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Rote Jägerin - Wells, J: Rote Jägerin - Red-Headed Stepchild

Titel: Rote Jägerin - Wells, J: Rote Jägerin - Red-Headed Stepchild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaye Wells
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Tisch. »Verdammt, Sabina! Das solltest du doch inzwischen besser wissen.«
    »Dann hätte ich ihn also gewähren und mich umbringen lassen sollen?«
    Ich presste die Lippen aufeinander und verschränkte die Arme. Zumindest meine Haltung sollte den drei Dominae zeigen, was ich in Wahrheit dachte, wenn ich es schon nicht in Worte fassen durfte.
    »Sabina, du gehörst zu unseren Besten. Aber das berechtigt dich nicht dazu, jeden umzubringen, der dich bedroht. Wir erwarten vielmehr von jemandem wie dir, dass du eine Bedrohung anders in den Griff bekommst, auch ohne zu töten.« Persephones Stimme klang sanft, als sie versuchte, zwischen mir und meiner Großmutter zu vermitteln. Ich hörte zwar, was sie sagte, hielt jedoch den
Blick weiterhin auf Lavinia gerichtet, die mich noch immer anstarrte. »Du musst eines begreifen, Sabina. Die Gemeinschaft der Lilim erwartet von uns, dass diejenigen eine gerechte Strafe erhalten, die das Gesetz brechen. Dafür bist du da. Wenn sich die Leute allerdings Sorgen machen und nicht wissen, wann du wieder die Nerven verlierst und ein unbescholtenes Mitglied der Gemeinschaft tötest, untergräbt das unsere Autorität.«
    »Dieses eherne Gesetz gilt gerade auch für dich, Sabina«, fügte Tanith hinzu. »Die Umstände deiner Geburt lassen viele aus unserer Gefolgschaft sowieso fürchten, dass du dich als tickende Zeitbombe erweisen könntest. Gerade du musst dich einwandfrei verhalten. Dir darf man nichts vorwerfen können.«
    Ich holte tief Luft und bemühte mich, meine Frustration nicht allzu deutlich zu zeigen. Wie oft hatte ich diese Worte in meinem Leben schon gehört! Als ob ich nicht selbst gewusst hätte, dass ich anders war. Als ob ich mich nicht bereits mein ganzes bisheriges Dasein darum bemüht hätte, ein perfekter Vampir zu sein, damit die anderen keinen Anlass sahen, sich an meine Magier-Herkunft zu erinnern. Wenn ich mir noch eine einzige Predigt darüber anhören musste, dass für mich die Latte noch höher hing als für andere Auftragskiller, nur weil meine Eltern diesen einmaligen Fehler begangen hatten, würde ich mich übergeben!
    »Du wirst dich jetzt entschuldigen.« Lavinias Stimme ließ keinen Zweifel daran, dass es sich nicht um einen Vorschlag, sondern um einen Befehl handelte.
    Ich schluckte meinen Groll herunter und räusperte mich. Es blieb mir nichts anderes übrig, als diesem Befehl Folge zu leisten. »Es tut mir leid. Ich hätte versuchen sollen,
die Situation nicht eskalieren zu lassen, sondern ausgleichend zu handeln.«
    Tanith und Persephone lehnten sich auf ihren Stühlen zurück und lächelten befriedigt. Nur das Gesicht meiner Großmutter blieb kalt und ihre Haltung aufrecht. Sie sah mich noch immer an. In ihren Augen las ich Enttäuschung und Zorn über mein Verhalten.
    »Im Lichte dieser neuesten Entwicklung waren wir uns eigentlich einig, deine Dienste fürs Erste besser nicht mehr anzufordern.«
    Mein Herz setzte einen Schlag lang aus. »Was?«, murmelte ich fassungslos.
    Sie hielt warnend den Zeigefinger hoch. »Nach längeren Überlegungen sind wir jedoch zu der Ansicht gelangt, dass uns dein Fehler möglicherweise sogar zugutekommen könnte. Wir haben einen neuen Auftrag für dich, Sabina, den du auf der Stelle erledigen wirst.«
    Ich konnte zwar nicht ganz folgen, aber wenn es bedeutete, dass ich doch nicht vom Dienst suspendiert war, war mir alles recht. »Einverstanden.«
    »Deine neue Zielperson heißt Clovis Trakiya.«
    Beinahe wäre mir ein hässlicher Fluch herausgerutscht. Vielleicht war er das auch, denn die drei Dominae sahen mich mit konsternierten Mienen an.
    »Wir wissen aus gesicherter Quelle, dass er versucht, eine Allianz mit dem Rat der Hekate zu bilden«, fuhr Lavinia fort.
    Ich hatte mich inzwischen wieder so weit im Griff, dass ich etwas klarer denken konnte. »Aber zwischen uns und dem Rat der Hekate herrscht Waffenstillstand. Warum sollten die Hekate so dumm sein, mit Clovis eine Allianz einzugehen? Sie würden ein solches Angebot doch garantiert
ablehnen. Sie wissen, dass so etwas nur zu einem neuen Krieg mit uns führen könnte.«
    Magier und Vampire waren seit vielen Jahrhunderten bis aufs Blut verfeindet, was bereits zu zahlreichen kriegerischen Auseinandersetzungen geführt hatte. Der Konflikt zwischen den beiden Rassen rührte daher, dass sich die Vampire als die wahren Nachkommen Liliths fühlten, während die Magier als ein Bastardgeschlecht galten, das von der Göttin Hekate abstammte. Außerdem gab es da noch

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