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Rote Lilien

Rote Lilien

Titel: Rote Lilien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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als könnte sie dadurch ihren Kopf davon abhalten, sich ständig zu drehen. »Ich weiߟ nicht einmal mehr, was ich fühle.« Sie lieߟ die Hände in den Schoߟ fallen und starrte ihn an. »Harper, glaubst du, dass wir einen Fehler machen?«
    »Unser Kind ist kein Fehler.« Er zog sie an sich und spürte, wie sie nach Atem rang, während sie mit den Tränen kämpfte. »Aber eine Riesenüberraschung.«

18. Kapitel
    Den Rest des Tages arbeitete er zeitweise wie in einem Nebel. Es gab eine Menge zu tun und zu planen. Die ersten Schritte sah er so klar und präzise vor sich wie die ersten Schritte bei einer Veredelung. Zuerst würden sie Hayley zum Arzt bringen und sie und das Baby untersuchen lassen. Dann würde er anfangen, Babybücher - Gebärmutterbücher - zu lesen, damit er den Prozess verstand und sich vorstellen konnte, was dort drin vor sich ging. Sie würden so schnell wie möglich heiraten, aber nicht so schnell, dass es überstürzt und unpersönlich wirkte. Das wollte er Hayley nicht antun und - nach einiger ߟberlegung - sich selbst auch nicht. Er wollte in Harper House heiraten. In dem Garten, den er pflegte, im Schatten des Hauses, in dem er aufgewachsen war. Er wollte Hayley dort sein Versprechen geben, und, wie ihm klar wurde, auch Lily und seinem neuen Kind, das jetzt noch nicht gröߟer als ein Reiskorn war. Das hatte er eigentlich schon sein ganzes Leben lang gewollt. Er hatte zwar noch nie so richtig darüber nachgedacht, aber er wusste es so sicher wie seinen eigenen Namen. Hayley und Lily würden ins Kutscherhaus ziehen. Er würde mit seiner Mutter über einen Anbau sprechen, der ihnen mehr Platz verschaffte, aber gleichzeitig zu dem traditionellen Stil passte. Mehr Platz für ihre Kinder, dachte er, damit auch sie in Harper House aufwachsen konnten, mit seinem Garten, seinem Wäldchen, seiner Geschichte, die auch die ihre sein würde. Er sah alles schon vor sich, wusste bereits, wie es sein würde. Doch das Kind konnte er nicht sehen. Das Kind, das er mit Hayley zusammen geschaffen hatte.
    Ein Reiskorn? Wie konnte etwas so Kleines so gewaltig sein? Und so sehr geliebt werden? Doch zuerst musste er noch etwas erledigen. Er fand seine Mutter im Garten, wo sie einige Astern und Chrysanthemen in eines ihrer Beete pflanzte.
    Sie trug dünne Handschuhe aus Baumwolle, an denen die Erde von mehreren Jahren klebte. Dazu eine dreiviertellange kornblumenblaue Baumwollhose, die mit den für Gartenarbeit typischen Grün- und Brauntönen überzogen war. Sie war barfuߟ, und am Rand des Beets sah er die offenen Pantoletten, die sie abgelegt hatte, bevor sie sich zwischen die Pflanzen gekniet hatte. Als Kind hatte er sie für unbesiegbar gehalten. Und er hatte geglaubt, sie hätte übernatürliche Fähigkeiten. Sie hatte alles gewusst - ob man es gewollt hatte oder nicht.
    Sie hatte immer Antworten gehabt, wenn er sie gebraucht hatte, hatte ihn umarmt und getröstet - und ihm gelegentlich auch eine Tracht Prügel verabreicht, die er nicht immer für verdient gehalten hatte. Und vor allem war sie immer da gewesen. In den guten Zeiten, den schlechten Zeiten und dazwischen auch. Jetzt war die Reihe an ihm. Sie hob den Kopf, als er näher kam, und fuhr sich geistesabwesend mit dem Handrücken über die Stirn. Ihm fiel auf, wie schön sie war, mit dem Hut über ihren Augen, und dem ruhigen, gelassenen Ausdruck auf ihrem Gesicht. »Heute ist es glänzend gelaufen«, sagte sie. »Ich wollte das Beet etwas vergröߟern und ein bisschen auflockern. Heute Abend wird es regnen.«
    »Ja.« Sein Blick ging zum Himmel. »Hoffentlich kommt einiges runter.«
    »Dein Wort in Gottes Ohr.« Sie blinzelte in die Sonne, während sie ihn ansah. »Was machst du denn für ein ernstes Gesicht? Setz dich endlich hin, oder willst du, dass ich mir Genickstarre hole?« Er ging neben ihr in die Hocke. »Ich muss mit dir reden.«
    »Das musst du fast immer, wenn du so ein ernstes Gesicht machst.«
    »Hayley ist schwanger.« Sie legte langsam ihre Pflanzkelle weg. »Ach nein«, murmelte sie.
    »Sie hat es heute erst herausgefunden und glaubt, dass sie in der sechsten Woche ist. Sie hat die Symptome - falls man das Symptome nennt - auf »das zurückgeführt, was hier passiert ist.«
    »Das wundert mich nicht. Wie geht es ihr?«
    »Sie ist ein bisschen durcheinander. Glaube ich wenigstens.«
    Sie streckte die Hand aus und nahm ihm die Sonnenbrille ab, um ihm in die Augen sehen zu können. »Und wie geht es dir?«
    »Ich muss mich

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