Rote Lippen - jede Sünde wert
mit den Vorbereitungen zu tun, hatte er gemeint. Und dagegen hatte sie nichts einwenden können. Vielleicht hatte er sie in einem Fünf-Sterne-Restaurant verwöhnen wollen, bevor die Testergebnisse eintrafen. Andererseits wollte er sie möglicherweise beeindrucken. Was vollkommen unnötig ist, dachte sie bei sich. Denn die Anlage vom Jarrod Ridge , das Herrenhaus und Trevors luxuriöses Cottage waren beeindruckend genug.
Ja, vielleicht wollte er wirklich nur nett sein und ihr die Gelegenheit geben, auszuspannen und die viele Arbeit zu vergessen, die sie für seine Schwester leistete. Denn er hatte ihr letzten Endes diesen Job vermittelt und fühlte sich vielleicht irgendwie mitschuldig, dass sie so oft Überstunden machen musste. Wenn er den Vorschlag auch nicht aus reiner Freundlichkeit gemacht hatte, sondern um sie hier in seiner Nähe zu halten, bis die Testergebnisse da waren.
Dennoch, Trevor war nett und ein sehr guter Liebhaber, und sie war zu schwach, um ihm zu widerstehen. Aber warum sollte sie nicht für eine kurze Zeit in eine Märchenwelt eintauchen? In die raue Wirklichkeit fand sie noch früh genug zurück.
Bradley war noch im Kindergarten, um den brauchte sie sich keine Sorgen zu machen. In einer guten Stunde war sie mit Trevor im Haupthaus verabredet. Also hatte sie genug Zeit, zu duschen, sich umzuziehen und zurechtzumachen.
Sie schlüpfte aus den Schuhen, hängte den Mantel an die Garderobe und lief die Treppe hinauf. Zwanzig Minuten später trat sie aus der Dusche und fing an, das Haar zu fönen und in Form zu bringen. Dann tupfte sie sich ein paar Tropfen ihres Lieblingsparfums hinters Ohr und schminkte sich. Noch immer barfuß, trat sie vor den Kleiderschrank im Gästezimmer und nahm das kleine Schwarze heraus. Schon den ganzen Tag hatte sie darüber nachgedacht, ob sie damit wohl richtig angezogen war.
Trevor hatte es am ersten Abend zusammen mit den anderen Sachen kommen lassen. Damals war sie überzeugt gewesen, dass sie bestimmt keine Gelegenheit haben würde, dieses Kleid zu tragen. Doch als er sie ins Chagall’s einlud, war ihr das schmale Samtkleid sofort in den Sinn gekommen. Zumal sie auch die passenden Schuhe hatte, schwarze High Heels, bestimmt zehn Zentimeter hoch. Und die lange Perlenkette mit den Perlenohrringen sah sicher gut dazu aus.
Wohlgefällig betrachtete sie sich noch einmal und griff dann nach der kleinen schwarzen Abendtasche, in der nicht viel mehr als ihr Handy und der Lippenstift Platz hatten. Doch dann fiel ihr ein, dass ihre Armbanduhr noch auf dem Nachttisch in Trevors Schlafzimmer lag. Normalerweise achtete sie darauf, nichts Persönliches in seinem Zimmer liegen zu lassen. Obwohl sie quasi zusammenlebten – und vor allem miteinander schliefen –, versuchte sie vor sich selbst die Illusion aufrechtzuerhalten, unabhängig zu sein. Schließlich wusste sie, dass ihre Gemeinsamkeit keine Zukunft hatte. Wenn sie jetzt daran dachte, wie oft er sie in sein Zimmer geführt und dann ausgezogen hatte, wurde ihr wieder ganz heiß. Irgendwie schien sie nicht mehr klar denken zu können, sobald sie in seinen Armen lag. Kein Wunder, dass sie ihre Uhr vergessen hatte.
Schnell ging sie über den Flur und stieß die Tür zu seinem Zimmer auf. Dahinten auf dem Nachttisch müsste die Uhr eigentlich liegen. Während sie um das Bett herumging, warf sie einen kurzen Blick darauf. Was war das? In der Mitte wölbte sich die Bettdecke. Hatte sie das Bett so unordentlich hinterlassen? Ganz sicher hatte sie es nicht so perfekt glatt gezogen, wie es die Hausmädchen normalerweise machten, aber …
Sie sah genauer hin. Hatte sich da jemand im Bett zusammengekauert? War Trevor vor ihr zurückgekommen? Seit sie sich morgens vor seinem Büro getrennt hatten, hatte sie ihn nicht gesehen und auch nicht gesprochen. Das war auch nicht nötig gewesen, denn für diesen Abend waren sie fest verabredet. Aber wenn er sich nun nicht wohlfühlte? Wenn er früher nach Hause gefahren war, weil ihm sein Lunch nicht bekommen war? Doch sicher hätte er sie dann angerufen oder ihr zumindest eine SMS geschickt. Oder aber er hätte Diana gebeten, ihr Bescheid zu sagen. Aber möglicherweise hatte er sich selbst dafür zu schlecht gefühlt und sich nur schnell von jemandem nach Hause fahren lassen.
Sie trat ans Bett und zog vorsichtig die Bettdecke zurück. „Trevor? Geht’s dir nicht gut?“
Aber es war nicht Trevor, der da im Bett lag. Es sei denn, sein Haar wäre in den letzten sechs Stunden um einen
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