Rote Lilien
heiraten.«
»Das will ich doch hoffen. Wir könnten den Ballsaal nehmen, wenn ihr etwas Pompöses haben wollt. Oder den Garten und die Terrasse, wenn es in kleinerem Rahmen sein soll. ßberlegt es euch und sagt mir, wofür ihr euch entschieden habt. Ich werde mich Hals über Kopf in die Hochzeitsvorbereitungen stürzen, und ich habe vor, meinen Kopf durchzusetzen, also werdet ihr mich wie ein Luchs beobachten müssen.«
»Du bist nicht böse?«
»Es überrascht mich, dass du so etwas zu mir sagst.«
»Ich versuche, so zu sein wie du«, sagte Hayley, während sie nach oben gingen. »Aber ich schaffe es nicht.«
»Das liegt daran, dass du deine eigene Persönlichkeit hast. Und meine würde ich gern behalten.« Sie betrat den Korridor zu ihrem Flügel. »Ich bin nicht mit Absicht schwanger geworden.« Roz blieb vor der Tür ihres Schlafzimmers stehen und sah Hayley in die tränenfeuchten Augen. »Geht dir das im Kopf herum? Dass ich glaube, du hättest es darauf angelegt?«
»Nein ... du nicht. Aber eine Menge Leute würden das so sehen.«
»Was bin ich froh, dass ich nicht eine Menge Leute bin. Außerdem besitze ich eine hervorragende Menschenkenntnis, die mich bis auf einen bedauernswerten Ausrutscher noch nie im Stich gelassen hat. Hayley, wenn ich nicht so große Stücke auf dich halten würde, würdest du nicht in meinem Haus wohnen.«
»Ich dachte nur ... weil du gesagt hast, wir müssten uns unterhalten.«
»Oh, jetzt reicht's aber.« Roz ging zum Bett und öffnete den Karton, der darauf lag. Sie hob etwas heraus, das wie eine blassblaue Wolke aussah. »Das war Harpers Decke. Ich habe sie für ihn machen lassen, als er geboren wurde. Ich habe für jeden meiner Söhne eine solche Decke machen lassen, und sie gehören zu den Dingen, die ich in der Familie weitergeben möchte. Wenn es ein Mädchen wird, willst du vielleicht Lilys Sachen benutzen oder etwas neues kaufen. Aber wenn es ein Junge wird, hoffe ich, dass du die Decke hier benutzen wirst. Und egal, ob es ein Junge oder ein Mädchen wird, ich wollte sie dir jetzt schon geben.«
»Sie ist wunderschön.«
Roz hielt die Decke für einen Moment an ihre Wange. »Ja, das ist sie. Harper ist mein Ein und Alles. Ich möchte, dass er glücklich wird. Und du machst ihn glücklich. Für mich ist das mehr als genug.«
»Ich werde ihm eine gute Frau sein.«
»Das hoffe ich doch. Andernfalls bekommst du es mit mir zu tun. Was hältst du davon, wenn wir uns jetzt aufs Bett setzen und ein paar Tränen vergießen?«
»Gute Idee.«
Als sie neben ihm in der Dunkelheit lag, lauschte sie auf das gleichmäßige Trommeln des Regens draußen. »Ich weiß nicht, warum ich so glücklich bin und gleichzeitig panische Angst habe.«
»Da bist du nicht die Einzige.«
»Heute Morgen habe ich mich gefühlt, als würde alles über mir zusammenbrechen, als würde mir ein ganzes Bücherregal auf den Kopf fallen. Und jetzt stellt sich heraus, dass es Blumen gewesen sind, und dass sie mich mit ihren Blütenblättern und ihrem Duft eingehüllt haben.«
Er nahm ihre Hand, die linke, an der ihr Daumen ständig über ihren Ringfinger fuhr. Der Ring lag in seiner Schachtel auf der Kommode.
»Ich werde ihn morgen zum Juwelier bringen.«
»Ich weiß nicht, wie es sein wird, mit jemandem verheiratet zu sein, der meine Gedanken lesen kann.« Sie legte sich auf ihn. »Ich glaube, deine Gedanken kann ich auch lesen. Ich werde dir zeigen, was du jetzt gerade denkst.« Sie presste ihre Lippen auf seinen Mund. Sanft und weich, so fühlte es sich mit ihm an. Was auch immer sich wie ein Schatten über ihr Herz zu legen drohte, was auch immer sich in der Nacht zusammenbraute, sie würde es von sich fern halten und die Zeit mit ihm genießen. Sicher und geborgen. Sie konnte sich darauf verlassen, dass er sie halten würde, so wie jetzt, als ihre warmen Körper zueinander fanden. Sie wusste, dass sie stark sein würde. Sie liebten sich, langsam und zärtlich, während der Regen draußen auf die Steinplatten der Terrasse trommelte. Ihr Herz klopfte im gleichen Rhythmus. Lust und Vertrautheit. Sie kannte ihn so gut. Freund und Partner, dann Geliebter. Und bald schon Ehemann. Sie legte ihre Wange auf die seine. »Ich liebe dich, Harper. Ich glaube, ich habe dich schon immer geliebt.«
»Wir haben noch die ganze Ewigkeit vor uns.« Harper strich mit den Fingern über ihr Gesicht, ihre Wangen, ihre Schläfen, ihr Haar. Er konnte sie im Halbdunkel sehen, ihre Silhouette, das Glänzen
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