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Rote Jägerin - Wells, J: Rote Jägerin - Red-Headed Stepchild

Titel: Rote Jägerin - Wells, J: Rote Jägerin - Red-Headed Stepchild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaye Wells
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Händen. »Fang«, rief er und warf es mir zu. Ich erwischte das Messer an seinem Griff aus Apfelholz und rammte die Klinge ohne zu zögern mitten ins Herz des Wortführers. Als der Griff mit seinem Blut in Kontakt kam, explodierte sein Körper. Ich wurde einen halben Meter nach hinten geschleudert, wo ich einen Moment lang benommen liegen blieb. Dann sprang ich wieder auf, um mich erneut in den Kampf zu stürzen.

    Doch der Kampf war vorüber. Der Magier lehnte mit verschränkten Armen an meinem Motorrad. Sechs rauchende Haufen Asche und noch immer schwelende Knochen lagen auf dem Boden verteilt.
    Ich klopfte mir die Jeans aus und ging auf den Mann zu. Er wirkte nicht im mindesten außer Atem, während ich wie eine Erstickende nach Luft rang. Er sah nicht einmal so aus, als wäre er schmutzig geworden. Ich hingegen hatte das Gefühl, durch einen Müllcontainer gezogen worden zu sein.
    »Danke«, murmelte ich keuchend. »Aber ich hatte deine Hilfe eigentlich nicht nötig.«
    Er lachte. »Lügnerin.«
    Ich blieb etwa einen halben Meter von ihm entfernt stehen und musterte ihn aufmerksam von Kopf bis Fuß. Seine sandfarbenen Haare und sein Ziegenbart strahlten eigentlich nichts Gefährliches aus. Trotzdem wirkte er so, als sollte man ihm besser nicht in die Quere kommen. Er trug ein weißes Tanktop, das seine Arm- und Brustmuskeln gut zur Geltung kommen ließ. Seine Hose saß locker auf den schlanken Hüften, während seine zerkratzten braunen Stiefel das Bild des urbanen Kriegers vervollständigten.
    »Also, erzählst du mir jetzt, warum du mir gefolgt bist?«, fragte ich.
    Seine vollen Lippen verzogen sich zu einem schiefen Lächeln. »Sagen wir einfach, ich bin ein Freund. Wie geht es übrigens deinem neuen Mitbewohner?«
    Ehe ich antworten konnte, fuhr er mit der Hand durch die Luft. Ich blinzelte. Er war verschwunden und nur noch die Ducati stand an der Stelle, an der sich gerade noch der Magier befunden hatte.

    »Na großartig!«, brüllte ich in der Hoffnung, dass er mich noch hören konnte. Als mir niemand antwortete, fuhr ich mir mit der Hand durch die zerzausten Haare und seufzte laut auf.
    »Arschloch.« Der Beleidigung fehlte der nötige Drive. Schließlich hatte mir der Kerl gerade das Leben gerettet – eine Vorstellung, die mich ziemlich beunruhigte. Ich verdiente mein Brot mit Hilfe meiner Fäuste und meines Köpfchens. Die Tatsache, dass mich diese Widerlinge beinahe übertrumpft hätten, gefiel mir ganz und gar nicht. Außerdem hatte ich keine Ahnung, wer dieser Magier war – aber offenbar war er es gewesen, der mir Giguhl geschickt hatte.
    Zumindest wusste ich jetzt, wie der Dämon in meine Wohnung gekommen war. Was ich allerdings immer noch nicht verstand, war das Warum. Es ergab einfach keinen Sinn. Weshalb hatte er einen Dämon gerufen, der mich umbringen sollte, nur um mir dann ein paar Tage später bei einem fast ausweglosen Kampf das Leben zu retten?
    Es sah ganz so aus, als hätte ich ein weiteres einer ganzen Reihe von Rätseln zu lösen, die inzwischen mein Leben bestimmten.

8

    Da ich meine Kindheit und Jugend im Tempel der Dominae verbracht hatte, wusste ich genau, wie er angelegt war. Ich kannte alle Ecken und Winkel, ebenso einige Geheimgänge, die zur Flucht gedacht waren. Sie eigneten sich allerdings genauso gut zum heimlichen Eindringen, wenn man wusste, wonach man suchte.
    Die Kapelle roch noch immer nach Myrrhe. Der starke Duft erinnerte mich an meine Kindheit und wie ich damals meiner Großmutter bei der Ausführung der Rituale zugesehen hatte. Ich war bei den geheimen Beschwörungen anwesend gewesen und hatte die mysteriösen Düfte und Eindrücke in meine Kinderseele aufgenommen. In jenen Tagen war meine Großmutter für mich wie eine Göttin gewesen – die leibhaftig gewordene Große Mutter, die greifbare Lilith. Damals träumte ich noch davon, in ihre Fußstapfen zu treten. Denn damals wusste ich noch nicht, was ich später schmerzhaft erfahren musste.
    Ich strich mit den Fingern über den roten Samtstoff, der über dem Altar hing, während ich meinen Gedanken freien Lauf ließ. Inzwischen hatte sich meine Großmutter eher in eine gütige Diktatorin verwandelt, wobei der gütige Teil eher mager ausfiel, wenn ich ehrlich war. Ich wusste, dass ihre Härte nicht ausschließlich mit mir zu tun hatte. Nach der unglücklichen Liebesaffäre meiner
Mutter mit meinem Vater, einem Magier, die zum Tod der beiden geführt hatte, war ich für meine Großmutter ins Zentrum der

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