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Rote Lilien

Rote Lilien

Titel: Rote Lilien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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ihr der Samen stammt. Ich habe sie mit einer Plastiktüte abgedeckt, um die Insekten davon abzuhalten, sie zu bestäuben. Wir werden jetzt die Staubgefäߟe entfernen, bevor sie sich selbst bestäuben kann. Die Lilien habe ich im letzten Winter eingetopft und hereingebracht, damit sie sich gut entwickeln.«
    »Du hast das schon seit längerer Zeit vor, nicht wahr?«
    »Ja, mehr oder weniger seit Lily geboren wurde. Wir fangen mit der Pollenpflanze an. Weiߟt du, wie-ŸŸs geht?«
    »Roz hat es mir gezeigt. Ich hab aber nur zugesehen.«
    »Dieses Mal machst du es selbst. Die hier habe ich schon zurechtgeschnitten, knapp über dem Knoten, siehst du? Sie hat im Wasser gelegen und sich dadurch ganz geöffnet. Die Staubbeutel sind schon aufgeplatzt und können jetzt den Blütenstaub aufnehmen.«
    »Dann hast du das Vorspiel also schon hinter dir?«
    »Darin bin ich sehr geschickt.« Sie verdrehte die Augen.
    »Als ob ich das nicht wüsste.«
    »Fang an.«
    »Ich muss die Blütenblätter abzupfen, stimmt's?«
    »Du drehst sie am besten mit einer kurzen schnellen Bewegung heraus. Arbeite von außen nach innen, bis du die Staubbeutel siehst.«
    »Also los.«
    »Das machst du gut«, sagte er, während er ihr zusah. »Achte darauf, dass du die Staubgefäߟe nicht verletzt. Ja, so ist es gut.«
    »Ich bin nervös. Hoffentlich geht das nicht schief.«
    »Du bist nicht nervös.« Ihre Finger arbeiteten schnell und präzise und zupften ein Blütenblatt nach dem anderen aus. »Und wenn etwas daneben geht, nehmen wir die Nächste.«
    »Ist das gut so?«
    »Was siehst du?« Sie biss sich auf die Lippe. »Die kleinen Staubgefäߟe sind alle nackt.«
    »Der nächste Schritt.« Er nahm einen sauberen Kamelhaarpinsel in die Hand. »Du musst den Blütenstaub sammeln. Dazu fährst du mit dem Pinsel über die Staubgefäߟe. Den Blütenstaub bewahren wir dann hier in dieser Schale auf und achten darauf, dass er trocken bleibt. Siehst du, er ist richtig flaumig und daher reif. Mach weiter. Ich beschrifte in der Zwischenzeit die Schale.«
    »Das macht Spaߟ. Auf der Highschool hatte ich in Chemie immer die schlechtesten Noten.«
    »Du hättest nur einen besseren Laborpartner gebraucht. Meine Partner haben alle Spitzennoten bekommen. Jetzt werden wir die Samenpflanze vorbereiten.«
    Er nahm die Lilie in die Hand, die er sich ausgesucht hatte. »Sie sollte noch nicht ganz geöffnet sein. Wir brauchen eine gut entwickelte Blüte, aber die Staubbeutel müssen noch unreif sein, damit es nicht zu einer Selbstbestäubung kommen kann. Bei dieser Pflanze entfernen wir sowohl die Blütenblätter als auch die Staubbeutel.«
    »Wir ziehen sie aus.«
    »So kann man das auch sagen. Es darf nichts übrig bleiben, denn das kann zu Fäule führen, und dann war alles vergebens. Wir brauchen eine schöne, freigelegte Narbe.«
    »Mach du das, dann kann ich hinterher behaupten, wir hätten zusammengearbeitet.«
    »In Ordnung.«
    Nachdem er die Blütenblätter abgezupft hatte, nahm er eine Pinzette und riss damit die Staubbeutel heraus. »Jetzt muss sie bis morgen auf den Blütenstaub warten, damit die Narbe genug Zeit zum Anschwellen hat. Dann übertragen wir den reifen Blütenstaub auf die Narbe. Das kann man mit einem Pinsel machen, aber ich benutze lieber meinen Finger. Fertig.« Er trat einen Schritt zurück. »Das war's?«
    »Das ist die Erste. Hier stehen ein gutes Dutzend Samenpflanzen. Wir sollten mehrere Pollenpflanzen ausprobieren und sehen, was dabei rauskommt.«
    Sie wechselten sich bei den einzelnen Schritten ab, bis ein angenehmer beruhigender Rhythmus entstand. »Wie hast du die Pflanzen ausgesucht, mit denen wir jetzt arbeiten?«, fragte Hayley. »Ich habe sie eine ganze Weile beobachtet und mir Wuchsverhalten, Form und Farbmuster angesehen.«
    »Seit Lilys Geburt.«
    »Ja, mehr oder weniger.«
    »Harper, weiߟt du noch, wie ich gesagt habe, ich würde dich für den Rest meines Lebens hassen, wenn das mit uns beiden schief geht?«
    »Ja, das habe ich schon verstanden.«
    »Und das werde ich auch, aber ich werde es runterschlucken, weil ich weiߟ, wie sehr du sie liebst.«
    »Sie hat mich um ihren kleinen Finger gewickelt, das muss ich zugeben. Morgen werden wir bestäuben, etikettieren und dokumentieren. Und dann behalten wir die Pflanzen im Auge. Wenn es mit der Befruchtung geklappt hat, dauert es etwa eine Woche, bis der Fruchtknoten anschwillt.«
    »Das kommt mir irgendwie bekannt vor.« Er grinste und arbeitete weiter. »Nach

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