Rote Gruetze mit Schuss
hier bei den Ermittlungen mit.«
»Wie jetzt? Als Postbote?!« Der Mann im Overall wundert sich.
»Moin, Thies, Frau Kommissarin, wie sieht’s aus?« Klaas gibt den beiden die Hand. Irgendwie tut er so, als wäre er hier der Chefermittler. Nicole Stappenbek muss sich schon wieder das Grinsen verkneifen, während sie den inhalierten Rauch stoßweise in die Frühlingsluft pustet.
Klaas zeigt auf den Mähdrescher mit dem zerstückelten Brodersen. »Dat ist doch der Drescher, den Piet Paulsen ihm noch verkauft hat.«
»Jo«, bestätigt Thies knapp.
»Und bis zum Schluss immer in seinen irischen Wachsklamotten«, sagt Klaas.
»Voll Vintage.« Spusi-Mann Börnsen grinst frech.
»Aber das Hemd bis oben zugeknöpft«, fällt Thies auf. »Komisch, dat passt doch gar nicht zu ihm.«
»Und wer sind Sie?«, fragt der KTU-Mann im weißen Overall, als eine junge Frau unter dem Absperrband wegtaucht.
»Ich bin die Praktikantin.«
Der Mann im Overall blickt fragend.
»Vom ›Nordfriesland-Boten‹. Ich soll mich bei Herrn ... ähh ... Detlefsen melden.«
»Bei Hauptkommissarin Stappenbek, meinen Sie? Frau Stappenbek«, schreit der Mann quer über die Wiese, »hier ist die Presse!«
»Ganz schön viele Polizisten ... für so einen Mähunfall«, wundert sich die Praktikantin.
»Mähunfall?«, fragt Thies verächtlich. »Sie sehen ja, wir haben hier grad alle Hände voll zu tun. Müssen Sie sich ’n Augenblick gedulden.«
Die Wiese ist jetzt von der Mittagssonne hell erleuchtet. Aber Richtung Neutönningersiel und Nordsee türmt sich eine dunkle Wolkenwand auf. Vor dem fast schwarzen Himmel leuchten der rot-grüne Mähdrescher und die Kriminaltechniker in ihren weißen Anzügen besonders grell.
»Junger Mann, Sie sind doch sicher von der Spusi, oder wie das heißt«, ruft Heikes Freundin Sandra dem jungen Kriminaltechniker Mike Börnsen hinterher, als ermit seinem Metallkoffer und einer Plastiktüte Richtung Kleinbus stapft.
Spusi-Mann Mike grinst breit unter seiner blonden Jungsfrisur. Heike und ihre Freundinnen kichern. Gleichzeitig läuft es ihnen kalt den Rücken hinunter. Von dem grauhaarigen Kieler Pathologen kurz vor der Rente sind die Fredenbüller Damen allerdings enttäuscht.
»Im Fernsehen sehen die Pathologen doch eigentlich immer ganz schnuckelig aus«, meint Marret.
»Ein Mann muss heutzutage auch keine grauen Haare mehr haben«, meint Friseurmeisterin Alexandra mit Kennermiene.
Aber den Jungen von der Spusi finden sie alle »echt süß«. »Noch ’n büschen picklig, aber goldig«, sagt Marret.
Die Kieler Kommissarin haben die Damen natürlich besonders im Blick.
»Sie is noch keinen Tag da«, ereifert sich Heike. »Aber musst meinen Thies mal hören: Nicole hier, Nicole da.«
»Mensch, Heike, pass bloß auf«, warnt Sandra.
Jede der Fredenbüller Frauen hat etwas anderes an Nicole Stappenbek auszusetzen. »Wie sie schon redet, immer so durch die Nase«, meint Marret.
»Dabei ist die Nase ja nu eigentlich groß genug.« Alexandra lässt ihre raue Lache hören. »Nee wirklich, hätt ich längst mal operiert. Das ist doch heute kein Thema mehr.«
»Ehrlich gesagt, sie hat ’n ziemlich dicken Hintern«, findet Heike.
»Und mit ihren Haaren könnt sie auch mal was machen.« Friseurin Alexandra streicht sich mit den grün lackierten Fingernägeln durch die rote Mähne.
»Sagt mal, was meint ihr, was dieses rot-weiße Band wohl zu bedeuten hat?« Der Kriminaltechniker im weißen Overall wird allmählich sauer, als schon wieder jemand in den abgesperrten Bereich läuft. »Können Sie nicht hören?! Sie stören die polizeilichen Ermittlungen!«
»Da kommt der Bürgermeister, Hans-Jürgen Ahlbeck«, raunt Thies der Kommissarin zu, während der Mann auf die beiden zustürmt. »Ihm gehört der Edeka-Markt hier.«
»Moin, ich hab schon gehört, dass wir Besuch aus Kiel haben.« Ahlbeck streckt Nicole Stappenbek feierlich die Hand entgegen, als wäre sie ein Staatsgast. »Kein schöner Anlass. Aber ich wollte doch mal Tach sagen. Haben Sie schon Erkenntnisse?«
»Na ja, Sie sehen ja, wir stehen am Anfang unserer Ermittlungen.« Nicole zieht die Luft hoch. Thies guckt wichtig. Und die Praktikantin vom ›Nordfriesland-Boten‹ zückt die Kamera.
»Vielleicht müssen wir diesen tragischen Unfall nicht so an die ganz große Glocke hängen.« Bürgermeister Ahlbeck macht eine Kunstpause. »Es ist nämlich so: Fredenbüll soll Kurort werden!«
Ohne Vorwarnung, die Sonne beleuchtet gerade noch einen
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