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Rote Lilien

Rote Lilien

Titel: Rote Lilien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Ganze auf diese Weise zu sehen. »Vielleicht hat sie ihn ja geliebt.«
    »Vielleicht hat sie den Luxus geliebt.« Er zuckte mit den Achseln. »Ich wusste gar nicht, dass du so zynisch bist.« Er lächelte nur. »Und ich wusste nicht, dass du so eine Romantikerin bist. Vermutlich liegt die Wahrheit irgendwo in der Mitte zwischen Zynismus und Romantik, also haben wir beide Recht.«
    »Wahrscheinlich. Aber diese Version gefällt mir trotzdem nicht.«
    »Egal, wie es gewesen ist, Hayley, wir wissen, dass Amelia einen Sprung in der Schüssel hat. Es ist sehr wahrscheinlich, dass sie schon etwas wirr im Kopf war, bevor das alles passiert ist. Das soll nicht heiߟen, dass sie es verdient hat, aber ich könnte wetten, dass sie nicht gerade zart besaitet war. Die eigene Mutter als tot anzugeben, obwohl sie nur ein paar Kilometer entfernt lebt, erfordert schon einiges an Unverfrorenheit.«
    »Ja, das ergibt kein sehr schmeichelhaftes Bild von ihr. Wahrscheinlich will ein Teil von mir Amelia als Opfer sehen, wie die Heldin in einem Roman, obwohl das Ganze komplizierter als ein Klischee ist.« Sie nippte an ihrem Wein. »Okay, das reicht jetzt. Mehr Aufmerksamkeit wird sie heute Abend nicht bekommen.«
    »Von mir aus gerne!«
    »Ich muss nur noch etwas erledigen.« Harper griff in die Tasche und hielt ihr sein Mobiltelefon hin. »Hier, nimm meins.« Lachend nahm sie ihm das Telefon ab. »Ich weiߟ, dass es ihr bei Roz und Mitch gut geht. Ich will mich nur schnell vergewissern.«
    Hayley aߟ Wels mit gebackenen Klöߟchen aus Maismehl und trank zwei Gläser Wein. Es war erstaunlich, wie befreiend es war, so lange am Tisch sitzen zu bleiben, wie sie wollte, und über das zu reden, was ihr gerade in den Sinn kam. »Ich hatte ganz vergessen, wie das ist.« Sie lehnte sich zufrieden zurück. »Eine komplette Mahlzeit zu essen, ohne unterbrochen zu werden. Ich bin froh, dass du endlich mit mir ausgehst.«
    »Endlich?«
    »Du hast dir schließlich ganz schön Zeit gelassen«, meinte sie.
    »Früher hätte ich nicht die Initiative ergreifen müssen.«
    »Mir hat deine Initiative gefallen.« Er nahm ihre Hand. »Es war eine meiner besseren.« Sie beugte sich vor und sah ihn an. »Hast du wirklich schon die ganze Zeit so für mich empfunden?«
    »Ich habe mich sehr angestrengt, nicht so an dich zu denken. Und manchmal hat es sogar funktioniert.«
    »Aber warum hast du dich denn so furchtbar angestrengt?«
    »Es kam mir irgendwie ... ungezogen vor«, war das Treffendste, was ihm dazu einfiel. »Mir vorzustellen, wie ich einen Hausgast verführe, noch dazu, wenn er schwanger ist. Einmal habe ich dir aus dem Wagen geholfen - das war an dem Tag, an dem die Baby-Party stattgefunden hat.«
    »O Gott, daran kann ich mich noch erinnern.«
    Sie fing an zu lachen und schlug die Hände vors Gesicht. »Ich war so gemein zu dir. Aber nur, weil ich mich so fett und schlecht gefühlt habe.«
    »Du hast sensationell ausgesehen. So lebendig. Das war mein erster Eindruck von dir. Licht und Energie, und, na ja, Sex, aber das habe ich zu ignorieren versucht. Als ich dir damals aus dem Auto geholfen habe, hat sich Lily bewegt. Ich habe gespürt, wie sie sich bewegt hat. Es war ...«
    »Hat es dir Angst gemacht?«
    »Ja, aber es war auch so ... gewaltig. Und dann war ich dabei, wie sie geboren wurde.« Hayley wurde rot bis an die Ohren. »Oh, das hatte ich ganz vergessen.« Sie kniff die Augen zusammen. »O nein.« Er nahm ihre Hände und küsste sie. »Wie das gewesen ist, kann man gar nicht beschreiben. Nachdem ich das>Lasst mich um Himmels willen hier raus< Stadium überwunden hatte, war es eine überwältigende Erfahrung. Ich habe gesehen, wie sie geboren wurde. Und seitdem bin ich völlig vernarrt in sie.«
    »Du hast mich nie gefragt, wer ihr Vater ist.«
    »Das geht mich nichts an.«
    »Wenn das mit uns was wird, sollte es dich aber etwas angehen. Du solltest es zumindest wissen. Können wir einen Spaziergang machen?«
    »Na klar.«
    Sie ließen die Lichter und den Lärm der Beale Street hinter sich und gingen zum Fluss. Auch dort waren Touristen in Scharen unterwegs, die durch den Park spazierten oder am Flussufer standen und ins Wasser starrten. Doch da es hier verhältnismäߟig ruhig war, fiel es ihr leichter, in ihre Vergangenheit zurückzukehren und Harper mitzunehmen. »Ich habe ihn nicht geliebt. Das will ich gleich als Erstes sagen, weil es immer noch Leute gibt, die denken, armes Mädchen, erst hat er sie geschwängert und dann

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