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Rote Gruetze mit Schuss

Rote Gruetze mit Schuss

Titel: Rote Gruetze mit Schuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krischan Koch
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steigen. »Hängt normal hinter der Frontscheibe. So kleine rote Lichter, sieht ’n büschen wie Weihnachtsbeleuchtung aus.«
    Der schon leicht lädierte Campingbus steht ein paar Meter zurückgesetzt in einer Einfahrt zu einem Waldweg. Alle reden über die Russin, aber von den Männern kennt sie keiner. Angeblich. Thies ist schon etliche Male an dem Camper vorbeigefahren, doch so dicht hatte er sich bisher noch nie herangetraut. Hinter den dichten Häkelgardinen ist diffus rötliches Licht zu erkennen. Thies und Nicole Stappenbek gehen um das Fahrzeug herum.
    »Hier!« Thies zeigt auf das Kennzeichen. »Sie muss zum TÜV.«
    Nicole muss sich schon wieder das Grinsen verkneifen.
    Thies steht etwas unbeholfen vor dem Auto und rückt die Polizeimütze gerade. »Was meinst du, ob sie grad ’n Kunden hat?«
    »Das kann ich dir auch nicht sagen.« Nicole grinst ihn an und klopft an der Seitentür des Campingbusses.
    Es dauert einen Moment, dann öffnet sich die Tür. Eine blonde Frau in einem rosaroten Jogginganzugerscheint zwischen den Strängen eines ebenfalls rosafarbenen Perlenvorhangs. Sie sieht erst Thies an und dann etwas irritiert die Kommissarin. Mit der Polizei hat Angelique heute Morgen offenbar nicht gerechnet.
    »KHK Stappenbek, das ist mein Kollege POM Detlefsen.« Nicole zückt ihren Ausweis.
    Die Dame in Rosa starrt auf Thies’ Uniform. »Stäht Bus verrbotten?«, fragt Angelique mit unüberhörbar osteuropäischem Akzent. »Ich sonst gleich weg. Nur Pause.« Die Perlen klimpern.
    »Deswegen sind wir nicht hier«, sagt Nicole. »Wir haben ein paar Fragen an Sie.«
    »Fragen? Ich kann nix sagen. Weiß nix«, beteuert die Frau schon mal vorsichtshalber.
    »Nun warten Sie erst mal ab, wir haben ja noch gar nichts gefragt«, sagt Nicole.
    »Nix wissen«, beteuert die Frau im Jogginganzug.
    »Wollen wir das hier draußen weiter besprechen?«
    »Ach so, bittä schen.« Zögernd bittet die weißrussische Angelique die beiden in ihr Wohnmobil. Die beiden Polizisten suchen durch den Perlenvorhang den Weg in den Campingwagen. Ein Perlenstrang verhakt sich dabei kurz an Thies’ Polizeimütze.
    Im Inneren müssen sich ihre Augen erst mal an das schummrige Licht gewöhnen. Alles ist in ein gedämpftes Rosaviolett getaucht. Der Boden des Campingbusses ist mit einem langhaarigen Flokati ausgelegt, auf dem zwei kleine leopardengemusterte Teppiche liegen. Zwischen einem ganzen Arsenal von Kissen in unterschiedlichen Rosatönen sitzt ein kleiner Teddy im Rüschenkleid neben einer ungewöhnlich großen Plüschmaus.Auf dem Sessel gegenüber hat es sich noch ein Teddy bequem gemacht.
    »O-kayyy«, sagt Nicole, während sie ihren Blick über die Einrichtung schweifen lässt. Thies entdeckt in der kleinen Küchenecke die gleichen Tonhasen, die auch bei ihm zu Hause überall herumstehen. Angelique kauft offenbar im selben Dekoladen wie Heike. In dem Camper riecht es aufdringlich nach einer Mischung aus Raumspray und Desinfektionsmittel. Auf dem Tisch stehen eine ganze Batterie von Plastikflaschen mit Lotionen und ein Papiertuchspender.
    »Muss man hier Schuhe ausziehen?«, fragt Thies mit Blick auf das Teppichfell.
    »Mein Kollege und ich wollen Sie gar nicht lange aufhalten«, fällt Nicole ihrem Kollegen ins Wort, um zu verhindern, dass Thies sich hier gemütlich einrichtet. »Wie gesagt, wir haben nur ein paar Fragen ... Frau ... ähhh ... Angelique ist ja vermutlich nicht Ihr richtiger Name.«
    »Irina Bereschnaja«, sagt Angelique mit schönstem russischem Akzent und blickt betreten auf den Leopardenläufer, als könne sie für den falschen Namen verhaftet werden. »Darf ich zu trinken anbieten?«, radebrecht sie. »Kaffee, Colla light?«
    Nicole möchte nichts trinken, sehr zum Bedauern von Thies, der seine Polizeimütze abnimmt und sich den Schweiß von der Stirn wischt. »Ganz schön warm hier.«
    »Standheizung«, verkündet Irina stolz. Sie räumt den Teddy vom Sessel und bietet der Kommissarin einen Platz an. Nicole Stappenbek bleibt stehen. Siewird spürbar ungeduldig. »Frau Bereschnaja, es geht um den Landwirt Hans-Werner Dossmann. Der ist Ihnen ja bekannt.«
    »Ich weiß nicht.« Irina-Angelique pult verlegen an ihren langen, violett lackierten Fingernägeln.
    »Ja, dat wissen wir aber, Frau ... ähh.« Auch Thies starrt jetzt auf Irinas Fingernägel. Sie kommen ihm bekannt vor. Die feinen Linien, die schilfartige Struktur, richtig kleine Kunstwerke. Genau, denkt sich Thies, sie hat dieselben Fingernägel wie

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