Rote Jägerin - Wells, J: Rote Jägerin - Red-Headed Stepchild
meinem Hintern kreisen ließ. Er trug vier schwere Goldketten um den Hals, mit denen er vermutlich die vernichtende Größe seines Anhängsels kompensieren wollte, mit dem er sich mir näherte. Für mich gab es eigentlich nichts Schlimmeres als einen geilen Sterblichen.
Ich durchbohrte ihn mit einem scharfen Blick. »Verpiss dich.«
»He, Baby, was soll das Gerede? Gib mir ein bisschen Love, Baby!«
»Lass mich in Ruhe.«
»Mann, Kleine, entspann dich, komm mal runter.« Sein Vorstadt-Gangster-Gehabe wirkte absolut lächerlich. Aber seine Unfähigkeit, meinen Hinweis zu verstehen, grenzte ans Selbstmörderische.
Auf einmal tat sich neben mir eine Lücke auf. Ich nutzte die Chance, ehe ich der Versuchung erlag, dem Kerl zu
demonstrieren, wie viel »Love« in meinem Knie oder meiner Faust steckte. Jetzt wusste ich auch wieder, warum ich es normalerweise vermied, solche Tanzflächen zu betreten.
Als ich mich etwa zur Hälfte durch die zuckende Menge gekämpft hatte, legte mir jemand eine Hand auf die Schulter. Verärgert drehte ich mich um. Ich wollte dem nächsten Idioten zeigen, wohin ihn seine schlechten Manieren bringen konnten, wobei ich dem Kerl in der Hitze des Gefechts Vincas Drink ins Gesicht schüttete. Anstatt mich jedoch einem weiteren dumpfen Sterblichen in Gold gegenüberzusehen, blickte ich auf einen hübsch durchtrainierten Brustkorb in einem weißen Tanktop, auf dem sich jetzt ein rosafarbener Fleck ausbreitete.
Ich schaute auf und sah in ein mir inzwischen bekanntes, wenn auch verärgertes Gesicht.
»He, weißt du nicht, dass es unhöflich ist, Leute einfach so anzufassen?« Ich ging sofort in die Offensive. Dieser verdammte Magier musste endlich aufhören, mich zu verfolgen.
»Und weißt du nicht, dass es unhöflich ist, Leuten einfach seinen Drink überzukippen?«, entgegnete er laut genug, um über die dröhnende Musik hinweg gehört zu werden.
»Was willst du?«
Von allen Seiten stießen die Tänzer gegen uns. Ich presste mein Getränk an die Brust, da ich keine Lust hatte, auch noch fünfzig Dollar in Blut zu verschütten.
Der Magier wirkte auch nicht so, als gefiele es ihm, von allen Seiten angerempelt und geschubst zu werden. Er fasste mich am Arm und zog mich zurück Richtung Bar. Als ich mich dagegen wehrte, warf er mir über die Schulter
einen finsteren Blick zu. Ich überlegte einen Moment lang und zuckte dann mit den Achseln. Es war wirklich an der Zeit, zu erfahren, was dieser Kerl eigentlich so dringend von mir wollte.
Er führte mich zu einer Tür auf der anderen Seite der Bar, wo ein weiterer Türsteher stand. Obwohl es ein Vamp war, nickte er nur grüßend, als er den Magier erblickte, und ließ uns durch. Wieder fragte ich mich, wie es diesem Typen gelang, sich so selbstverständlich durch das Territorium der Vampire zu bewegen.
Der Magier brachte mich in ein privates Zimmer, in dem schwarze Ledersofas und niedrige Stahltische in kleinen Gruppen zusammengestellt waren. Über Lautsprecher drang noch immer die Musik aus dem Club herein, klang hier aber wesentlich gedämpfter als draußen.
Sobald er die Tür hinter sich geschlossen hatte, sah ich ihn scharf an. »Also gut. Wer zum Teufel bist du?«
Er lachte. »Du redest nicht lange um den heißen Brei herum, was, Sabina? Ich bin Adam Lazarus.« Er streckte mir seine Hand entgegen, die ich betrachtete, als wolle er mir eine Schlange reichen.
Ich legte den Kopf zur Seite. »Nein, danke.«
Er zog die Hand zurück und runzelte die Stirn. »Glaubst du wirklich, dass ich dir etwas antun will, nachdem ich dir in L.A. den Hintern gerettet habe?«
Ich stemmte einen Arm in die Hüfte. »Du hast mir nicht den Hintern gerettet. Du hast mir nur assistiert, und dafür bin ich dir dankbar. Aber das heißt noch lange nicht, dass ich dir auch vertraue.«
»Gut, auch nicht weiter schlimm«, erwiderte er. Er ging zu der kleinen Theke, die sich auf der anderen Seite des Zimmers befand, wo er aus einem kleinen Kühlschrank
ein Bier holte. Er hielt die Flasche hoch, um sie mir anzubieten. Ich würdigte ihn keines Blickes, sondern nahm nur einen großen Schluck aus meinem Glas, das zum Glück den Weg über die Tanzfläche heil überstanden hatte.
»Und? Urlaub in San Francisco oder was?«, fragte ich lässig.
Seine Lippen verzogen sich zu einem sarkastischen Lächeln. »Glaub mir, wenn ich hier in Urlaub wäre, hätte ich Besseres zu tun, als einer zickigen Vampirin zu folgen«, erwiderte er. »Und warum ich dir folge? Das ist ganz
Weitere Kostenlose Bücher