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Rote Gruetze mit Schuss

Rote Gruetze mit Schuss

Titel: Rote Gruetze mit Schuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krischan Koch
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einer Ecke.
    »Jetzt bist du fällig, du Albino«, rief Brodersen und trieb Ketels mit der Mistgabel vor sich her in denGeräteraum der Remise. Fast wäre Ketels über die alte Dreschmaschine gestolpert. Für Brodersen überraschend, sprang Ketels plötzlich mit einem Satz auf den Fahrerbock der historischen Kutsche.
    »Du Kasper! Wo willst du denn hin?«, rief Brodersen hämisch.
    Ketels wusste es selbst nicht. Er holte zu einem Schlag mit der Schaufel aus, traf Brodersen aus dieser Position aber nicht. Er warf die Schaufel weg und sprang wieder auf den Boden, wo er sich geistesgegenwärtig eine alte Sense griff, die in der Ecke lehnte. Ganz schön schwer und unhandlich, dachte sich Leif. Da sah er, wie Brodersen, die Heugabel immer noch fest in der Hand, auf einen Strohballen gesprungen war, der aber unter seinem Gewicht halb zusammenfiel. Die Forke verfing sich im Stroh. Ganze Schwaden von Strohstaub wirbelten durch die Luft. Ketels musste niesen.
    »Auch noch ’ne Heuallergie, was?«, grölte Brodersen. Wütend reckte er die Forke in die staubige Luft. Ketels drehte sich keuchend zu ihm um und schwang unbeholfen die Sense. In dem Moment löste sich der Heuballen, auf dem Brodersen stand, vollends in seine Bestandteile auf. Brodersen stieß einen überraschten Schrei aus, ruderte unbeholfen mit den Armen und stürzte mit einer Drehung des Körpers zu Boden. Der Sense konnte er dabei nicht mehr ausweichen. Das rostige Sensenblatt durchschnitt mühelos die olivgrüne Wachsjacke und bohrte sich in seinen Bauch. Für einen kurzen Moment sah es so aus, als würde er sich noch einmal aufrichten, dann sackte Brodersen mit einem Ächzen zusammen.
    Leif Ketels bekam auf einmal butterweiche Knie und ihm wurde speiübel. Entsetzt ließ er den Stiel der Sense los, den er immer noch umklammert hielt, er versuchte krampfhaft, nicht zu dem toten Mann auf dem Boden zu sehen, dann stürzte er in die Kutscherwohnung.
    Swaantje lag immer noch unverändert reglos auf dem Bett. »Swaantje, Swaantje ... Was ist mit dir los?« Leif berührte erst zaghaft ihre Schulter, dann schüttelte er energisch die leblose Gestalt.
    »Swaantje!?« Immer wieder rief er ihren Namen. Eigentlich wusste er, dass seine Frau tot war. Wenn er ehrlich war, dann hatte er es in dem Moment gewusst, als er diesen Raum betreten hatte.
    Plötzlich hörte man draußen das Motorengeräusch eines Autos. Dann huschte Scheinwerferlicht durch das zerbrochene Fenster und tauchte das Chaos in gespenstisches Licht. Leif Ketels ging in Deckung.
    Es klang, als würde das Auto wenden und auf die andere Seite der Remise fahren. Im Raum war es wieder dunkel. Leif hörte eine Autotür blechern schlagen. Eilig stieg er durch den zerbrochenen Fensterrahmen wieder nach draußen in die Dunkelheit und rannte in gebückter Haltung zu der Baumgruppe hinüber. Ganz sicher war sich Leif Ketels nicht, aber er hatte eine Ahnung, wem das Auto mit den eng beieinanderliegenden Scheinwerfern und der blechern klingenden Autotür gehörte.

12
    »Thies, ich glaub, da is wirklich was passiert. Weißt warum?«
    »Nee.«
    »Swaantje war ganz verrückt auf die Queen Mary. Das wollte sie auf keinen Fall verpassen. Und jetzt is sie einfach weg.« Heike pustet in ihren Kaffeebecher. »Kein Flachs, da stimmt was nich.«
    »Meine Rede. Swaantje is entführt worden. Und bei Brodersen, das war Mord! Hundertpro!«
    Während Heike Detlefsen am Sonntagmorgen noch Nachthemd trägt, hat Thies schon frisch geduscht, den Frontspoiler geföhnt und die Uniform angezogen. Die oberen drei Knöpfe des Polizeihemdes sind noch nicht zugeknöpft. Und offensichtlich hat Thies etwas mehr Rasierwasser als sonst aufgelegt.
    »Und was sollen wir jetzt machen? Ohne Swaantje zur Queen Mary fahren?«
    »Hör mir bloß auf mit deiner blöden Queen Mary.« Thies winkt ab, er schenkt sich Kaffee ein und beißt in ein lappiges Mehrkornbrötchen vom Vortag.
    »Dann fahren wir eben nich. Is mir auch egal. Ich war schon dreimal da, aber Swaantje hat die Queen Mary noch nie gesehen.« Heike blickt ihn mitleidig an und fasst sich prüfend in ihre Haare. »Du übrigens auch nicht.«
    »Ich werd’s überleben.«
    Die Zwillinge Telje und Tadje tapern in identischen Teddybär-Schlafanzügen schlaftrunken in die Küche. »Mama, is Schule heute?«
    »Quatsch, heut is Sonntag, ab, zurück ins Bett.« Heike schüttelt angesichts der Dösigkeit der Zwillinge den Kopf und nimmt einen kräftigen Schluck aus dem Kaffeebecher.
    Einträchtig trotten

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