Rote Jägerin - Wells, J: Rote Jägerin - Red-Headed Stepchild
sein. Oder etwa doch?
»Wir halten ihn jetzt im Verhörraum fest.«
»Hat er schon etwas gesagt?«
»Noch nicht, Sir. Aber wir arbeiten daran.« Franks Blick wanderte zu mir. »Allerdings hat er nach Sabina gefragt. Er will sie sprechen.«
Ich schloss die Augen. Jetzt nur nicht die Nerven verlieren! Vorsichtig schob ich die Pistole wieder in meinen Hosenbund zurück.
»Sabina, hast du etwas mit einem Magier zu schaffen?«, wollte Clovis wissen. Ich öffnete die Augen und
musste feststellen, dass sowohl er als auch Frank mich misstrauisch musterten.
»Vielleicht«, erwiderte ich. »Ist es ein großer Typ mit sandblonden Haaren?«
Frank nickte.
»Ja, dann kenne ich ihn wahrscheinlich. Hört auf, ihn zu schlagen.«
Frank sah Clovis fragend an. »Bring ihn hierher«, befahl dieser. Sein Assistent nickte und sprach dann in ein Funkgerät, um dem Wachmann am anderen Ende der Leitung mitzuteilen, dass er den Gefangen herbringen solle.
Clovis blickte mich an. »Willst du uns nicht erzählen, worum es hier geht?«
Ich seufzte. »Das ist eine lange Geschichte.«
»Dann fang jetzt damit an.«
Ich erzählte Clovis die Kurzversion meiner bisherigen Erlebnisse mit Adam, wobei ich seine Behauptung ausließ, meine Familie hätte ihn geschickt. Ich konnte nur hoffen, dass er nicht merkte, wie meine Hände zitterten, während ich sprach. Adrenalin schoss durch meine Adern. Innerlich warf ich mir vor, die Dominae im Stich gelassen zu haben. Auch wenn die Unterbrechung nicht meine Schuld gewesen war, hätte ich doch, nüchtern betrachtet, meinen Auftrag erfolgreich ausführen können. Aber ich hatte Angst gehabt. Ich wollte noch nicht sterben.
Gerade als ich meine Geschichte zu Ende erzählt hatte, brachte ein Wachmann Adam herein. Er schubste ihn vor sich her. Das rechte Auge des Magiers war zugeschwollen, und man hatte ihm die Arme mit Handschellen hinter dem Rücken gefesselt. Die Handschellen mussten mit
Messing beschichtet sein – ein Metall, das magische Kräfte recht wirkungsvoll lahmlegt.
Ich musterte ihn wütend. Adam hingegen sah mich nicht an. Er war viel zu sehr damit beschäftigt, mit seinem verbliebenen Auge Clovis anzustarren.
»Und wer sind Sie, wenn ich fragen darf?« Clovis’ Tonfall klang locker.
»Adam Lazarus«, antwortete der Magier kühl. Er stand mit durchgedrücktem Kreuz da und wirkte mit seiner aufrechten Haltung ausgesprochen stolz.
»Wollen Sie mir erklären, warum Sie gewaltsam in mein Grundstück eingedrungen sind? War der Eingang, der für alle offen steht, nicht gut genug für Sie?«
»Ich sah es als die einzige Möglichkeit an, bis zu Ihnen vorzudringen«, erklärte Adam. »Und zu ihr.« Er wies mit dem Kopf in meine Richtung, ohne mich anzusehen. Wenn er es getan hätte, hätte er sich wahrscheinlich erschreckt. Ich war so wütend, dass ich ihn am liebsten mit meinen Blicken durchbohrt hätte.
»Nun, jetzt sind wir alle hier«, meinte Clovis. Er hatte sich inzwischen wieder hinter seinen Schreibtisch gesetzt und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Sagen Sie uns doch, weshalb Sie hergekommen sind.«
Einen Moment lang wirkte Adam verwirrt. Er schien sich fast zu wundern, dass er so schnell die Gelegenheit hatte, sein Anliegen vorzutragen. »Ich wurde vom Rat der Hekate geschickt, um das Verschwinden mehrerer unserer Leute zu untersuchen, und ich habe gute Gründe, anzunehmen, dass Sie etwas darüber wissen.« Er hielt inne und wartete auf eine Reaktion. Doch Clovis nickte nur kurz und gab ihm zu verstehen, fortzufahren.
»Sabina hat zugegeben, dass sie weiß, wo sich die Magier
befinden. Aber sie hat sich geweigert, mir weitere Informationen zu liefern.« Sein Blick wanderte zu mir und er sah mich ungerührt an. »Also bin ich ihr hierhergefolgt, weil sie offensichtlich für Sie arbeitet.«
»Und?«, fragte Clovis gelangweilt. Ich war so angespannt, dass ich meine Fingernägel in die Armlehnen des Ledersessels grub, in dem ich saß. Einerseits hätte ich Adam für diesen Auftritt am liebsten einen Kinnhaken versetzt. Andererseits hatte ich Angst um ihn.
»Und ich will bei Ihnen einsteigen«, antwortete der Magier.
»Weshalb sollte ich einen Magier brauchen, wenn ich bereits Sabina habe?«, entgegnete Clovis und nickte mir zu. Ich wollte protestieren, doch sein eisiger Blick ließ mich verstummen.
»Ich möchte Sabina nicht beleidigen, aber sie hat keine magische Ausbildung. Auch wenn ich überzeugt bin, dass in ihr einige Begabung schlummert, so kann sie diese zum
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