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Rote Jägerin - Wells, J: Rote Jägerin - Red-Headed Stepchild

Titel: Rote Jägerin - Wells, J: Rote Jägerin - Red-Headed Stepchild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaye Wells
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ich zur Begrüßung. Er achtete nicht auf mich, sondern schaute weiterhin Jerry Springer zu. Ich warf meine Sachen auf den Küchentisch und machte es mir im Sessel bequem.
    »Sterbliche sind echt dämlich«, sagte er schließlich. »Was soll eigentlich ein Verchecker sein?«
    Auf dem Bildschirm war eine Frau mit ziemlichen Zahnhygieneproblemen gerade dabei, einem Mann mehrere Kopfnüsse zu verpassen. »In Irkalla schaut ihr nicht allzu oft in die Glotze, oder?«
    Er stützte den Kopf mit einer seiner schuppigen Hände ab und sah mich an. »Eigentlich nie. Wir sind vor allem damit beschäftigt, die Seelen der Verdammten zu quälen. Manchmal spielen wir auch Schürhakenverstecken. Du weißt schon – was man eben so macht.«
    Einige Minuten lang schauten wir beide der Show zu. Die Situation auf der Bühne entwickelte sich wie so oft allmählich zur Massenschlägerei.
    »So amüsant das auch ist, Giguhl. Wir sollten doch mal miteinander reden«, sagte ich, nahm die Fernbedienung und schaltete ab. Der Dämon setzte sich auf, wobei er sich
bemühte, den Seidenstoff so dekorativ wie möglich um seine Hüften zu drapieren.
    »Was gibt’s?«
    »Ich werde für ein Weilchen die Stadt verlassen müssen«, erklärte ich.
    »Was?«
    »Ich muss nach San Francisco, um dort ein paar Dinge zu erledigen.«
    »Was für Dinge?«
    »Die Sorte Dinge, die dich nichts angehen.«
    »Sehr witzig. Und weiter? Du hast also vor, mich einfach hier zurückzulassen?«
    »So sieht es aus.«
    Der Dämon stand auf und baute sich bedrohlich vor mir auf. »Kommt nicht in Frage, Schwester. Wenn du die Stadt verlässt, dann komme ich mit.«
    Ich hatte bereits den Kopf geschüttelt, ehe er seinen Satz zu Ende gesprochen hatte. »Auf keinen Fall.«
    »Ach, komm schon, Sabina. Ich habe die Wohnung seit Tagen nicht verlassen. Mann, ich bin hier eingesperrt. Selbst Teleshopping macht mir keinen Spaß mehr. Außerdem bist du noch keinen Schritt weitergekommen damit, wie du mich wieder nach Hause bringen willst. Und jetzt erwartest du von mir, dass ich hier brav herumsitze, während du für wer weiß wie lange verschwindest. Nein, zum Bael nochmal – nein!«
    »Was erwartest du von mir?«, entgegnete ich frustriert. »Ich kann diesen Auftrag nicht auf die lange Bank schieben. Das musst du verstehen.«
    »Nenn mir einen guten Grund, warum ich nicht mitkommen kann.«
    Ich musterte ihn von oben bis unten – von den Spitzen
seiner Hörner bis zu seinen gespalteten Hufen. Von dem pinkfarbenen Kimono ganz zu schweigen. »Erstens würdest du in der Welt der Sterblichen etwas auffallen.«
    Er rollte mit seinen Ziegenaugen. »Ist das alles?« Er schnipste mit den Fingern. Um mich herum baute sich eine Art Kraftfeld auf und violetter Rauch erfüllte das Zimmer. Als sich der Rauch verzogen hatte, stand nicht mehr ein zwei Meter großer Dämon vor mir, sondern ein niedlicher schwarzweißer Kater.
    Ich schüttelte mich und blinzelte ungläubig. »Was zum Teufel …«
    Der Kater konnte sogar reden. »Da hat wohl jemand die Schule geschwänzt, als im Unterricht Dämonologie durchgenommen wurde, was?«
    Ich war mir nicht sicher, was mich mehr aus der Fassung brachte – die Leichtigkeit, mit der sich Giguhl verwandelt hatte, oder die Tatsache, dass ich mich auf einmal mit einer Katze unterhielt.
    »Was ist los?«, fragte er. »Fangen die Mäuse erst wieder zu tanzen an, wenn die Katze aus dem Haus ist?« Der Laut, der folgte, war eine eigentümliche Mischung aus Miauen und hysterischem Gelächter.
    »Jetzt mal langsam. Du warst also die ganze Zeit über in der Lage, dein Äußeres zu verändern und hast mir nichts davon gesagt?«
    Er seufzte so gequält, dass seine Barthaare vibrierten. »Du hast mich auch nicht gefragt … Also, wann geht es los?«
    »Du kommst nicht mit. Punktum.« Ich stand auf und ging in die Küche. Der Kater brachte mich ins Stolpern, als er um meine Beine strich und laut zu schnurren begann. Ich fluchte. Das Tier setzte sich auf die Hinterbeine
und sah mich aus großen Katzenaugen sehnsüchtig an. »Hör sofort damit auf, Giguhl!«
    »Komm schon, Sabina. He, vielleicht könnte ich dir ja sogar bei deinem Auftrag helfen.«
    »Ich arbeite grundsätzlich lieber allein.« Ich wandte mich wieder ab, um weiterzugehen, doch ein Knall und der saure Gestank von Schwefel ließen mich innehalten. Langsam drehte ich mich um und fand mich wieder Giguhl in seiner Dämonengestalt gegenüber. Diesmal allerdings nackt.
    Mir fielen fast die Augen aus dem Kopf, als ich

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