagnachmittag, in der Bundesliga laufen gerade die Schlussminuten der ersten Halbzeit, in ihrem Ford Mondeo vor der Fredenbüller Polizeistation eintrifft. Sie hat genau den Wagen, von dem Thies die ganze Zeit träumt, Zweilitermaschine, zweihundertvierzig PS, beheizbare Außenspiegel, Zivillackierung in Polarsilber und eine Walther P99 im Handschuhfach.
    Man merkt sofort, dass sie aus der Stadt kommt. Nicole Stappenbek ist irgendwie anders als die Frauen in Fredenbüll. Das meint Klaas auch gleich. »Sie sieht ja eigentlich gut aus«, sagt Klaas, »aber man merkt das nich gleich. Sie macht nicht so ’n Brimborium drum.«
    Die blonden Haare, in denen auch bei schlechtem Wetter immer eine Sonnenbrille steckt, hat sie einfach mit einem Haargummi zu einem kurzen

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