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Rote Lilien

Rote Lilien

Titel: Rote Lilien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Namen, könntest du dann nicht auch mehr Informationen über sie herausfinden, so wie bei den Harpers?«, meinte Hayley. »Es wäre zumindest ein Anfang.«
    »Vielleicht verrät sie uns, wie sie heiߟt, wenn wir sie geschickt danach fragen. Vielleicht ...« Hayley brach ab, als Gesang aus dem Babyfon drang. »Sie ist bei Lily. Heute Abend ist sie recht früh dran. Ich gehe nur kurz nach oben und sehe nach.«
    »Ich komme mit.«
    Harper stand auf. Sie widersprach ihm nicht. Selbst nach über einem Jahr jagte ihr die traurige Stimme Amelias noch Schauer über den Rücken. Wie immer hatte sie das Licht in ihrem Flügel eingeschaltet, damit sie ihr Zimmer nicht im Dunkeln betreten musste. Jetzt, da die Sonne schon fast untergegangen War, fand sie die Helligkeit beruhigend, genau wie die Geräusche von Luke und Gavin, die unten im Wohnzimmer spielten. »Wenn du dich hier zu einsam fühlst, könntest du ja in den anderen Flügel ziehen, näher zu Mutter und Mitch«, schlug Harper vor. »Das ist genau das, was einem frisch verheirateten Paar gerade noch gefehlt hat. Ein Baby und ich als Anstandsdamen. Ich habe mich inzwischen daran gewöhnt. Oh, sie hört ja gar nicht auf.« Sie senkte ihre Stimme zu einem Flüstern. »Sie hört fast immer auf, bevor ich die Tür erreicht habe.« Instinktiv griff sie nach Harpers Hand, während sie die Tür aufstieߟ, die sie immer halb offen lieߟ. Es war kalt, aber das hatte sie erwartet. Selbst wenn Amelia gegangen war, hing die Kälte noch eine Weile in der Luft. Doch Lily lieߟ sich nie davon stören. Als Hayley das vertraute Quietschen des Schaukelstuhls hörte, stieߟ sie verblüfft die Luft aus, die ein kleines Wölkchen bildete. Das kann ja heiter werden, dachte sie. Etwas ganz Neues. Amelia saߟ im Schaukelstuhl und trug ihr graues Kleid. Ihre Hände lagen ruhig in ihrem Schoߟ, während sie sang. Ihre Stimme war recht hübsch, ungeschult, aber klar und melodisch. Beruhigend, so, wie eine Stimme, die Schlaflieder sang, sein sollte. Doch als sie den Kopf drehte und zur Tür sah, gefror Hayley das Blut in den Adern. Das Lächeln auf ihrem Gesicht war eine verzerrte Grimasse, und ihre rot geränderten Augen traten aus den Höhlen hervor. Als sie es ausgesprochen - gedacht - hatte, löste sich die Gestalt auf. Das Fleisch fiel von den Knochen, bis nur noch ein in Lumpen gehülltes Skelett im Schaukelstuhl saߟ. Dann war auch das verschwunden. »Sag mir bitte, dass du das eben auch gesehen hast.« Hayleys Stimme zitterte. »Dass du es auch gehört hast.«
    »Ja, hab ich.« Er drückte beruhigend ihre Hand und zog sie mit sich zu Lilys Bettchen. »Hier ist es wärmer. Spürst du das? Um das Bett herum ist es ganz warm.«
    »Sie hat Lily noch nie Angst gemacht. Trotzdem möchte ich jetzt nicht wieder nach unten gehen und sie allein lassen. Mir ist wohler, wenn ich heute Abend bei ihr bleibe. Kannst du den anderen sagen, was passiert ist?«
    »Wenn du willst, schlafe ich heute Nacht hier, in einem der Gästezimmer.«
    »Schon in Ordnung.« Sie steckte Lilys Decke fest. »Ich komm damit klar.« Er zog sie mit sich hinaus in den Korridor. »Das hat sie noch nie getan, stimmt's?«
    »Ja, das war das erste Mal. Ich werde Albträume haben.«
    »Bist du sicher, dass alles in Ordnung ist? « Er strich ihr sanft über die Wange, und ihr schoss durch den Kopf, dass diese Geste auch ein erstes Mal war. Sie standen dicht beieinander; ihre Hand lag in der seinen, seine Finger berührten immer noch ihre Wange. Sie brauchte nur zu sagen, dass er hier bleiben sollte. Und was dann? Wenn sie etwas mit ihm anfing, ruinierte sie alles. »Ja. Schließlich ist sie ja nicht böse auf mich. Sie hat keinen Grund dazu. Lily und mir geht es gut. Du gehst jetzt besser nach unten und erzählst es den anderen.«
    »Wenn du Angst bekommst, rufst du mich. Ich komme sofort.«
    »Das ist gut zu wissen. Vielen Dank.« Sie entzog ihm ihre Hand, trat zurück und schlüpfte in -ŸŸihr Zimmer. Nein, Amelia hatte keinen Grund, böse auf sie zu sein, dachte Hayley. Sie hatte keinen Freund, keinen Mann, keinen Liebhaber. Der einzige Mann, den sie haben wollte, war tabu. »Also mach kein Theater«, murmelte sie. »Es sieht ganz danach aus, als würde ich noch eine Weile Single bleiben.«<

3. Kapitel
    Am nächsten Morgen suchte Harper nach ihr, aber er wusste, dass er es geschickt anstellen musste. Er kannte sie gut genug, um zu wissen, dass sie ihn abblitzen lassen würde, wenn sie den Eindruck bekam, er würde

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