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Rote Jägerin - Wells, J: Rote Jägerin - Red-Headed Stepchild

Titel: Rote Jägerin - Wells, J: Rote Jägerin - Red-Headed Stepchild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaye Wells
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scharf an. »Wie bitte?«
    Er kam auf mich zu. »Na ja, Clovis hat immer diese
Wirkung auf die Damenwelt.« Er zwinkerte mir zu. Er wagte es tatsächlich, mir zuzuzwinkern!
    »Ja, klar«, brummte ich und fasste nach der Türklinke. Frank legte seine Hand auf die meine. Ich drehte mich ruckartig zu ihm um. »Verpiss dich!«
    »Ach, komm schon«, sagte er und spielte mit meinen Haaren. »Hat Clovis das nicht gesagt? Er hat nichts dagegen zu teilen.«
    Ich zeigte ihm meine scharfen Reißzähne. »Und habe ich nicht gerade gesagt, du sollst dich verpissen, Arschloch?«
    Er nahm meine Warnung nicht ernst, sondern kam noch näher und fasste mich am Arm. »Du wirst feststellen, dass es dir beim Boss weiterhilft, wenn du auch nett zu mir bist. Also, wie sieht’s aus, Sabina?«
    Ich packte seinen freien Arm und drehte ihn hinter seinen Rücken. »Wenn du es noch einmal wagst, mich anzufassen, bleibt von deinem Arm nichts übrig außer einem blutigen Stumpf«, drohte ich ihm wütend.
    Bei den meisten Männern hätte diese Drohung ausgereicht. Aber Frank hatte offensichtlich reichlich Übung im Unverschämtsein. Er trat einen Schritt zurück und knallte mich dann mit voller Wucht gegen die Wand, so dass ich ihn loslassen musste. Dann nahm er erneut meinen Arm und riss mich herum, bis er mich im Würgegriff hatte.
    »Wenn du auf ein Vorspiel scharf bist, hättest du es nur sagen müssen«, flüsterte er mir heiser ins Ohr.
    Adrenalin schoss mir durch die Adern, als ich ihn am Unterarm erwischte und nach vorne riss. Gleichzeitig fasste ich mit meiner freien Hand nach hinten und packte ihn am Hemd. Ich verlagerte mein Gewicht und schaffte
es so problemlos, ihn über meine Schulter zu schleudern. Sein Körper knallte wie ein Sack Kartoffeln auf den Boden. Alles stank nach seinem durchdringenden Eau de Cologne. Einen Moment lang blieb er regungslos liegen. Lässig platzierte ich meinen Stiefelabsatz auf seinem Hals.
    »Du solltest dir besser Manieren angewöhnen«, sagte ich. »Und wenn du schon dabei bist: Wie wäre es mit einem Pfefferminzbonbon für besseren Atem?«
    Der Ausdruck übermäßigen Selbstbewusstseins war aus seinen Augen verschwunden. Jetzt blickten sie mich nur noch hasserfüllt an. Ich hatte Ähnliches schon öfter bei Männern gesehen, die ich besiegt hatte. Ihr verletzter Stolz schmerzte sie viel stärker als jede körperliche Wunde, die ich ihnen hätte zufügen können.
    »Das wird dir noch leidtun«, ächzte er und zeigte seine spitzen Eckzähne.
    »Vielleicht. Aber es würde mir noch viel mehr leidtun, es nicht getan zu haben.«
    Ich bohrte meinen Absatz für einen Moment in seine Luftröhre, so dass er zu keuchen begann. Dann drehte ich mich um und marschierte aus dem Tempel. Als die Tür hinter mir ins Schloss fiel, wusste ich, dass ich mir einen neuen Feind gemacht hatte. Trotzdem fühlte ich mich ungleich besser als zuvor.

23

    Als ich am nächsten Abend erwachte, fühlte ich mich wieder einwandfrei. Ich war in einen wahren Tiefschlaf versunken, sobald mein Kopf das Kissen berührt hatte, und zum Glück auch von verstörenden Träumen unbelästigt geblieben. Aus dem Wohnzimmer drangen Laute zu mir. Vinca und Giguhl unterhielten sich, während sie mal wieder Fernsehen schauten.
    Eine Weile blieb ich regungslos im Bett liegen, während ich versuchte, mich zum Aufstehen zu überreden. Adam sollte schon bald zum Unterricht kommen, und ich hatte noch keine Gelegenheit gehabt, einen Blick in das Buch zu werfen, das er mir gegeben hatte. Ich hatte zwar eigentlich keine Lust dazu, aber ich wollte mir auch keine weitere Standpauke von ihm anhören müssen.
    Der seltsame Zwischenfall mit Clovis verunsicherte mich. Einerseits wusste ich aus Erfahrung, dass es keine gute Idee war, verstörende Situationen allzu ausführlich zu analysieren. Andererseits musste ich meinen Stress in den Griff bekommen, wenn ich in den nächsten Tagen funktionieren wollte. Diese kleine Angstattacke hatte schließlich eine weitere Gelegenheit zunichtegemacht, Clovis zu töten – was mir nicht gerade dabei half, ruhiger zu werden.

    Bei der Ausbildung zum Auftragskiller war eines der ersten Dinge, die man lernte, die Nerven zu behalten. Den Kopf zu verlieren konnte wortwörtlich dazu führen, dass man den Kopf verlor. Es machte mir Sorgen, dass ich mich durch die Geschehnisse der letzten Zeit derart aus der Fassung bringen ließ. Ich war nicht einmal mehr in der Lage, meinen Job ordentlich auszuführen. Ich musste dringend Stress

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