Rote Lippen - jede Sünde wert
Meter gewachsen und er hätte es sich kupferrot gefärbt. Mit weit aufgerissenen Augen ließ Haylie den Bettzipfel los und starrte auf das, was vor ihr lag – so entsetzt, als sei es ein Schlangennest.
Als die Tür leise quietschte, fuhr Haylie herum. Lächelnd trat Trevor ein. Sein Haar war nicht lang und kupferrot, sondern immer noch braun und kurz, und er trug denselben Anzug, in dem er sich am Morgen von ihr verabschiedet hatte. Nachdem er ihr einen anerkennenden Blick zugeworfen hatte, nahm er sie kurz in die Arme und drückte ihr einen Kuss auf die leicht geöffneten Lippen. Obwohl sie immer noch unter Schock stand und ihr eiskalt war, nahm sie die Wärme seiner Hand wahr, beinahe gegen ihren Willen.
„Ich habe gedacht, ich hole dich zum Essen ab“, sagte er vollkommen unbefangen. „Dann brauchst du nicht allein ins Restaurant zu fahren. Außerdem kann ich dann gleich meine Aktentasche hier lassen und muss nicht daran denken, sie später noch im Büro abzuholen.“
Sie fuhr sich über die trockenen Lippen und musste sich räuspern, um überhaupt einen Laut hervorzubringen. „Tatsächlich? Du bist nicht früher gekommen, um noch eine kleine Nummer am Nachmittag einzuschieben?“
Amüsiert zog er die Augenbrauen hoch und lächelte anzüglich. „Daran habe ich ehrlich gesagt nicht gedacht. Aber wenn du es so nett anbietest …“ Er sah kurz auf seine Uhr. „Wir haben den Tisch ab sieben bestellt. Aber selbst wenn wir später kommen, für einen Jarrod hat man immer noch einen Platz.“
Selbstgefällig grinsend lehnte er sich zur Seite, um Haylie erneut zu küssen, doch sie wich ihm schnell aus. Verblüfft sah er sie an und runzelte die Stirn. „Was ist denn los?“
„Es geht hier nicht um mich.“ Angewidert wies sie mit dem Kopf auf das Bett. „Sondern um den Rotschopf da drüben.“
Er fuhr herum und starrte auf die Wölbung unter der Bettdecke, die sich gerade bewegte. Mit drei langen Schritten stand er vor dem Bett und riss die Decke zurück. Eine schlanke Gestalt, nackt bis auf einen rosa BH und einen rosa Slip, räkelte sich und drehte sich auf den Rücken. Die junge Frau lächelte träge, als sie Trevor erblickte. „Hallo, Baby! Ich hoffe, du hast nichts dagegen, dass ich mich selbst reingelassen habe.“
Das reichte! Mehr brauchte Haylie nicht zu hören. Vielleicht konnte sie auch nicht mehr ertragen, ohne dass ihr übel wurde oder sie die Fassung verlor. Sie drehte sich auf dem Absatz herum, verließ den Raum und lief die Treppe hinunter. Was sollte sie tun? Das Auto nehmen, das ihr nicht gehörte, und wegfahren? Aber wohin? Ins Jarrod Ridge ? Denver? In ein Hotel in Aspen? Was auch immer, erst einmal musste sie Bradley abholen.
Doch bei all den Gedanken, die auf sie einstürzten, war ihr durchaus bewusst, dass sie nichts von alledem tun würde. Hatte sie denn überhaupt das Recht, so wütend zu sein? Was ging es sie an, ob Trevor auch mit anderen Frauen schlief? Ihr war doch immer klar gewesen, dass er das Leben eines Playboys führte. Sicher, sie schliefen miteinander, und dass sie sich darauf eingelassen hatte, war sicher nicht die schlaueste Entscheidung ihres Lebens gewesen. Aber es war nie die Rede davon gewesen, dass Seitensprünge nicht erlaubt waren.
Außerdem hatte sie genau gewusst, welchen Ruf Trevor hatte, wenn es um Frauen ging. Eigentlich sollte sie sich wundern, dass bisher nicht noch mehr weibliche Fans von ihm aufgetaucht waren, die Ansprüche anmeldeten. Obwohl es wirklich nett gewesen wäre, wenn sie diese Rothaarige nicht gerade in seinem Bett gefunden hätte. In demselben Bett, dachte sie verbittert, das ich letzte Nacht noch mit ihm geteilt habe. Aber dieses Risiko musste man wohl eingehen, wenn man sich mit Colorados größtem Frauenheld einließ.
Das bedeutete, dass sie schnellstens über ihn hinwegkommen musste. Sie sollte besser aufhören, wie eine verlassene Geliebte oder eine betrogene Ehefrau zu reagieren. Doch das war leichter gesagt als getan. Denn der Verstand war eine Sache, die Gefühle aber eine ganz andere. Die Absätze ihrer High Heels schlugen hart auf dem Holzfußboden auf, als sie zu dem großen Kamin ging. Der war zwar kalt, aber das war ihr egal. Kochend vor Wut verschränkte sie die Arme vor der Brust und ging vor dem Kamin auf und ab. Irgendetwas musste sie tun, während sie wartete. Worauf, wusste sie selbst nicht.
Mit ziemlicher Sicherheit würde das Essen im Chagall’s ausfallen. Aber sie wagte es nicht, nach oben in ihr Zimmer zu
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