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Rote Lilien

Rote Lilien

Titel: Rote Lilien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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lässt er sie sitzen. Sie glauben, dass mir irgendein Scheiߟkerl das Herz gebrochen hat. Aber so war es nicht.«
    »Gut. Es wäre nämlich eine Schande, wenn Lilys Vater ein Scheiߟkerl wäre.« Lachend schüttelte sie den Kopf. »Ich seh schon, du machst es mir leicht. Er war ein netter Kerl und hat noch studiert. Wir haben uns in dem Buchgeschäft, in dem ich damals gearbeitet habe, kennen gelernt. Wir haben miteinander geflirtet, fanden uns sympathisch und sind ein paarmal miteinander ausgegangen. Dann ist mein Vater gestorben.« Sie überquerten die kleine Brücke, die über die Nachbildung des Flusses führte, und gingen an den Liebespaaren vorbei, die an den steinernen Tischen saßen. »Ich kam mir so verloren vor, so traurig.« Er legte ihr den Arm um die Schultern. »Ich glaube, wenn meiner Mutter etwas passieren würde, wäre das so, als würde ich blind werden. Ich habe zwar meine Brüder, aber ich kann mir nicht vorstellen, wie es ohne sie wäre.«
    »Genau so ist es, als könnte man nicht mehr sehen. Man Weiߟ nicht, was man als Nächstes tun oder sagen soll. Egal, Wie nett die Leute sind - und sie waren wirklich sehr nett zu mir, Harper, viele Leute -ŸŸ, es ist alles dunkel um einen herum. Mein Vater hatte viele Freunde, und da waren noch die Nachbarn, Familie und Freunde, meine Arbeitskollegen. Aber er war der Mittelpunkt meines Lebens gewesen, und ich habe mich so allein, so isoliert mit meiner Trauer gefühlt.«
    »Als mein Vater gestorben ist, war ich viel jünger als du, und das macht es vielleicht leichter. Aber ich weiߟ, dass es eine Phase gibt, durch die man durch muss, eine Phase, in der man einfach nicht glauben kann, dass alles wieder normal wird.«
    »Ja, genau. Und wenn man diese Phase hinter sich hat, wenn man wieder etwas empfinden kann, tut es verdammt weh. Aber er war für mich da. Er war so nett, er hat mich getröstet, und so hat eines zum anderen geführt.« Sie wandte den Kopf und sah ihn an. »Trotzdem sind wir nie mehr als Freunde gewesen. Aber es war keine Affäre, es war ...«
    »... Heilung.« Ihr wurde warm ums Herz.
    »Er ist zurück an die Universität gegangen, und ich habe einfach weitergemacht. Zuerst habe ich gar nicht bemerkt, dass ich schwanger war. Ich habe sämtliche Anzeichen dafür ignoriert. Und als mir dann klar wurde, dass ich ein Kind bekomme ...«
    »... hattest du Angst.« Sie schüttelte den Kopf.
    »Ich war stocksauer. Ich war so wütend. Warum zum Teufel passiert so etwas ausgerechnet mir? Hatte ich nicht schon genug Probleme? Ich hatte mich nicht durch die Betten der Stadt geschlafen, ich hatte mich nicht verantwortungslos benommen, also was zum Teufel sollte das sein? Ein Witz? Gott, Harper, ich war alles andere als weich und in Tränen aufgelöst. Ich war rasend vor Wut. Irgendwann ist Panik daraus geworden, aber dann bin ich ziemlich schnell wieder bei der Wut gelandet.«
    »Es war nicht einfach für dich, Hayley. Du warst ganz allein. «
    »Du brauchst es nicht zu beschönigen. Ich wollte nicht schwanger sein, ich wollte dieses Kind nicht haben. Ich musste arbeiten, ich musste trauern, und es war verdammt noch mal Zeit, dass mir jemand da oben mal eine Pause gönnte.« Sie gingen auf den Fluss zu, und Hayley wurde leiser, als sie auf das Wasser starrte. »Ich wollte abtreiben, aber das bedeutete, dass ich mir überlegen musste, wie ich eine Weile freibekomme und das Geld dafür aufbringe.«
    »Aber du hast es nicht getan.«
    »Ich habe mir die Formulare besorgt und eine Klinik gefunden. Aber dann habe ich mir überlegt, ob es nicht vielleicht besser wäre, mich an eine Agentur zu wenden und das Kind zur Adoption freizugeben. Man liest so viel über unfruchtbare Paare, die unbedingt ein Kind wollen. Ich dachte, dann hätte das Ganze vielleicht doch noch etwas Gutes.« Er strich ihr sanft übers Haar und flüsterte: »Aber das hast du auch nicht getan.«
    »Ich habe mir jede Menge Informationen darüber besorgt und angefangen, alles zu lesen. Und die ganze Zeit über habe ich mich im Kreis gedreht, Gott und die Welt verflucht und so weiter. Ich habe mich gefragt, warum der Vater des Kindes nicht wenigstens einmal anruft. Wenn ich mich einmal etwas beruhigt hatte, kam der Gedanke auf, dass ich es ihm sagen sollte, dass er es wissen musste. Ich war ja schließlich nicht von allein schwanger geworden, und daher sollte er auch die Verantwortung dafür übernehmen. Und irgendwann in dem ganzen Durcheinander ist es mir dann bewusst geworden. Ich

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