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Rote Jägerin - Wells, J: Rote Jägerin - Red-Headed Stepchild

Titel: Rote Jägerin - Wells, J: Rote Jägerin - Red-Headed Stepchild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaye Wells
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nicht sagen«, erwiderte er und seufzte gequält. Seinem Tonfall nach zu urteilen, log er. Clovis hatte bestimmt vermutet, dass ich nach seinem Namen fragen würde.
    »Allerdings könnte ich vielleicht eine Ausnahme machen, wenn Sie mir versprechen, es ihm nicht zu sagen.« Er blickte mich erwartungsvoll an.
    Ich nickte.
    »Es ist Clovis Trakiya«, verkündete er in einem feierlichen Tonfall.
    Ich schürzte fragend die Lippen. »Hm. Noch nie von ihm gehört.«
    Er sah mich schockiert an. Innerlich musste ich grinsen.
Ich konnte nur hoffen, dass Clovis von diesem kleinen Zwischenfall erfuhr. Das würde ihn bestimmt treffen. Frank öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch ich hob die Hand.
    »Aber wenn das stimmt, was Sie mir erzählt haben, bin ich einverstanden, ihn zumindest einmal kennenzulernen.«
    Diesmal war sein Lächeln ehrlich. Offensichtlich hatte er bereits befürchtet, mit schlechten Nachrichten zu Clovis zurückkehren zu müssen.
    »Wie schnell schaffen Sie es nach San Francisco?«
    Ich lehnte mich auf meinem Stuhl zurück und nahm einen weiteren Schluck Bier. »Nun, Frank. Zufälligerweise habe ich übermorgen noch einen Termin frei.«

7

    Ich verließ das Phantasmagoria mit einem deutlich besseren Gefühl, als ich es beim Hineingehen gehabt hatte. Endlich war der Ball ins Rollen gekommen. In zwei Tagen würde ich Clovis kennenlernen, und in einer Woche oder so wäre er bereits tot.
    Ich wusste natürlich, dass mein Eifer, diesen Auftrag zu erledigen, viel mit David zu tun hatte. Rational war mir zwar klar, dass Clovis’ Tod David nicht wieder zurückbringen oder die Tatsache ungeschehen machen konnte, dass er die Dominae betrogen hatte. Aber der Teil von mir, der mich irrational handeln und empfinden ließ, wollte Clovis dafür bestrafen, dass er David auf einen solchen Irrweg geführt hatte. Es war Davids freie Entscheidung gewesen, sich mit Clovis zusammenzutun, aber das war mir egal. In meiner Vorstellung war es Clovis’ Schuld, weil er glaubte, die Macht der Dominae ins Wanken bringen zu können.
    Auf den Bürgersteigen des Wilshire Boulevard drängten sich die Leute, die gerade aus den Clubs gekommen waren. Musik, Autohupen und Gelächter bildeten die typische Geräuschkulisse einer Freitagnacht in L.A. Ich wich einer Gruppe betrunkener Frauen aus und bog in eine Seitenstraße ab. Meine Ducati stand in der Tiefgarage eines Büros etwa einen Block von hier entfernt. Das
Schöne an Motorrädern ist, dass diese nervigen Schranken vor privaten Garageneinfahrten kein Hindernis mehr darstellen.
    Ich duckte mich unter der Schranke durch und lief die Rampe nach unten. Meine Stiefelabsätze hallten in dem grauen Betongebäude wider. Als ich um eine Kurve bog, vernahm ich Schritte, die mir eindeutig folgten. Langsam drehte ich mich um, bereit, jeden betrunkenen Studenten in die Flucht zu schlagen, der den Fehler beging, mich für leichte Beute zu halten. Doch zu meiner Überraschung kam eine Gruppe unangenehm wirkender Vampire um die Ecke. Mir war sofort klar, dass sie nicht zufällig hier waren.
    Ich erkannte zwei der Männer aus Ewans Bar. Es waren Dumm und Dümmer, die beiden Freunde des Kerls, den ich in Flammen hatte aufgehen lassen. Hinter ihnen bauten sich vier weitere Riesentypen auf. Zusammen kamen die sechs vermutlich auf einen IQ von ungefähr 100. Allerdings brauchte man auch nicht viel Hirnschmalz, wenn man stattdessen scharfe Reißzähne, gewaltige Muskeln und Waffen einsetzen konnte.
    Ich hielt die Hände hoch und versuchte etwas Zeit zu gewinnen. »Abend, Jungs. Was gibt’s?« Während ich redete, suchte ich aus dem Augenwinkel die Garage nach Fluchtmöglichkeiten ab. Neben der Rampe auf der gegenüberliegenden Seite befand sich eine Tür mit einem Zeichen für die Treppe. Die Ducati stand etwa zwei Meter hinter mir und war das einzige Fahrzeug weit und breit.
    »Was es gibt? Dich gibt’s, Schlampe.« Dümmer hatte keinen Hals, und seine Oberarme sahen aus wie Fässer. Er schien sich zudem für oberwitzig zu halten. Recht armselig, wenn man genau darüber nachdachte.

    »Ich weiß, dass ihr wahrscheinlich noch immer ziemlich aufgebracht über den Tod eures Freundes seid. Aber was da passiert ist, kann man mir nicht vorwerfen. Ein Mädchen muss sich verteidigen, wenn es angegriffen wird.«
    »Billy Dan hat es nicht verdient, von einer Schlampe wie dir ins Jenseits befördert zu werden«, knurrte Dumm. Er war schlanker als sein Freund, aber in seinen Augen lag ein bösartiges Glitzern,

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