Rote Sonne - heisse Kuesse
über das Haustelefon erreichen, wenn du etwas brauchst.
Das Dinner ist um 20 Uhr.
Sei um 19 Uhr fertig.
Zieh ein Cocktailkleid an.
Keine Unterschrift, aber der Zettel war bestimmt von Dante, der sie wieder wie eine Marionette behandelte.
Da sie das Mittagessen verpasst hatte und es bis zum Dinner noch drei Stunden waren, entschied Jenny sich für eine Stärkung. Sie rief in der Küche an und bat dort um eine Kanne Kaffee und ein paar belegte Brote. Sie würde Energie sowie einen klaren Kopf benötigen, um mit der Familie Schritt zu halten und noch viel mehr, um sich Dantes gefährlicher Anziehungskraft zu erwehren.
Sie versuchte, sich keine Gedanken darüber zu machen, was er als Nächstes tun würde. Doch je näher das Wiedersehen rückte, desto besorgter wurde sie. Nachdem sie geduscht hatte, zog sie ihr grüngoldenes Cocktailkleid aus Seide an und schminkte sich passend dazu. Danach legte sie den Goldschmuck an, bürstete ihr Haar und war mit ihrer Erscheinung zufrieden. In den verbleibenden zwanzig Minuten hatte sie nichts anderes mehr zu tun, als im Zimmer auf und ab zu gehen und sich Sorgen über Dinge zu machen, die sie nicht kontrollieren konnte.
Frische Luft war jetzt genau das Richtige. Sie öffnete die Glastür, durchquerte den Säulengang und lehnte sich gegen die Steinmauer. Die salzige Meeresluft brachte eine angenehme Frische mit sich, und Jenny beobachtete, wie sich beim Sonnenuntergang die Farben des Himmels und des Wassers veränderten. Aber die Ruhepause war nur von kurzer Dauer. Als sie gerade anfing, sich zu entspannen, hörte sie Dantes Stimme und verkrampfte sich sofort wieder.
„Ich hoffe, du hast nicht vor, da runterzuspringen.“
Jennys Herz machte einen Satz. Sie biss die Zähne zusammen und zwang sich, ruhig zu bleiben und ihm nicht zu zeigen, wie sehr seine Gegenwart sie irritierte.
„Das Leben hat mich noch nicht besiegt“, erwiderte sie und drehte sich zu ihm um. Er kam aus ihrem Schlafzimmer. „Hast du gerade die Verbindungstür zwischen unseren beiden Suiten benutzt?“
Er zuckte gleichgültig die Schultern. „Ich habe geklopft. Als du nicht geantwortet hast, wollte ich sehen, wie es dir geht.“
Das klang plausibel. Trotzdem war Jenny nicht glücklich über die viel zu intime Situation. Doch sie entschloss sich, nicht auf einem Schlüssel zu bestehen. Entweder hatte Dante einen Schlüssel, oder er konnte sich einen besorgen. Deswegen einen Aufstand zu machen, würde nur Misstrauen hervorrufen, was zwischen Cousins fehl am Platz wäre.
„Glaub ja nicht, dass du jederzeit in meine Privatsphäre eindringen kannst“, warnte sie ihn.
Ein Lächeln umspielte seine Mundwinkel. Er kam auf sie zu und taxierte sie mit seinem Blick. „Wie ich sehe, geht es dir besser. Sind die Kopfschmerzen verschwunden?“
„Ja, danke.“
Sie sah wieder hinaus aufs Meer, und Dante stellte sich neben sie. Zu nah für ihren Geschmack. Er trug einen weißen Anzug und ein schwarzes Hemd, das am Hals offen stand – eine umwerfend attraktive Kombination. Sie war sich seiner Nähe so stark bewusst, dass sie kaum atmen konnte. Nur mit größter Anstrengung gelang es ihr, ihrer Stimme einen normalen Ton zu geben.
„Wer wird heute Abend beim Essen dabei sein?“, fragte sie. Einerseits wünschte sie sich, dass Anya tatsächlich verschwunden sein würde, andererseits wäre es gut gewesen, wenn Dantes sexuelles Interesse einer anderen gegolten hätte.
„Nur Nonno und seine drei Enkelkinder. Er hat sich den ganzen Nachmittag ausgeruht und freut sich auf den Abend. Bestimmt wird es ein schönes Dinner werden.“
Seine letzten Worte klangen wieder etwas härter – wie eine Warnung, dass Jenny sich Marco gegenüber wunschgemäß verhalten sollte. Spöttisch fragte sie ihn: „Musste Anya dafür büßen, dass sie dir nicht mehr gefallen hat?“
„Oh, ich glaube, Anya hat von unserer Beziehung profitiert. Deshalb wollte sie sie auch unbedingt verlängern, obwohl es eigentlich schon aus war zwischen uns. Ich habe ihr klar gemacht, dass ich daran nicht interessiert bin. Sie ist heute Nachmittag nach Rom zurückgeflogen. Mit all ihren Toilettensachen.“
Weg …
Jenny wusste nicht, ob sie enttäuscht oder erleichtert war. Damit war zwar eine Quelle möglicher Feindseligkeiten verschwunden, was vieles einfacher machte. Auf der anderen Seite konnte sie Anya nicht mehr als Schutzschild vor Dantes Zudringlichkeiten benutzen.
Sie sah ihn scharf an. „Hast du dir deine Welt schon immer so
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