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Rote Gruetze mit Schuss

Rote Gruetze mit Schuss

Titel: Rote Gruetze mit Schuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krischan Koch
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seinen Wagen ein Stück vor dem Deich. Nicole Stappenbek und er springen aus dem Ford. Thies überlegt kurz, ob er die Waffe ziehen soll, lässt es aber dann doch.
    »Ich hab mit der ganzen Sache nix zu tun«, ruft Hauke den beiden Polizisten entgegen, wobei er auf dem Deich ausrutscht.
    »Mensch, Schröder, Leugnen bringt doch nix.«
    »Wir haben eigentlich nur ein paar Fragen an Sie«, sagt Nicole Stappenbek und kommt sich dabei ziemlich blöd vor.
    Doch Hauke steigt voll drauf ein. »Ich weiß auch nich, wo sie abgeblieben is.«
    »Wer jetzt?«, fragt Thies.
    »Na, Swaantje Ketels. Die sucht ihr doch, oder nich?«
    »Sie kommen am besten mal mit zu uns auf die Wache«, sagt die Kommissarin bestimmt. »Dann können wir das in aller Ruhe klären.«
    »Handschellen?«, raunt Thies und blickt fragend zu seiner Kollegin. »Brauchen wir, glaube ich, nich«, beantwortet er sich die Frage selbst.
    »Ja, ja, is gut. Ich komm ja schon.« Der Schimmelreiter rudert beschwichtigend mit den Händen.
    »Aber erst mal muss das Fahrzeug vom Deich runter«, meint Thies energisch.
    »Halteverbot, oder was?« Schröder wird schon wieder kiebig.

15
    »ZWEI!«, bellt Thies Detlefsen nach einer Pause in knappem Befehlston in den Telefonhörer. Dann gibt es wieder eine Pause. »P-a-t-i-e-n-t-e-n-a-u-s-k-u-n-f-t!«, spricht Thies überdeutlich in die Muschel.
    Thies telefoniert die Krankenhäuser im nördlichen Schleswig-Holstein ab, um sich nach Swaantjes Verbleib zu erkunden: Nordseeklinik, Diakonie Flensburg, Krankenhaus Husum. Besonders erfolgreich ist das nicht am Sonntagabend. Nachdem in der Schleswiger Klinik einfach niemand abgenommen hat, ist Thies beim Klinikum Nordfriesland in einer automatischen Anrufannahme gelandet.
    »JAAA! ... Neiin, verdammt noch mal, dat is kein Notfall ... och, Mann ... ZWEI-I-I-I!«, schreit Thies.
    »Ganz ruhig, Thies«, sagt Nicole.
    »Dat is doch zum Verrücktwerden, jetzt kommt hier schon wieder klassische Musik!« Thies hält den Hörer in die Luft. Aus dem Telefon kommt Vivaldi, unterbrochen von einer Frauenstimme: »Unsere Mitarbeiter befinden sich gerade alle im Gespräch. Bitte haben Sie einen Moment Geduld.«
    Die beiden Polizisten sitzen an ihren Schreibtischen, Hauke Schröder auf einem wackeligen Holzstuhl daneben.
    »Ich bin vorhin gut durchgekommen«, sagt er fast triumphierend, was Thies noch wütender macht.
    »Du willst mir doch nich erzählen, dass du die ganzen Krankenhäuser alle durchtelefoniert hast. Mit deinem Handy, oder wat?«
    »Hab ’ne Flatrate auf ’m Handy.«
    »Ach, hör doch auf.«
    »Herr Schröder, Sie müssen zugeben, das ist schon eine seltsame Geschichte, die Sie uns da immer wieder erzählen.« Nicole Stappenbek bläst den inhalierten Rauch demonstrativ nach oben zur Decke.
    In dem kleinen Raum steht inzwischen der Rauch. KHK Stappenbek und der Schimmelreiter qualmen um die Wette. Thies reißt das Fenster weit auf. Von draußen zieht es kalt rein. Der kühle Wind treibt Weißdornblüten an dem Fenster vorüber. Es hat aufgehört zu regnen. Pastellfarbige Wolkentürme rasen von der Nordsee aus über den Himmel. Zwischendurch versucht immer wieder die untergehende Sonne rosarot zwischen den Wolken hindurchzustrahlen. Auf dem Weg zur Wache hat Hauke Schröder den beiden Polizisten die Unfallstelle am Deich auf der Straße nach Neutönningersiel gezeigt. Sie haben die Bremsspuren auf der Straße und Reifenspuren neben dem Graben gesucht. Viel war davon nicht mehr zu sehen. Das Gewitter hatte alles weggeschwemmt. Und die Spusi war inzwischen sowieso wieder in Kiel.
    »Ich weiß nich, was Brodersen mit Swaantje gemacht hat, keinen Schimmer, echt nich.« Der Schimmelreiter schlägt die Beine in den engsitzenden schwarzen Jeansübereinander, dass einer seiner Doc-Martens-Stiefel hart an die Seitenverkleidung des Schreibtisches knallt.
    Nicoles Blick wandert einmal über Hauke Schröders Klamotten, das schwarze Kapuzenshirt mit dem AC/ DC-Schriftzug, über die mit Pyramidennieten besetzten Lederarmbänder. An den schweren roten Stiefeln kleben Gras und Matsch, der verdächtig nach Schafscheiße aussieht, findet Nicole.
    »Mensch, Schröder, das hat doch keinen Sinn.« Thies lässt kurz den Hörer sinken, aus dem immer noch Vivaldis ›Vier Jahreszeiten‹ dudeln. Heute will er aus Hauke Schröder unbedingt irgendetwas herauskitzeln. Was genau, weiß er auch noch nicht. Seit Jahren ärgert ihn der Schimmelreiter mit seinem getunten Corolla. Zu gern würde er ihm mal

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