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Rote Jägerin - Wells, J: Rote Jägerin - Red-Headed Stepchild

Titel: Rote Jägerin - Wells, J: Rote Jägerin - Red-Headed Stepchild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaye Wells
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schreckten nicht davor zurück, ihre Opfer durch infame Lügen zu ködern. Meiner Großmutter nach besaßen Magier niemals Werte wie Loyalität oder Anstand, was sich ihrer Meinung nach schon darin zeigte, dass mich die Familie meines Vaters gleich nach meiner Geburt verstoßen hatte.
    Es fiel mir also dementsprechend schwer, einem Magier zu trauen, der mir Dämonen auf den Hals hetzte und unglaubliche Sachen behauptete. Aber in wessen Auftrag war er unterwegs? Und wieso glaubte er, es bei mir mit Lügen versuchen zu müssen?
    Mit etwas Glück würde er mich jetzt zufrieden lassen. Doch wenn ich daran dachte, wie wenig Glück ich in letzter Zeit gehabt hatte, rechnete ich eigentlich nicht damit.
    Ich trank einen Schluck Blut und verdrängte den Magier aus meinen Gedanken. Es gab Wichtigeres, auf das ich mich konzentrieren musste – wie zum Beispiel den Clovis-Auftrag. Ich musste mir dringend überlegen, was ich als Nächstes tun wollte. Offensichtlich war es notwendig, erst dieses Initiationsritual über mich ergehen zu lassen, ehe er mir irgendetwas über seine Pläne verriet. Nach meiner Unterhaltung mit Vinca konnte ich mir in etwa vorstellen, wie die Initiation ablaufen würde. Die Vorstellung, ihn von mir trinken zu lassen, jagte mir zwar eisige Schauder über den Rücken, aber ich nahm nicht an, dass mir eine Wahl blieb.
    Ich trank das Glas Blut leer, das inzwischen warm geworden war, und verließ den Club. Eine kühle nächtliche
Brise wehte mir entgegen, als ich aus dem Gebäude trat. Ich winkte ein Taxi heran und ließ mich zu meiner neuen Unterkunft zurückfahren.
    Dort bezahlte ich den Taxifahrer und stieg aus. Ich war ziemlich erschöpft und freute mich schon auf mein Bett und einen langen erholsamen Schlaf. Als ich die Stufen zum Innenhof hinauflief, zerriss ein unheimlicher Schrei die allmählich heller werdende Nacht.
    Ich blieb stehen und warf der Eule auf dem Dach über mir einen finsteren Blick zu. Sie saß direkt neben der Fernsehantenne.
    »Lass mich in Ruhe«, knurrte ich, auch wenn ich mir etwas dämlich vorkam, mit einer Eule zu sprechen.
    Wieder klang der Schrei des Tieres wie »Sabina«. Hatte sie wirklich meinen Namen gerufen? Mir stellten sich die Nackenhaare auf. Hatte Adam vielleicht doch Recht? Spionierte die Eule mich tatsächlich im Auftrag von Lilith aus? Ich schüttelte den Kopf. Was war bloß los mit mir? Warum sollte die Königin von Irkalla und Mutter aller Schattengeschlechter ausgerechnet so jemand Unbedeutendem wie mir hinterherspionieren wollen?
    »Ich muss erschöpfter sein, als ich dachte«, brummte ich laut.
    »Flieg doch endlich nach Hause!«, sagte ich zu der Eule, die mich weiterhin anstarrte.
    Dann schloss ich die Tür zu Vincas Appartement auf. Die Fee hatte ein Licht für mich angelassen. Nachdem ich Giguhl von meiner Decke verjagt hatte, ließ ich mich aufs Bett fallen. Ich war fest eingeschlafen, noch bevor mein Kopf das Kissen berührte.
    In dieser Nacht träumte ich von Vampireulen, die sich von Davids totem Körper nährten.

14

    »Es überrascht mich, dass du schon jetzt meinen Rat brauchst, Sabina. Du kannst doch nicht bereits in Schwierigkeiten stecken.« Lavinias Stimme klang schrill, als sie durch das Handy an mein Ohr drang.
    Ich rutschte auf der Parkbank hin und her, um es mir etwas bequemer zu machen. Um diese nächtliche Stunde war der Park – von einigen Drogendealern und ein paar Obdachlosen einmal abgesehen – fast leer. Sie würden einen guten Mitternachtshappen darstellen, wenn ich zu Ende telefoniert hatte. »Ich stecke auch nicht in echten Schwierigkeiten«, erklärte ich hastig.
    »Dann sag, worum es geht«, antwortete meine Großmutter. Im Hintergrund konnte ich leise Gesänge hören. Die Messdiener bereiteten sich offenbar bereits für den Mitternachtsgottesdienst vor.
    »Er will von mir trinken«, platzte ich heraus.
    Großmutter seufzte. Offenbar ging ich ihr auf die Nerven. »Du verschwendest meine Zeit, Sabina.«
    »Kann ich ihn nicht einfach umbringen?«, fragte ich.
    »Dein Auftrag lautet, in seinen inneren Kreis vorzustoßen und herauszufinden, wer für ihn spioniert und welche Pläne er ausheckt. Du wirst ihn auf keinen Fall töten, ehe du nicht mehr weißt und getan hast, was man dir aufgetragen hat. Hast du mich verstanden?«

    Ich massierte mir die linke Schläfe. »Und bis dahin soll ich mich also prostituieren, ja?«
    Ihre Antwort traf mich wie ein Hieb in die Magengrube. »Ich habe dich nicht dazu erzogen, schwach zu sein,

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